Der griechische Gelehrte Eratosthenes war im dritten Jahrhundert vor Christus Leiter der Bibliothek von Alexandria. Er wusste, dass die Sonne in Syene zur Sommersonnenwende mittags im Zenit steht, denn sie scheint auf den Boden eines tiefen Brunnens. Mithilfe eines Schattenstabs hat Eratosthenes am selben Tag in Alexandria gemessen, wie groß dort der minimale Winkelabstand der Sonne vom Zenit ist. Er kam auf ein Fünfzigstel des vollen Kreisumfangs.
Da die Entfernung zwischen Alexandria und Syene, dem heutigen Assuan, bekannt war, hat Eratosthenes daraus den Umfang der Erde berechnet. Es ist nicht überliefert, ob er in ägyptischen oder griechischen Längeneinheiten rechnete. Mit Ersteren ergibt sich ein Erdumfang von gut 39.600 Kilometern – der Fehler liegt nur bei einem Prozent. Vermutlich kam er aber auf einen Wert, der etwa 16 Prozent zu hoch lag. Das schmälert seine Leistung keineswegs: Zum einen war die Entfernung zwischen Alexandria und Syene nicht präzise vermessen – zum anderen liegen beide Orte nicht auf demselben Längengrad, sodass der tatsächliche Abstand kleiner ist als angenommen.
In jedem Fall hat Eratosthenes erstaunlich genau die Größe der Erde bestimmt – und das Wasser von Assuan spielte schon damals eine große Rolle.