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Arbeitskampf bei Ufo
Es drohen Streiks bei Eurowings und Germanwings

Ufo, die Gewerkschaft der Flugbegleiterinnen, hat ihre Mitglieder bei Eurowings und Germanwings zur Urabstimmung über mögliche Streiks aufgerufen. Damit seien laut Ufo Streiks noch im August möglich. Der Mutterkonzern Lufthansa hält dagegen. Eine Einigung ist vorerst nicht in Sicht.

Von Mischa Ehrhardt | 12.07.2019
Passagiere warten am Flughafen von Frankfurt am Main (Hessen).
Mutterkonzern Lufthansa und die Gewerkschaft Ufo stehen sich derzeit unversöhnlich gegenüber (dpa / Frank Rumpenhorst )
Die Fronten sind schon seit längerem verhärtet – nun eskaliert die Lage im Konzern. Denn die Gewerkschaft der Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter hat ihre Mitglieder zunächst bei Eurowings und Germanwings zur Urabstimmung aufgerufen – gibt sich andererseits aber auch gesprächsbereit.
"Vielleicht gibt es ja noch einen Ausweg, ich finde Reden ja immer sinnvoller, als einfach nur weiter auf Eskalation zu setzen. Wenn das aber nicht passiert, dann läuft es darauf hinaus, dass wir die Urabstimmung machen, unsere Mitglieder werden sagen, wie sie momentan zu Streiks stehen, und dann werden wir, mit dem entsprechenden Ergebnis, die ersten Maßnahmen planen müssen", sagt Daniel Flohr, Tarif-Vorstand der Flugbegleitergewerkschaft UFO.
Streiks laut Ufo noch im Ferienmonat August möglich
Die Urabstimmung soll am kommenden Dienstag beginnen und drei Wochen bis zum 8. August laufen. Streiks seien damit noch im August möglich. Vorausgegangen war nach Angaben der Gewerkschaft das Angebot eines vierwöchigen Streikmoratoriums, das aber von Lufthansa beziehungsweise Eurowings nicht angenommen worden sei.
Der Lufthansa-Konzern argumentiert dagegen, dass bei der Gewerkschaft gar kein verhandlungsfähiger Vorstand vorhanden sei. Nach innergewerkschaftlichen Auseinandersetzungen waren in den vergangenen Monaten mehrere Ufo-Vorstände zurückgetreten. In einer offiziellen Stellungnahme von Eurowings heißt es heute:
"Anstatt aus machtpolitischen Eigeninteresse Verunsicherung über Medien zu verbreiten, fordern wir die Gewerkschaft auf alles daran zu setzen, ihre Vertretungsbefugnis und damit die Rechtmäßigkeit des Gewerkschaftsvorstands herzustellen. Dies hat die UFO trotz zahlreicher und monatelanger Aufforderungen bis heute nicht getan".
Kündigung der bestehenden Tarifverträge nicht rechtens
Am Montag beginnt vor dem Arbeitsgericht in Frankfurt ein weiterer Anlauf zur Klärung der rechtlichen Situation. Von dem erhofft sich die Lufthansa eine Bestätigung ihrer Rechtsauffassung. Die besagt, einfach ausgedrückt, dass die Kündigung der Tarifverträge seitens der Gewerkschaft schon nicht rechtens war, weil die handelnden Gewerkschafter keine Vertretungsbefugnis hatten. Folglich könne es auch keine Streiks geben. Die Gewerkschaft sieht dagegen ihre im März erfolgte Kündigung der Tarifverträge als rechtens an.
Eurowings unterstreicht, dass die mittlerweile ausgehandelten neuen Tarifverträge vom Unternehmen unterschrieben auf dem Tisch lägen und für die Kabinenmitarbeiterinnen und Mitarbeiter längst unter Dach und Fach sein könnten. Mit einem nicht handlungsfähigen Gewerkschaftsvorstand könne man aber solche Vereinbarungen nicht abschließen.
Die Gewerkschaft hält das wiederum für ein vorgeschobenes Argument.
"Die einzige Reaktion des Unternehmens war zu sagen, die Ufo kann ja gar nicht und das wird auch nicht passieren. Und fing an die Mitarbeiter zu verunsichern und auch zu bedrohen, und sagte schon direkt: Wenn da Streiks ausgerufen werden und Ihr nehmt daran teil, dann hat das arbeitsrechtliche Konsequenzen, das muss jedem klar sein. Ja, das kann man so machen, führt dann aber nicht zu einer Entspannung der Situation".
Ufo will noch Lufthansa-Mitglieder befragen
Vermutlich wird sich in den kommenden Tagen oder Wochen erst herausstellen, wer mit seiner Interpretation der Situation juristisch Recht behält – und ob damit im August mit Streiks zu rechnen ist oder nicht. Nach der Urabstimmung bei Eurowings übrigens will die Gewerkschaft auch ihre Mitglieder im Lufthansa Konzern befragen. Der eskalierte Streit könnte sich also noch ausweiten.