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Astronomie
Doppelhaufen im Schiffskiel

Gegen vier Uhr früh lugt das Achterschiff über den Südhorizont. Seine schwachen Sterne zeigen sich ein gutes Stück links von Sirius, dem hellsten Stern am ganzen Himmel.

Von Dirk Lorenzen | 24.11.2014
    Die beiden jungen Sternhaufen im Sternbild Schiffskiel
    Die beiden jungen Sternhaufen im Sternbild Schiffskiel (ESO)
    Es gehörte ursprünglich zum riesigen antiken Sternbild Argo, das später in die drei Figuren Achterschiff, Segel und Schiffskiel aufgeteilt wurde.
    Im Schiffskiel leuchten zwei wunderbare Sternhaufen dicht nebeneinander: Der eine, NGC 3603, ist erst wenige Millionen Jahre alt. Nirgendwo sonst in unserer Milchstraße haben die Astronomen auf so engem Raum so viele massereiche Sterne beobachtet. Etliche sind mehr als 80-mal schwerer als unsere Sonne.
    Sollte einer davon bald als Supernova explodieren, so wäre das trotz einer Entfernung von mehr als 20.000 Lichtjahren mit bloßem Auge zu sehen, sofern nicht zu viel kosmischer Staub die Sicht trübt.
    Am Himmel dicht neben diesem Haufen, tatsächlich aber nicht einmal halb so weit entfernt wie er, leuchtet NGC 3576 - ein rötlicher Gasnebel mit einer kleinen Gruppe heißer Sterne.
    Besonders markant sind lange Gaswolken, die wie die Hörner eines Schafbocks aussehen. Sie sind vermutlich dadurch entstanden, dass die jungen Sterne mit ihrer intensiven Strahlung das Gas des Haufens ins All gepustet haben.
    Das turbulente Geschehen im Schiffskiel ist aus unseren Breiten leider nicht zu sehen. Doch von ihrem Logenplatz in Chile aus haben die Astronomen kürzlich ein wunderschönes Weitwinkelfoto gemacht - es zeigt viele helle Sterne und bizarr geformte Gasmassen.