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Astronomie
Die abendliche Sonnenwende

Winteranfang ist erst Montag in einer Woche. Dann erleben wir auf der Nordhalbkugel der Erde den kürzesten Tag des Jahres. Doch erfolgt an jenem Tag keineswegs der späteste Sonnenaufgang und der früheste Sonnenuntergang.

Von Dirk Lorenzen | 13.12.2014
    Ursachen dieses kuriosen Phänomens sind die elliptische Erdbahn und die Neigung der Erdachse. Dadurch bewegt sich die Sonne an unserem Himmel nicht mit gleichmäßigem Tempo, sondern mal etwas schneller und mal etwas langsamer.
    Das Zusammenspiel beider Effekte führt dazu, dass in Kassel die Sonne derzeit um 16.16 Uhr untergeht - zu Winteranfang in neun Tagen allerdings sinkt sie bereits zwei Minuten später unter den Horizont.
    Dagegen geht die Sonne morgen um 8.17 Uhr auf, doch ist das bei weitem nicht der späteste Aufgang. Silvester zeigt sich die Sonne noch einmal sieben Minuten später als morgen.
    Je äquatornäher der Beobachtungsort liegt, desto länger ist die Zeitspanne zwischen der Wintersonnenwende und den Extremwerten des Auftauchens und Versinkens der Sonne.
    So war auf der Breite von Caracas im Norden Südamerikas der früheste Sonnenuntergang bereits Mitte November! Dafür erfolgt dort der späteste Sonnenaufgang erst Ende Januar.
    Aber lassen Sie sich nicht verwirren: Dieses kuriose Phänomen bezieht sich allein darauf, ab wann die Sonne zu sehen und ab wann sie wieder verschwunden ist.
    Die Sonnenscheindauer, also die Länge des lichten Tages, erreicht erst zur Wintersonnenwende ihren geringsten Wert. Wer sich aber besonders abends nach mehr Licht sehnt, kann sich schon heute über die gefühlte Sonnenwende freuen.