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Argentinien
Stabwechsel im Präsidentenamt

Wer für Macri ist, ist gegen Kirchner und umgekehrt: Die Erwartungen an den neuen liberal-konservativen Präsidenten Argentiniens, Maricio Macri, sind so auch sehr unterschiedlich - der will in jedem Fall vieles anders machen als seine Vorgängerin.

Von Julio Segador | 10.12.2015
    Mauricio Macri
    Mauricio Macri tritt nun sein Amt in Argentinien an. (picture alliance / dpa / David Fernandez)
    Pablo Menéndez startet seinen Wagen und macht das, was er in den vergangenen 23 Jahren gemacht hat. Taxifahren durch Buenos Aires. In dieser Zeit hat er acht verschiedene Präsidenten erlebt, die letzten acht Jahre Cristina Kirchner. Nun übernimmt Mauricio Macri das Ruder in Argentinien. Pablo weiß nicht so recht, was er davon halten soll:
    "Nach so vielen Präsidenten hier in Argentinien habe ich keine große Hoffnung, dass es konkreten und sichtbaren Fortschritt im Land gibt. Vor allem nicht für jene, die es am nötigsten haben und die im System ganz unten sind. Die ärmeren Menschen im Land."
    Vielen geht es so wie Taxifahrer Pablo. Nach zwölf Jahren linksgerichtete Politik der Kirchners hat der liberal-konservative Politiker Macri die Wahl mit dem Versprechen des Wechsels gewonnen.
    Große Hoffnungen an neuen Präsidenten
    Angesichts einer tiefen Rezession, einer hohen Inflation und einer Währung, die buchstäblich tagtäglich an Wert verliert, konnte Macri viele Wähler für sich gewinnen. Pablo aber ist skeptisch.
    "Unser neuer Präsident hat, bevor er als Bürgermeister in Buenos Aires antrat, uns 14 Kilometer neue U-Bahn-Strecken versprochen. Am Ende wurden keine 50 Meter gebaut. Jetzt hat er eine Million neue Wohnungen versprochen. Wir sollten uns in vier Jahren erneut treffen, um nachzuprüfen, ob überhaupt 10.000 Wohnungen gebaut wurden."
    Im Microcentro in Buenos Aires, dort, wo die Wirtschaftsleute sitzen, die Banker, Analysten und Broker, dort setzen sie dagegen auf den 56-jährigen Macri. Sie hoffen, dass es vorbei ist mit Korruption, mit außenpolitischer Isolation, mit einer Selbstsicherheit der Präsidentin, die für viele nichts anderes ist als Selbstherrlichkeit.
    "Ich hoffe auf mehr Transparenz. Der Staat muss besser erklären, weshalb er eine bestimmte Politik macht. Man muss die Dinge nachvollziehen können. Es geht ja um das Geld des Staates, also um unser Geld."
    "Für mich muss das Auftreten der Regierung anders werden. Cristina hatte die Mehrheit, entsprechend arrogant ist sie aufgetreten."
    Kirchner-Anhänger verabschieden Präsidentin
    Am Abend vor der Vereidigung ihres Nachfolgers tritt sie noch einmal ein letztes Mal als Präsidentin auf. Vor über 100.000 Anhängern auf der Plaza de Mayo, dem Platz der Mairevolution. Gewohnt kämpferisch. So, wie ihre Anhänger sie lieben.
    "Für uns tritt sie durch das große Tor ab. Ich habe ihr die besten Jahre meines Lebens zu verdanken. Die besten."
    Die Gleichung ist einfach. Wer für Cristina ist, ist gegen Macri: Dieser Mann glaubt, dass nun wieder schlechtere Zeiten anbrechen.
    "Ich erwarte sehr wenig von ihm. Ich habe das schon durchgemacht. Ich bin jetzt 62 Jahre alt. 2001 verlor ich meine Arbeit. 2003, als die Kirchners kamen, bekam ich wieder einen Job."
    Mauricio Macri hat angekündigt, vieles anders zu machen als Cristina Kirchner. Er setzt in seinem Kabinett auf Wirtschaftsfachleute, Banker, Unternehmensführer. Ein deutlicher Wink an die Märkte. Kritiker sprechen von einem Rückfall in neo-liberale Zeiten, die Argentinien 2001 in die Pleite führten. Taxifahrer Pablo will daran lieber nicht denken.
    "Ich hoffe, sie haben gelernt, statt nur Zahlen zu interpretieren, dass es sich um Menschen handelt. Sie sollten die Hoffnung jener nicht enttäuschen, die für ihre Kinder sorgen wollen, und eine würdige Arbeit brauchen, um jeden Tag etwas auf den Teller zu bringen."