
Extreme Hitzebelastung ist ein ernstes Problem in Deutschland: Millionen von Menschen sind im Sommer an ihrem Wohnort besonders hohen Temperaturen ausgesetzt und im Jahr 2024 zählte das Robert-Koch-Institut 3000 Hitzetote – davon betroffen sind besonders schwächere und ältere Menschen.
Um diese dramatische Entwicklung abzuwenden, müssen unsere Städte klimaresilient umgebaut werden. Das bedeutet, sie müssen grüner werden. Denn vor allem dort, wo es sehr wenig Grün gibt und es dicht besiedelt ist, sind die Menschen häufig von starker Hitze betroffen.
Der klimaresiliente Umbau von urbanen Lebensräumen erfordert ein Umdenken in der herkömmlichen Städteplanung. Denn lange Zeit stand hier im Vordergrund, die Städte mobil und vor allen Dingen autofreundlich zu gestalten. Diese sechs Schritte helfen dabei, das in Zukunft zu ändern:
1. Mehr Grünflächen schaffen
Zu einer wichtigen Maßnahme gehört es, mehr Grün in die Städte zu holen. Gefällte Bäume müssen schnell ersetzt, Grünflächen ausgeweitet und Flächen entsiegelt werden. Denn Pflanzen spenden Schatten, nehmen Sonnenlicht und Wärme auf und speichern Wasser, was bei Hitze verdunsten kann und dadurch die Umgebung kühlt.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert die gesetzliche Einführung eines Grünflächenfaktors im Baugesetzbuch und in den Landesbauordnungen sowie eine verbindliche Finanzierung. Besonders Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD), Bundesbauministerin Verena Hubatz (SPD) und an alle zuständigen Landesminister müssten die Dringlichkeit dieser Maßnahme erkennen, so DUH-Geschäftsführerin Barbara Metz.
2. Abkühl-Zonen einrichten
Hier sind einige Lösungen sehr schnell umsetzbar: Städte können Trinkwasserbrunnen brauen, sowie öffentlich zugängliche Kühlzonen in Bibliotheken oder Museen einrichten.
Langfristig gesehen sollten die Städte sogenannte Kältereservoirs einplanen: Das bedeutet, Waldflächen schaffen und Zugang zu Wasserflächen oder Wasserläufen ermöglichen.
3. Passive Kühlung von Gebäuden
Gebäude sollten so geplant werden, dass sie natürlicherweise kühl bleiben. Denn alternativ müsste man auf Klimaanlagen setzen, die in Deutschland auch immer häufiger eingesetzt werden. Doch Klimaanlagen kühlen zwar die Innenräumen, pusten dafür aber Abwärme in die Stadt und heizen die Umgebung zusätzlich auf.
Um Gebäude ohne Klimaanlage kühl zu halten, gibt es einiges zu beachten. Innenräume müssen ausreichend Schatten haben, beispielsweise durch Pflanzen oder auch situativ durch Rollläden. Die Luft muss insbesondere nachts gut durch das Gebäude strömen können. Außerdem können die kühleren Temperaturen des Erdreichs genutzt werden, um Luftströme abzukühlen.
4. Höher bauen
Der gravierende Mangel an Wohnraum stellt die klimaangepasste Städteplanung vor große Herausforderungen. Denn mehr Häuser zu bauen hätte zur Folge, dass mehr Flächen versiegelt werden müssten und es weniger Grün gäbe. Um dem entgegenzuwirken, sollten beim Bau von neuem Wohnraum mehrere Faktoren berücksichtigt werden: Zum einen sollte mehr in die Höhe statt in die Breite gebaut werden.
Zum anderen sollte beim Bau von neuen Gebäuden darauf geachtet werden, dass Luftströme und Schatten dazwischen ermöglicht werden. Die gezielte Planung von Frischluftschneisen sorgt für eine bessere Belüftung der Stadt und damit für ein besseres Stadtklima.
5. Leerstand nutzen
Für eine nachhaltige Städtebauplanung raten Experten dazu, bestehenden Bestand besser zu nutzen. In Fachkreisen wird dies auch als „zirkuläres Bauen“ bezeichnet. Dieser Ansatz zielt darauf, bestehenden Bestand wie leere Gewerbegebäude umzubauen oder durch Anbauten aufzustocken.
Auch wenn die Sanierung von alten, leer stehenden Gebäuden aufwendig und teuer sein mag, rät Barbara Metz von der Deutschen Umwelthilfe dazu, nicht auf diese vielversprechende Maßnahme zu verzichten und entsprechend zu investieren. Ein Vorbild dafür ist die Stadt Basel in der Schweiz: Hier wurde eine leerstehende Gewerbehalle zu einer Schule umgebaut.
6. Ressourcenschonend bauen
Neubauten sollten aus Klimaschutz-Perspektive möglichst vermieden werden. Denn die Baubranche ist eine der größten CO2-Emittenten auf dem Planeten, sie verursacht weltweit 42 Prozent aller CO2-Emissionen.
Wenn ein Neubau doch nötig ist, sollte einiges beachtet werden. Klimaschädliche Materialien wie Beton sollten so wenig wie möglich verbaut werden, stattdessen setzt man besser auf natürliche Materialien wie Holz, Hanf oder Lehm.
Im Natural Building Lab an der TU Berlin etwa entwickeln Architekturstudierende Prototypen einer klimagerechten zukünftigen Baukultur, in der fast nur mit wiederverwendetem Holz gebaut wird und Bau-Abfälle weitgehend vermieden werden.
tan