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Angriff in Bangladesch
Erneut Blogger getötet

Zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit ist in Bangladesch ein religionskritischer Blogger auf offener Straße getötet worden. Der Mann wurde von mehreren Tätern mit Macheten attackiert. Die Polizei geht von einem islamistischen Hintergrund aus.

30.03.2015
    Blumen liegen als Zeichen der Trauer auf einer Straße in der Nähe des Hauses des ermordeten Bloggers Avijit Roy in Dhaka.
    In Bangladesch ist erneut ein Blogger getötet worden. (Archivbild) (pa/dpa/EPA/Abdullah)
    Vor einem Monat war der religionskritische Blogger Avijit Roy getötet worden. Jetzt ist sein Kollege Washiqur Rahman in der Hauptstadt Dhaka mit Macheten oder Fleischermessern zerstückelt worden. Nach Polizeiangaben ereignete sich der Mord wenige Hundert Meter vom Haus des Manns entfernt. Unmittelbar danach seien zwei Verdächtige festgenommen worden. Es soll sich um Schüler von Islam-Schulen handeln. Die Verdächtigen hätten ihren Angriff damit begründet, dass sich Rahman anti-islamisch geäußert habe, sagte ein Polizeisprecher.
    Erst Ende Februar war Rahmans Kollege Roy in Dhaka mit Macheten angegriffen worden. Er erlitt tödliche Kopfverletzungen, seine Ehefrau Rafida Ahmed wurde schwer verletzt und verlor durch den Angriff einen Finger. Roy, der die US-Staatsbürgerschaft besitzt, war Gründer des Blogs Mukto-Mona, das sich in dem mehrheitlich muslimischen Land kritisch mit dem Islam auseinandersetzte. Wenige Tage nach dem Mord wurde als Hauptverdächtiger ein fundamentalistischer Blogger festgenommen.
    Weiterer Mord vor zwei Jahren
    Im Jahr 2013 war in Bangladesch bereits ein weiterer atheistischer Blogger von einer Islamistengruppe ermordet worden. Sein Tod trieb damals Zehntausende Menschen zu Protesten auf die Straßen. Auf der anderen Seite forderten radikale Islamisten, atheistische Blogger wegen Gotteslästerung hinzurichten.
    Die säkulare Regierung von Ministerpräsidentin Sheikh Hasina ließ daraufhin vier Blogger festnehmen und ein Dutzend Websites und Blogs blockieren, um dem Zorn der Islamisten zu begegnen. Zugleich verstärkte sie die Sicherheitsvorkehrungen für die Blogger.
    Menschenrechtler und ausländische Journalisten sehen die Pressefreiheit in Bangladesch zunehmend bedroht. Anfeindungen gegen Blogger und Journalisten, die insbesondere zu religiösen Themen kritisch Position beziehen nehmen demnach zu. Auf der internationalen Rangliste der Pressefreiheit 2015 belegt Bangladesch Platz 146 von 180 Ländern.
    Reporter ohne Grenzen verlangt mehr Schutz
    Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) forderte mehr Sicherheit für Blogger in Bangladesch. "Die Regierung in Dhaka muss jetzt verhindern, dass sich ein Klima der Angst und Selbstzensur breit macht", sagte ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske in Berlin. "Angesichts der Zunahme von Gewalt muss die Regierung Blogger und kritische Journalisten besser schützen."
    (fwa/sima)