
Auf rund eine Milliarde schätzt das Internet Systems Consortium die Zahl der Hosts. Ganz so viele Rechner stehen allerdings nicht im Netz. Denn viele davon existieren nur virtuell. In der Regel laufen auf einem Internet-Server mehrere Systeme gleichzeitig. Nur so lassen sich Hardware und die für ihren Betrieb aufgewandte Energie effizient nutzen. Virtuelle Maschinen auf Client-Rechnern, auf PCs beispielsweise, sind seltener. Hier spielt die Anwendungsvirtualisierung eine größere Rolle. Statt eine Applikation auf einer virtuellen Maschine mit eigenem Betriebssystem zu installieren, packt man sie lediglich in einige Teile davon ein. Portable Anwendungen etwa, die von USB-Sticks aus starten, nutzen diese Technik. Brian Gammage, Virtualisierungs-Evangelist bei der EMC-Tochter VMWare lobt die Vorzüge dieser Methode:
"Indem man der Applikation einige Ressourcen, womit sie arbeitet, mitgibt, muss sie nicht direkt auf das Betriebssystem zugreifen. So können Konflikte mit Anwendungen vermieden werden, die dieselben Ressourcen benötigen."
Android Apps werden üblicherweise in Java geschrieben
Dlls, Dynamic Link Libraries, und ein Teil der Registry bilden so beispielsweise unter Windows eine eigene Laufzeitumgebung für virtualisierte Anwendungsprogramme. Die klassische Laufzeitumgebung für Handys wiederum ist die Java Runtime Environment. Auch dadurch werden Applikationen portabel. Sie laufen auf jedem Gerät mit einer Java Virtual Machine. Die wurde denn auch bereits auf Handy installiert, lange bevor es Betriebssysteme im eigentlichen Sinn dafür gab. Mit dem Aufkommen von Android allerdings hat Dalvik die Java Runtime als vorherrschende Laufzeitumgebung bei Smartphones abgelöst. Android-Apps werden üblicherweise in Java geschrieben und dann für den Einsatz unter Android, will sagen: auf der Dalvik Virtual Machine, konvertiert. Android selbst braucht’s nicht, damit Android-Apps laufen, nur eben Dalvik. Und darauf setzt die finnische Firma Jolla, deren Smartphone-Betriebssystem Sailfish-OS ebenfalls über eine Dalvik Virtual Machine verfügt. Antti Saarnio, einer der Unternehmensgründer:
"Unsere Software-Strategie basiert auf zwei Säulen: Zum einen ist Jolla in der Lage, Android-Applikationen zu verarbeiten. Das deckt den Software-Bedarf vieler Anwender ab. Und einige der wichtigsten Applikationen integrieren wir selbst."
Gänzlich neue technologische Basis
Eine ähnliche Strategie fährt Blackberry, vormals Research in Motion. Das kanadische Unternehmen war der Smartphone-Pionier schlechthin. Java-Programme liefen unter Blackberry-OS schon immer. Nach der Einführung des iPhone allerdings geriet der Hersteller von Handys mit E-Mail-Tastatur immer stärker unter Druck. Im letzten Jahr hat er sich deshalb völlig neu aufgestellt. Er heißt jetzt wie seine Gadgets - Blackberry halt. Deren System-Software hat er 2013 auf eine gänzlich neue technologische Basis gestellt. Und seit diesem Jahr laufen auch Android-Apps auf Blackberry-Telefonen, ohne dass der Programm-Code zuvor angepasst werden müsste, sagt Ulrich Brünger von der deutschen Niederlassung des Unternehmens:
"Seit Ende Januar mit dem Update 10.2.1 von uns ist es Kunden möglich, Android-Apps in einer Runtime zu nutzen auf Blackberry 10 Geräten. Das heißt, ich lade mir eine entsprechende Datei herunter, kann die installieren und nutzen."
Blackberry erschließt Anwendungswelt des Marktführers
Nach Zahlen der Gartner Group hatte Blackberry im vergangenen Jahr einen Anteil von unter zwei Prozent am weltweiten Smartphone-Markt. Für Anwendungsprogrammierer ist es wenig attraktiv, Apps für ein derartiges Nischenprodukt zu schreiben. Entsprechend stehen im hauseigenen Webshop auch sehr viel weniger Programme als in Apple’s App Store und in Google Play. Deshalb erschließt Blackberry seiner Kundschaft die Anwendungswelt des Marktführers.
"Der Hintergrund davon war, dass wir unseren Nutzern die Möglichkeit bieten wollen, auf möglichst viele Applikationen zuzugreifen. Und da sind diese Android-Applikationen natürlich am vielfältigsten."