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Anschlag in Straßburg
Polizei tötet mutmaßlichen Weihnachtsmarkt-Attentäter

Die Nachricht lässt Frankreich aufatmen: Der mutmaßliche Attentäter von Straßburg ist nach zweitägiger Fahndung gestellt worden. Beim Versuch der Festnahme wurde der 29-Jährige erschossen. Kurz darauf meldete sich die Terrororganisation "Islamischer Staat" zu Wort.

Von Marcel Wagner | 14.12.2018
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    Nach dem Zugriff: Die Polizei hat die Stelle abgesperrt, an der Chérif Chekatt erschossen wurde (dpa/ Jean-Marc Loos)
    Die Nachricht hatte gerade angefangen, sich über französische Nachrichtenseiten zu verbreiten, da war Roland Ries bereits zugeschaltet im Radiosender Franceinfo. Nach zwei Tagen voller Anspannung klang Straßburgs Bürgermeister hörbar befreit.
    "Ich fühle große Erleichterung, das ist eine sehr gute Nachricht, die es uns möglich machen wird, unsere Lebensweise leichter wiederzufinden, unsere Art zu leben, unsere Werte. Wir haben bereits beschlossen, den Weihnachtsmarkt morgen wieder zu eröffnen. Das bestärkt uns in diesem Beschluss und in dem Kurs, zu einem normalen Leben zurückzukehren, nach dem Terror."
    Mutmaßlicher Attentäter eröffnete das Feuer
    Kurz zuvor erst hatte Ries eine Pressekonferenz gegeben, gemeinsam mit Frankreichs Innenminister, Cristophe Castaner. Die Entscheidung, Frankreichs Weihnachtsmarkt am Freitag wiederzueröffnen, hatten sie dort gemeinsam verkündet. Trotz der ungewissen Lage über den immer noch Flüchtigen Attentäter. Eben um dessen Terror die Stirn zu bieten. Was die beiden Männer noch nicht wussten, war, dass ein Einsatzkommando ihn in genau diesem Moment auf einer Straße entdeckt hatten.
    Was dann geschah, schilderte Innenminister Castaner wenig später in einer eilig einberufenen zweiten Pressekonferenz: "Sie haben ihn angesprochen, um ihn zu verhaften. In diesem Moment hat er sich umgedreht, frontal zu den Polizisten und hat auf sie geschossen. Sie haben sofort zurückgeschossen und den Angreifer neutralisiert." Keiner der drei Polizisten, die Chekatt angesprochen hatten, ist bei dem Angriff verletzt worden.
    Fahndungs-Unterstützung vor allem aus Deutschland
    Der Zugriff erfolgte letztlich in Neudorf, dem Viertel von Straßburg, in dem der 29-Jährige nach dem Attentat zuletzt gesehen worden war. Die Ermittler hatten ihn offenbar dort vermutet. Erst am Nachmittag hatten sie in dem Viertel eine groß angelegte Razzia vorgenommen, bei der mehrere Wohneinheiten kontrolliert worden waren. Am Vormittag hatten Einsatzkräfte bereits eine weitere Person aus dem Umkreis des mutmaßlichen Attentäters in Straßburg festgenommen.
    Zwischenzeitlich hatte es immer wieder Vermutungen gegeben, Chérif Chekatt sei nach dem Attentat möglicherweise nach Deutschland geflüchtet, wo er 2016 und 17 in Haft gesessen hatte. "Es gab eine großangelegte Fahndung mit starker internationaler Unterstützung, besonders aus Deutschland, aber nicht nur. Die Untersuchung wird jetzt durch die Pariser Staatsanwaltschaft weitergehen", dankte Innenminister Castaner.
    "Islamischer Staat" reklamiert Anschlag für sich
    Kurz nach der Nachricht der Tötung des Terroristen meldeten französische Nachrichtenseite, dass die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) das Attentat Chekatts für sich in Anspruch genommen hat. Er sei ein Soldat des IS gewesen, verbreitete die Terrororganisation. Von den französischen Behörden wurde er in einem Register für Radikalisierte geführt. Vor allem war Chérif Chekatt ihnen aber als vielfach verurteilter Verbrecher und Gewalttäter bekannt.