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Anlaufstelle für Geschädigte im Sport

Der Verein zur Unterstützung der Doping-Geschädigten des DDR-Sportsystems hat sowohl personelle als auch strukturelle Veränderungen vorgenommen. Zukünftig richtet sich der Verein an alle Geschädigten im Sport. Der Kampf um eine Rente für Dopingopfer wird nach dem "Nein" der CDU weitergeführt.

Von Robert Kempe | 03.03.2013
    Nach 14 Jahren stellt sich der Dopingopfer-Hilfe-Verein DOH neu auf. Ines Geipel, ehemalige DDR-Leichtathletin und heutige Professorin an der Ernst-Busch-Schauspielschule, tritt die Nachfolge von Klaus Zöllig an. Seit Gründung war Zöllig Vorsitzender des Vereins, der gegründet wurde um die Doping-Geschädigten des DDR-Sportsystems zu unterstützen und ihnen ein Gehör verschaffte. Zöllig begrüßt es, dass staatlich anerkannte Doping-Opfer nun den Verein führen. Doch sie werden es schwer haben. Denn heutzutage, so resümiert Klaus Zöllig, sei man in Deutschland an Dopingaufarbeitung nicht mehr interessiert.

    "Das ist das Problem, dass wir viele, viele Lippenbekenntnisse bei den Offiziellen haben. Nach dem Motto: Wasch mich, aber mach mich nicht nass. Es werden Reden geschwungen, man verspricht Solidarität und Unterstützung, aber man arbeitet sich hinterher auch ab diese auch anzumahnen und einzufordern, denn diese werden dann nicht umgesetzt. Das ist meine Erfahrung."

    In der letzten Zeit war es um den Verein still geworden. Damit soll nun Schluss sein. Man wolle eine glaubwürdige Instanz gegen den manipulierten Sport werden, sagt die neue Vorsitzende des Vereins Ines Geipel. Der Verein sieht sich zukünftig als eine Anlaufstelle für Geschädigte im Sport. Diesen will man beratend zur Seite stehen.

    "Das Motiv ist natürlich der hohe Bedarf. Der hohe Bedarf an immer wieder ehemaligen Athleten, die Informationen brauchen, die Hilfe brauchen. Aber natürlich auch im aktuellen Sport gibt es ja für viele Athleten Fragen und Nöte. Insofern ist diese Instanz richtig und wichtig."

    Ein zentrales Anliegen des DOH bleibt die regelmäßige finanzielle Unterstützung für Schwergeschädigte des DDR-Dopings. Vor kurzem brachten die Grünen einen Antrag in den Bundestag ein, indem sie unter anderem eine Rente für Dopingopfer fordern, die schon als Minderjährige leistungssteigernde Mittel bekamen. Dass dem Grünenantrag die Mehrheit zustimmt, ist unwahrscheinlich. Unter der Woche sprach sich der sportpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Klaus Riegert, gegenüber dem Deutschlandfunk gegen den Antrag der Grünen aus.

    "Die Geschädigten wurden einmalig entschädigt durch das Dopingopfer-Hilfe-Gesetz. An das Instrument Rente ranzugehen, hat natürlich viel weitere Implikationen und deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass unsere Fraktionen – die Koalition – an das Thema Rente herangeht. Wir werden meiner Meinung nach, von der Fraktion und der Koalition her, diesen Antrag ablehnen müssen."

    Seit Jahren wird über die Rente diskutiert. Riegert begründet seine Haltung unter anderem mit der oft gehörten Erklärung, wonach es juristisch schwierig sei, nachzuweisen, dass die Schäden der Opfer zweifelsfrei durch Zwangsdoping zu begründen seien. Das System Rente sei der falsche Ansatz, so Riegert.

    Die neue DOH-Vorsitzende Ines Geipel appellierte am Wochenende weiter an die Verantwortung der Politik. Das Gespräch suchen, will sie vor allem

    "mit den Stimmen, wo wir das NEIN ja kennen. Ich will aber noch einmal betonen, es gab Dopingprozesse, es gibt einen Bundesgerichtshof, der in diesen Fällen klar entschieden hat, der gesagt hat, es handelt sich in diesen Fällen um mittelschwere Kriminalität. Und in sofern würden wir doch hoffen, dass die Politik jetzt dort nicht unnötig dauert. Wo Menschen wirklich schwer geschädigt sind und nicht ins Leben zurückkommen, gibt es politischen Handlungsbedarf. Eigentlich hat man es doch in dem Land immer so gehalten."

    Veränderungen gibt es auch beim Doping-Archiv des Vereins. Das soll demnächst in Berlin angesiedelt werden. Man sei in guten Gesprächen mit der Robert-Havemann-Gesellschaft, so Geipel. Am bisherigen Standort in Weinheim waren die Kosten zu hoch. Das Archiv soll in Zukunft den Namen des renommierten Molekularbiologen und Anti-Doping-Kämpfers Werner Franke tragen.