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Astronomie
Die Vermessung der Milchstraße

In der griechischen Mythologie ist Gaia die Urmutter - die Mutter Erde, die alles gebiert. Sie ist als einer der ersten Götter aus dem Chaos entstanden. Die Astronomen haben sie als Patronin für das Satellitenteleskop Gaia ausgewählt.

Von Dirk Lorenzen | 27.02.2014
    Der Name passt - denn Gaia soll in den kommenden vier Jahren etwa eine Milliarde Sterne der Milchstraße präzise vermessen. Es geht vor allem darum, Position und Bewegung der Sterne zu bestimmen.
    Damit bringt Gaia Ordnung ins Chaos: Bis heute kennen sich die Forscher nur bis in etwa 300 Lichtjahre Entfernung von der Sonne recht gut aus - Gaia aber wird noch Sterne erfassen, die hundertmal weiter entfernt sind.
    Die Daten sollen helfen, einige grundlegende Fragen zu klären - etwa wie viele Spiralarme unsere Milchstraße hat. Meist vermuten die Astronomen, dass es zwei sind - aber womöglich gibt es auch vier Arme.
    Zudem suchen die Forscher nach Belegen dafür, dass unsere Milchstraße in der Vergangenheit viele andere Galaxien geschluckt hat. Dieser kosmische Kannibalismus müsste sich noch heute durch die auffällige Bewegung der Sterne der einverleibten Galaxien verraten.
    Erst wenn die Astronomen genau wissen, wie unsere Milchstraße aufgebaut ist und sich entwickelt hat, lassen sich auch andere Galaxien im Kosmos verstehen.
    Gaia wird den Himmel komplett vermessen. Im Datenwust finden sich dann nicht nur Sterne - der "Beifang" der Mission dürfte beachtlich ausfallen: viele Galaxien und Quasare, Planeten um fremde Sterne und Tausende unbekannte Asteroiden in unserem Sonnensystem.