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Anschlagsversuche in den USA
Trump, die Rohrbomben und die Medien

Die versuchten Anschläge auf demokratische Politiker sind für US-Präsident Donald Trump allein auf die Berichterstattung in den Medien zurückzuführen. Schuld seien ihre absichtlichen falschen Berichte. Kritiker machen dagegen gerade diese Hass-Rhetorik Trumps für den Bombenterror verantwortlich.

Von Thilo Kößler |
    US-Präsident Trump spricht in Washington zu Medien-Vertretern.
    das Verhältnis von Donald Trump zu den Medien bleibt gespannt (dpa / AP Photo / Pablo Martinez Monsivais)
    Erst sah es so aus, als hätte der Präsident Kreide gefressen – sein Appell an die Einheit des Landes klang geradezu leidenschaftlich. Gewalt hätte keinen Platz in der amerikanischen Gesellschaft, sagte Trump.
    Doch kaum hatte die Führung der Demokraten diese Erklärung Donald Trumps als leere Worthülse gegeißelt, vollzog Trump die erwartete Kehrtwende und fiel wieder in die konfrontative Wortwahl zurück: Im erkennbaren Bemühen, von der lauter werdenden Kritik abzulenken, er selbst habe mit seinem provozierenden Politikstil den Weg in den Bombenterror geebnet, griff er einmal mehr die Medien an: "Ein sehr großer Anteil des Zorns, den wir heute sehen", schrieb Trump in einem Tweet, "wird durch die absichtlich falschen und inkorrekten Berichte der etablierten Medien hervorgerufen, die ich als Fake News bezeichne". Zitat Ende.
    Das Diktum von den "Fake News", den bewusst verfälschten Nachrichten, steht mittlerweile für das zum Reißen gespannte Verhältnis des Präsidenten zu den Medien – und hat längst international Schule unter Autokraten und populistischen Bewegungen gemacht.
    Schlagabtausch mit den liberalen Medien
    Trump, selbst ein Medienmann und erfahrener TV-Showmaster, steht mit den Medien auf Kriegsfuß, seit er den Schritt in die Politik wagte und sich in den Wahlkampf stürzte. Mit Hilfe der Medien, die ihm ob seiner steilen Thesen und seines damit angeblich verbundenen politischen Unterhaltungswertes über Gebühr Sendezeit einräumten, gewann er zunächst den innerparteilichen Kampf um die Spitzenkandidatur, anschließend die Wahlen. Seither stilisiert sich der Präsident als Opfer der liberalen Medien, die nichts unversucht gelassen hätten, um ihm den Weg ins Oval Office zu versperren, wie er - wie hier in einer Rede vor der konservativen CPAC-Konferenz im Jahr 2017 – immer wieder betont.
    Im Schlagabtausch mit den liberalen Medien geht der Präsident keiner Zuspitzung aus dem Weg: Mal unterbindet er Fragen von unliebsamen Reportern. Mal attackiert er aggressiv Moderatoren oder Kommentatoren. Abgesehen von den ihm wohlgesonnenen Sendern wie Fox-News sieht Trump in Journalisten nur noch "Volksfeinde".
    Dabei scheut Trump auch nicht davor zurück, Assoziationen an gewalttätige Auseinandersetzungen zu wecken. So war es Trump selbst, der über Twitter ein Video verbreitete, in dem er während einer Wrestling-Veranstaltung auf einen Gegner losging, in dessen Gesicht ein CNN-Logo montiert war. Erst in der vergangenen Woche lobte Trump den rechtskräftig verurteilten Kongressabgeordneten der Republikaner, Gregg Gianforte, weil er einen Korrespondenten nach einer unliebsamen Frage zu Boden gestreckt hatte. CNN-Reporter, die mittlerweile unter Personenschutz arbeiten, berichten von immer aggressiveren Attacken bei Trump-Veranstaltungen.
    Trumps Rhetorik als Hintergrund für den Bombenterror
    Trumps hasserfüllte Rhetorik gegenüber dem politischen Gegner, gegenüber Minderheiten, gegenüber den Medien wird in der öffentlichen Debatte folgerichtig als Hintergrund für den Bombenterror gesehen. Selbst in den eigenen Reihen wird hin und wieder Kritik laut – zum Beispiel von dem republikanischen Senator aus Nebraska, Ben Sasse, der wegen Trumps polarisierendem Politikstil immer wieder mal einen Parteiaustritt erwog, aber nie vollzog. Ben Sasse forderte Trump auf, den Nonsens zu unterlassen, die Medien als Volksfeinde zu bezeichnen.
    Doch weder Ben Sasse, noch Medienvertreter wie der Herausgeber der New York Times, Arthur Gregg Sulzberger, oder der Chef von CNN, Jeff Zucker, haben sich beim Präsidenten bislang Gehör verschaffen können. Zucker stellte unter dem Eindruck der Bombendrohung nüchtern fest, dass der Präsident bis heute nicht den einfachen Sachverhalt verstanden habe, dass Worte Folgen haben.