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Anhörung zum VW-Abgasskandal
Ein teures Happy End ist in Sicht

In den USA hat VW schon vor vier Wochen einen großen Schritt bei der Aufarbeitung des Abgasskandals getan. Der Konzern einigte sich mit den Umweltbehörden in Kalifornien und Washington. In San Francisco will Richter Charles Breyer, bei dem die Sammelklagen gebündelt sind, in einer Anhörung prüfen, ob es auch wirklich voran geht.

Von Nicole Markwald | 24.05.2016
    In New York leuchtet das Logo einer VW-Niederlassung neben einer Fußgängerampel.
    In den USA kommt VW bei der Aufarbeitung des Abgasskandals voran. (dpa / picture alliance / Michael Kappeler)
    Der Skandal um die manipulierten Abgaswerte von Volkswagen ist feinstes Filmmaterial – Leonardo DiCaprio hat sich schon vor einer Weile die Rechte an einem Spielfilm gesichert. An der Auflösung des Betrugs sind mehrere starke Figuren beteiligt: Richter Charles Breyer, bei dem die Sammelklagen gebündelt sind. Oder Kenneth Feinberg, der einen Entschädigungsfonds einrichten soll, wie er es auch schon für die Opfer der BP-Ölkatastrophe am Golf von Mexiko getan hat. Auch ein ehemaliger FBI-Direktor mischt mit: Robert Mueller ist als Schlichter eingesetzt – also Rollen, in denen man sich Robert Duvall, Michael Caine & Co vorstellen könnte.
    Die Zeichen stehen auf Happy End – wenn auch ein teures. Zumindest in den USA ist Volkswagen dem vor vier Wochen ein ganzes Stück näher gekommen. Der Konzern hatte dem Richter in San Francisco fristgerecht eine vorläufige Einigung mit der kalifornischen Umweltbehörde CARB und der Bundesbehörde EPA vorgelegt. Susan Carpenter ist die Auto-Expertin des Orange County Register. Sie sagte gegenüber dem Sender KPCC: "Betroffene können ihr Auto zurückkaufen oder reparieren lassen. VW muss einen Fonds für Entschädigungen einrichten und einen Fonds zur Förderung grüner Automobiltechniken – gute Nachrichten für alle Kunden, denen der Schutz der Umwelt wichtig ist."
    An den Details der Vereinbarung wird immer noch gefeilt. Deshalb hat Richter Breyer die heutige Anhörung angesetzt – um zu überprüfen, ob alle Parteien "noch immer auf dem richtigen Weg sind", wie er es formulierte. Viele Fragen sind nach wie vor offen: Wie hoch wird die Entschädigung ausfallen? Wie lassen sich betroffene Fahrzeuge umrüsten, dass ihre Abgaswerte die gesetzlichen Normen einhalten? Und hat das einen Verlust an Motorleistung zur Folge, wie viele US-Kunden befürchten? Was passiert mit den Autos, die VW zurückkauft? Werden sie einfach eingestampft, überlegt Susan Carpenter oder in Länder verkauft, in denen die Abgaswerte weniger streng geregelt sind? "They could be crushed, they could be sold in markets that don’t have as tough of emission’s standards – that is a big question mark, we don’t know the answer to.”
    Ungeklärt ist auch eine Lösung für die rund 90.000 Drei-Liter-Fahrzeuge, denn die getroffene Einigung betrifft nur die rund 480.000 Fahrzeuge mit Zwei-Liter-Motor, die auf amerikanischen Straßen unterwegs sind.
    Bis zum 21. Juni soll es Antworten auf diese Fragen geben, dann will Charles Breyer Details hören. Einen Monat später wird es dann eine öffentliche Anhörung zur Einigung geben - spätestens dann erfahren betroffene Fahrzeugbesitzer Einzelheiten über ihre Optionen und die Öffentlichkeit hat Gelegenheit, sich zu den Vereinbarungen zu äußern. Es dauert also noch, bis "The End" unter das Drehbuch geschrieben werden kann.
    Oscar-Preisträger DiCaprio ist übrigens nicht der einzige, der an einem Film über den VW-Skandal interessiert ist. Ein Autohausbesitzer aus New Jersey arbeitet bereits an einem Dokumentarfilm – er ist Dokumentarfilmer im Zweitberuf. Der Arbeitstitel für seinen Film: "Der Volkswagen-Schwindel des Jahrhunderts".