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Astronomie
Alter Stern und neuer Diebstahl

Der Schwan, auch Kreuz des Nordens genannt, steht derzeit abends fast im Zenit - im Laufe der Nacht segelt der mächtige Vogel über den Südwesthimmel. Heute vor 40 Jahren zog er besonders viele Blicke auf sich.

Von Dirk Lorenzen | 29.08.2015
    Vor 40 Jahren war die Nova im Grenzgebiet Schwan/Eidechse gut mit bloßem Auge zu sehen
    Vor 40 Jahren war die Nova im Grenzgebiet Schwan/Eidechse gut mit bloßem Auge zu sehen (Stellarium)
    Denn ein Stück oberhalb der Kreuzspitze war urplötzlich ein weiterer Stern aufgeflammt. Die "Nova Cygni" leuchtete fast so hell wie Deneb, der Hauptstern des Schwans. In den folgenden Nächten wurde sie wieder schwächer und war nach gut einer Woche nicht mehr mit bloßem Auge zu sehen.
    Der Name Nova, lateinisch neu, für solche Objekte ist historisch bedingt. Früher dachte man, ein neuer Stern sei entstanden.
    Tatsächlich haben im Schwan zwei sehr alte Sterne für Aufsehen gesorgt: Dort kreisen ein Weißer und ein Roter Zwerg umeinander - also der kompakte Rest eines sonnenähnlichen Sterns und ein kleiner, lichtschwacher Stern.
    Ihr Abstand ist so gering, dass sie in nur gut drei Stunden umeinander wirbeln. Aufgrund dieser Nähe zog der Weiße Zwerg viel Materie aus den äußeren Schichten des Begleiters ab. Sie legte sich wie eine "zweite Haut" auf die Oberfläche des Weißen Zwerges.
    Schließlich war das Gas zu heiß und das nukleare Feuer zündete. Durch diese Explosion strahlte das Objekt für kurze Zeit millionenmal heller.
    Vor der Explosion waren beide Sterne synchronisiert - sie rotierten gleich schnell. Doch der Weiße Zwerg hat durch diese Verpuffung etwas mehr Schwung bekommen.
    Jetzt sind die Doppelsterne aus dem Takt. Der Weiße Zwerg ist gut dreieinhalb Minuten schneller, als Folge des dramatischen Geschehens heute vor 40 Jahren.