Freitag, 19. April 2024

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Annette Reisinger, Violinistin des Minguet Quartetts
Beethoven als Herausforderung

Konzerte, Reisen, Unruhe: Der Alltag in einem Streichquartett hat mit behaglicher Innerlichkeit wenig zu tun. Die Musik Beethovens fordere besonders heraus, sagte die Violinistin Annette Reisinger im Dlf: „Die Ruhe beim Beginn von Streichquartett Nr. 14 cis-Moll opus 131 ist kaum auszuhalten.“

Annette Reisinger im Gespräch mit Michael Köhler | 05.01.2020
Die Mitglieder des Minguet Quartetts posieren mit Instrumenten auf einem Sofa
Das Minguet Quartett: Ulrich Isfort, Annette Reisinger, Matthias Diener und Aroa Sorin (Frank Rossbach)
Das Minguet Quartett, gegründet 1988, gehört zu den international gefragtesten Streichquartetten. "Wir spielen 80 Konzerte im Jahr", erzählt Annette Reisinger, die zweite Violinistin und Managerin des Quartetts. Unter anderem geht das Minguet Quartett jedes Jahr auf USA-Tournee. Doch die Unruhe von Weltstädten wie New York sei oft "nicht passend", erzählt sie: "Man braucht Rückzug."
Unruhe als Voraussetzung
Dennoch sei eine gewisse kreative Unruhe natürlich die Voraussetzung für das Entstehen von Musik: "Was mich heutzutage oft so schockiert ist, dass Leute vielleicht Ideen haben, aber stattdessen lieber chillen", sagt Annette Reisinger: "Wenn ich mir vorstelle, Mozart hätte das, was er im Kopf hatte nicht aufgeschrieben, sondern er hätte sich ausgeruht oder Urlaub gemacht, dann hätten wir diese Musik einfach nicht!"
Ruhe, die kaum auszuhalten ist
Als Musikerin sei es ihr Wunsch, so Reisinger, die Visionen anderer umzusetzen, zum Beispiel – im Beethoven-Jahr 2020 – die Visionen Beethovens, über den Goethe einst sagte: "Ich habe nie einen Menschen getroffen, der energischer und inniger ist als Beethoven." Insbesondere die Streichquartette seien eine enorme Herausforderung: "Der Beginn von Beethovens Streichquartett Nr. 14 cis-Moll opus 131 ist ganz, ganz langsam und spannt uns so auf die Folter, dass wir die Ruhe kaum aushalten können."