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Astronomie
Der geniale Marsfotograf

Als Weihnachten 2003 Europas Raumsonde Mars Express in eine Umlaufbahn um den Roten Planeten einschwenkte, war Gerhard Neukum endlich am Ziel seiner Träume: Denn an Bord der Sonde befand sich die hochauflösende Stereokamera, an der er beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und der FU Berlin jahrzehntelang als Planetenforscher gearbeitet hatte.

Von Dirk Lorenzen | 06.01.2015
    Bereits sieben Jahre zuvor hatte die russische Sonde Mars 96 eine baugleiche Kamera ins All tragen sollen, war aber nach dem Start in den Pazifik gestürzt.
    Gerhard Neukum ließ sich nicht entmutigen: Gemeinsam mit Kollegen aus Frankreich und Italien brachte er Europas Weltraumorganisation ESA dazu, im Rekordtempo eine eigene Marsmission anzugehen. Mars Express wurde zur Geburtsstunde der planetaren Raumfahrt Europas.
    Die von Gerhard Neukum konstruierte Kamera liefert einzigartige Stereoaufnahmen der Marsoberfläche, vom Canyon-System Valles Marineris, dem Vulkan Olympus Mons oder Eisflächen in polnahen Kratern.
    Der Wissenschaftler, der für seine Doktorarbeit Apollo-Mondproben untersucht hatte, hat in Deutschland die reine Geophysik zur modernen Planetenforschung gemacht.
    Er entwickelte die Methode, mit der sich das Alter von Oberflächen auf Planeten oder Monden aus der Häufigkeit der Krater bestimmen lässt. Nach der Faustregel: Je mehr Einschlagkrater, desto älter.
    Gerhard Neukum, der ebenso genial wie eigensinnig sein konnte, ist am 21. September des vergangenen Jahres im Alter von 70 Jahren gestorben. Seine Kamera auf Mars Express ist noch immer im Einsatz.
    Die High Resolution Stereo Camera, Gerhard Neukums Denkmal auf Mars Express (DLR/ESA)
    Die High Resolution Stereo Camera, Gerhard Neukums Denkmal auf Mars Express (DLR/ESA) (DLR/ESA)