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Astronomie
Die Huhn-Leier mit der Adler-Wega

Mit Einbruch der Dunkelheit strahlt die blau-weiße Wega fast im Zenit. Im Laufe der Nacht sinkt der auffällige Stern an der rechten oberen Ecke des Sommerdreiecks am Westhimmel herab.

Von Dirk Lorenzen | 19.08.2015
    Wega und die Leier leuchten zwischen Schwan und Herkules
    Wega und die Leier leuchten zwischen Schwan und Herkules (Stellarium)
    Wega leuchtet in der Leier, einem kleinen, aber sehr markanten Sternbild. Der Rest des einzigen Musikinstruments am Himmel ist das kleine Parallelogramm links unterhalb der Wega.
    Laut der griechischen Mythologie hat Hermes, der Götterbote und Beschützer der Diebe, die Leier erfunden. Demnach hat Hermes eine Schildkröte getötet, sie ausgenommen und über den Panzer sieben Saiten gespannt. Mit einem Stöckchen schlug er auf die Saiten und entlockte so dem Schildkrötenpanzer liebliche Laute.
    Auch die Perser sahen in diesem Sternmuster eine Leier. Andere Kulturen haben dort eine Harfe erkannt.
    In einigen Regionen galt die Himmelsfigur als Al Nasr al Waki, als herabstürzender Steinadler - im Gegensatz zum fliegenden Adler, den wir heute noch kennen.
    Für die australischen Ureinwohner pickt am Himmel ein Huhn. Von dort, der Südhalbkugel aus gesehen, steht die Leier kopfüber knapp über dem Nordhorizont - und Wega ist wohl ein wunderbares Korn, das das Huhn erfreut.
    Der römische Staatsmann Cicero schreibt von der Lyra Mercurialis, also der Leier des Merkurs, der römischen Version von Hermes.
    Zwar heißt das Sternbild bei uns Leier, aber auch der Adler ist nicht ganz verloren gegangen. Denn der Name des Hauptsterns Wega geht auf das arabische Al Waki zurück - der Adler krallt sich also die Leier.
    Achten Sie beim nächsten Blick zur Wega auf die Leier, den Adler - und das Huhn.