
Die bisherigen gesetzlichen Anforderungen führten nicht immer zu hoher Qualität; oftmals bedeuteten sie auch "übertriebenen Komfort", sagte Gebhard. Als Alternative habe die Architektenschaft den Gebäudetyp E entwickelt - die Abkürzung steht für "einfach" oder experimentell. Bei Gebäuden, die nach diesen Standards errichtet werden, spart der Bauherr beispielsweise durch eine Verringerung der Betongeschossdecken-Stärke.
Das rot-grün-gelbe Bundeskabinett hatte bereits einen Gesetzentwurf zum Gebäudetyp E beschlossen. Er kam aber wegen des Bruchs der Koalition nicht mehr durch den Bundestag.
Gebhard: Oft zu viele Steckdosen vorgeschrieben
Die Trittschalldämmung müsse nicht so hoch sein, "dass ich überhaupt nichts mehr vom Nachbarn höre", betonte Gebhard. Auch die große Anzahl an Steckdosen, die bislang verpflichtend sei, werde nicht in jedem Fall gebraucht. Eine Initiative in Norddeutschland habe den sogenannten Hamburg-Standard entwickelt, der über etliche Maßnahmen Einsparpotenziale bis zu 2.000 Euro je Quadratmeter erziele. Dabei werden nach Angaben der Hansestadt auch die Standards zu Barrierefreiheit und Brandschutz hinterfragt.
Die Präsidentin der Architektenkammer sprach sich zudem dafür aus, Bauland stärker zu subventionieren, etwa durch steuerliche Anreize. Es gehe aber nicht allein um die Kosten: Das Ziel müsse sein, auch schneller zu bauen als bisher. Hier seien die Behörden in der Pflicht: Die Erteilung einer Baugenehmigung dauere häufig zu lange, sagte Gebhard. "Es kann nicht sein, dass ich auf einen Vorbescheid ein Dreivierteljahr warten muss oder auf einen Bebauungsplan acht Jahre."
"Keine seriellen Kisten in Reihe bauen"
Bedenken, dass durch die neuen Maßnahmen immer mehr gleichförmige Gebäude entstünden, teile sie nicht. Es gebe etliche Beispiele für günstige, einfache Wohnungsbauten mit hohem gestalterischem Anspruch. "Einfach zu sagen: Wir bauen jetzt seriell die Kisten der Reihe nach hin, das wäre der völlig falsche Ansatz", betonte Gebhard. Große Chancen biete außerdem die Umwidmung gewerblicher Gebiete zu Wohngebieten mit entsprechenden Umbauten. In vielen Fällen schnitten Umbauten vorhandener Gebäude bei der Öko-Bilanz besser ab.
Bundesbauministerin Hubertz hatte am Wochenende das Ziel ausgegeben, die Kosten für die Errichtung neuer Wohngebäude zu halbieren. Die SPD-Politikerin sagte der "Bild am Sonntag", dies könne auch über mehr serielle Vorprodukte erreicht werden, wenn also Gebäudeteile wie Wände in einer Fabrik gefertigt würden.
Hubertz erklärte, sie wolle auch den Anstieg der Bodenkosten bremsen. Hier arbeite man zum Beispiel am Thema Erbpacht. "Es ist nicht der eine Knopf, den wir drücken – wir müssen uns die komplette Lebensphase eines Gebäudes und der Kostentreiber anschauen", sagte die Ministerin.
Diese Nachricht wurde am 16.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.