Im Kern geht es dabei um die Frage, ob der Holocaust – der Völkermord an den Juden in der Zeit des Nationalsozialismus – mit anderen Verbrechen verglichen werden darf. Und: Ist Mbembe ein Antisemit, wenn er Israels Besatzungspolitik mit dem rassistischen Apartheids-Regime in Südafrika gleichsetzt? Die Einladung an Mbembe, als Redner das – inzwischen abgesagte – Kulturfestival "Ruhrtriennale" zu eröffnen, führte deshalb zu Protesten aus der Politik – und zur Forderung, ihn wieder auszuladen. Diese Position unterstützte unter anderem der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein.
Nun haben sich knapp 700 Intellektuelle, Künstlerinnen, Schriftsteller aus Afrika an Bundeskanzlerin Merkel und Bundespräsident Steinmeier gewandt, um Mbembe zu verteidigen und Kleins Rücktritt zu fordern.
Nicht zum Schweigen bringen
"Über seine Thesen muss man reden", sagte im Deutschlandfunk Sonja Zekri, Kulturredakteurin der Süddeutschen Zeitung in München. Sie hatte gerade Gelegenheit, mit Achille Mbembe zu sprechen. Für die Journalistin ist dessen These in Bezug auf die Shoa zentral: Deutsche Schuld sei nicht seine Schuld. Für die daraus abgeleitete These, ein Afrikaner könne bei der Bewertung historischer Ereignisse andere Kriterien als ein Deutscher haben, finde Mbembe große Unterstützung.
Sie sorge sich darum, so Zekri in "Kultur heute", dass diese prominente Stimme Afrikas durch Ausladungen zum Schweigen gebracht werden könne. Damit würde die Auseinandersetzung mit deutscher Kolonialgeschichte an Gewicht verlieren oder gar nicht mehr gehört werden. Die Gefahr besteht Zekris Einschätzung nach aber nur für die Debatte innerhalb Deutschlands. Global gesehen sei das Interesse an dem kamerunischen Historiker, der in Südafrika lehrt, gestiegen.