Freitag, 03. Mai 2024

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Anti-Terroreinsatz in Belgien
Belgische Justiz erhebt Anklage gegen drei Männer

Nach dem Anti-Terror-Einsatz in Belgien ist gegen drei festgenommene Männer offiziell Anklage erhoben worden. Die Polizei hatte am Samstag zunächst zwölf Personen festgenommen, weil sie Anschläge geplant haben sollen. Bei den drei nun in Haft genommenen soll es sich um Bekannte der drei Brüsseler Attentäter handeln.

19.06.2016
    Sicherheitskräfte in Brüssel vor dem Hauptbahnhof, der am 19.06. evakuiert wurde.
    Die Terrorwarnstufe in Belgien bleibt auf Stufe drei von vier. (dpa-Bildfunk / EPA / JULIEN WARNAND )
    Die belgischen Ermittler waren am Wochenende landesweit gegen mutmaßliche Extremisten vorgegangen. 40 Menschen seien vernommen und zahlreiche Wohnungen und Garagen durchsucht worden, teilte die Staatsanwaltschaft in Brüssel am Samstag mit. Zwölf Personen seien festgenommen worden. Die Razzien erfolgten demnach im Zuge von Terrorermittlungen, die ein "sofortiges Eingreifen" erfordert hätten. Waffen und Sprengstoff waren demnach nicht entdeckt worden.
    Drei der Personen wurden in Haft genommen. Ihnen werde "versuchter terroristischer Mord" sowie "Beteiligung an den Aktivitäten einer terroristischen Gruppe" zur Last gelegt. Zur Identität der Verdächtigen machte die Staatsanwaltschaft keine Angaben. Unbestätigten Medienberichten zufolge handelt es sich bei ihnen um Bekannte oder Verwandte der Brüder Khalid und Ibrahim El Bakraoui sowie von Najim Laachraoui, den drei Attentätern vom 22. März in Brüssel. Bei den Selbstmordattentaten am Flughafen und in einer Metrostation waren 32 Menschen ums Leben gekommen.
    Ziel Fanzone in Brüssel?
    Der TV-Sender VTM berichtete, die festgenommenen Personen stünden im Verdacht, für dieses Wochenende einen Anschlag in Brüssel geplant zu haben. Das Attentat sollte demnach während eines Fußballspiels der belgischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Frankreich geschehen. Die Mannschaft spielte am Samstagnachmittag gegen Italien.
    Der nationale Sicherheitsrat entschied, die Terrorwarnstufe im Land zunächst unverändert auf der zweithöchsten Stufe zu belassen. Die Terrorwarnstufe 3 bedeutet, dass eine Terrorattacke möglich und wahrscheinlich ist. "Das Signal, das wir damit senden, ist ein beruhigendes", sagte Premierminister Charles Michel nach Angaben des Senders RTBF. Einige Minister, darunter auch Michel, waren demnach zuvor unter besonderen Schutz gestellt worden.
    Einige der am Wochenende durchsuchten Objekte liegen in der als Islamisten-Hochburg bekannten Brüsseler Gemeinde Molenbeek. Dort war unter anderem im März Salah Abdeslam gefasst worden. Der 26-Jährige gehörte im Zusammenhang mit den Anschlägen von Paris im November 2015 zu den meistgesuchten Terroristen in Europa.
    Warnung vor IS-Kämpfern auf dem Weg Richtung Europa
    Erst am Freitagabend hatte die belgische Staatsanwaltschaft die Festnahme eines achten Verdächtigen im Zusammenhang mit den Anschlägen in Brüssel bekanntgegeben. Gegen den 30-jährigen Belgier wurde Haftbefehl erlassen.
    Die belgische Polizei hatte zudem vergangene Woche Sicherheitskreisen zufolge eine Warnung erhalten, dass sich Kämpfer der Extremistenmiliz IS auf den Weg nach Europa gemacht und Anschläge in Belgien und Frankreich geplant hätten.
    (hba/ach)