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Arabische Marsmission
Die Vereinigten Emirate wollen zum roten Planeten

Einmal zum Mars – das gilt vielen Nationen als der Ritterschlag der Raumfahrt. Nun betritt ein neuer Player die Bühne: Die Vereinigten Arabischen Emirate möchten den roten Planeten erobern. Schon in zwei Jahren will das kleine Land am Persischen Golf seine erste eigene Sonde in eine Umlaufbahn schicken.

Von Guido Meyer |
    Der Planet Mars, aufgenommen mit dem Hubble-Teleskop
    Die Vereinigten Arabischen Emirate möchten 2021 eine Sonde zum Mars schicken (NASA/ESA)
    Die Vereinigten Arabischen Emirate gibt es seit 1971. Damals hatten sich sieben Emirate am Persischen Golf vereinigt. Bald steht der 50. Geburtstag der Staatsgründung an. Und den wollen die Emirate auf dem Mars feiern – mit einer Sonde, die den roten Planeten umkreist.
    "Sie heißt Hope wie 'Hoffnung', denn diese Mission soll unserer Region Hoffnung verleihen. Die Vereinigten Arabischen Emirate liegen in einer sehr schwierigen geopolitischen Region mit vielen Konflikten. Vielleicht können wir unsere Zukunft hoffnungsvoller gestalten, wenn wir unseren Nachbarn zeigen: Wir können solch eine Herausforderung meistern, obwohl unser Land gerade mal 50 Jahre alt ist."
    Mohsen Al Awadhi ist Ingenieur in der Abteilung für Weltraumsysteme des Mohammed Bin Rashid Space Centre in Dubai. In zwei Jahren wird eine japanische Rakete Hope ins All schießen. Nach einer siebenmonatigen Anreise soll die Sonde 2021 in eine Mars-Umlaufbahn eintreten, pünktlich zum fünfzigsten Jahrestag der Gründung der Vereinigten Arabischen Emirate.
    Beobachten statt Landen
    "Die Sonde wird sich dem Planeten auf 20.000 Kilometer nähern, sich an ihrem weitesten Punkt aber mehr als doppelt so weit von ihm entfernen. Von diesem stark elliptischen Orbit haben haben wir den roten Planeten ein Mars-Jahr lang komplett im Blick. Das entspricht drei Erd-Jahren. Die Instrumente können im Laufe der Mission 80 Prozent der Oberfläche erfassen. Die Umlaufbahn der Sonde liegt sogar noch außerhalb der des äußeren Mars-Mondes Deimos. Den werden wir vielleicht gleich mit erforschen."
    Hope wird sich also nicht mit der üblichen Suche nach Leben auf dem Mars aufhalten. Sie wird nicht landen, sondern aus der Umlaufbahn Fotos von der Oberfläche schießen und die Atmosphäre des Planeten untersuchen, ergänzt Salem Al Marri, der stellvertretende Direktor für Wissenschaft und Technologie, ebenfalls am Mohammed Bin Rashid Space Center.
    Das rätselhafte Schicksal der Atmosphäre
    "Das Ziel dieser Mission ist es, herauszufinden, was mit der Atmosphäre im Laufe der Zeit passiert ist, warum sie heute so dünn ist. Deswegen wird Hope erstmals die gleichen Stellen auf der Oberfläche mehrmals am Tag beobachten und das über ein Jahr verteilt. Frühere Sonden haben den Planeten zum Beispiel um sechs Uhr untersucht und dann 24 Stunden später wieder, beim nächsten Umlauf. Dann wissen Sie aber noch nicht, was sich um vier Uhr abspielt. Wir werden erstmals einen kompletten Tageszyklus der Mars-Atmosphäre abbilden."
    Vermutlich war die Atmosphäre des Planeten früher wesentlich dichter, als sie es heute ist. Der atmosphärische Druck beträgt heute weniger als ein Prozent von dem auf der Erde. Eine dichtere Atmosphäre, vor drei oder vier Milliarden Jahren, hätte aber flüssiges Wasser auf der Oberfläche ermöglicht - und darin möglicherweise Leben. Warum der Großteil der Atmosphäre in den Weltraum entwichen ist und welche Rolle das Magnetfeld und der Sonnenwind dabei spielen – all das soll Hope klären helfen. Und weil das so viele Aufgaben sind, brauchen die Araber Partner.
    Ohne Kooperation geht es nicht
    "Eines der Ziele dieses Programms war es, die Sonde gemeinsam mit Hochschulen in den USA zu entwickeln. So konnten wir Dinge lernen, die wir noch nicht selbst beherrschen, was beispielsweise Forschung angeht. Mit dieser Mission haben wir auch die wissenschaftliche Kompetenz von Universitäten in den Vereinigten Arabischen Emiraten erhöht, vor allem im Bereich der Planetenwissenschaften."
    Forscher der Universitäten von Colorado, Kalifornien und Arizona haben die drei Instrumente an Bord der Mars-Sonde gemeinsam mit ihren arabischen Kollegen entwickelt. An Bord werden zwei Spektrometer sein – eines für Infrarot-, eines für ultraviolettes Licht – und eine optische Kamera. Sie sollen Staubbewegungen in der Mars-Atmosphäre beobachten, die Bildung von Eiswolken, die Temperaturverteilung sowie die Ausbreitung von Wasserdampf und Ozon. Bleibt zu hoffen, dass sowohl der Start als auch die Anreise von Hope zum Mars gelingt und die Sonde die Hoffnung erfüllt, die man in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf sie setzt.