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Astronomie
Heißes Eisen am Abend

Ab heute ist der Planet Merkur für gut eine Woche am Abendhimmel zu beobachten. Merkur kreist weit im Innern der Erdbahn um die Sonne und zeigt sich daher nur gelegentlich kurz nach Sonnenuntergang oder kurz vor Sonnenaufgang.

Von Dirk Lorenzen |
    Ab etwa 17:45 Uhr lässt er sich tief im Südwesten ausmachen - sofern der Himmel perfekt klar ist. Die beste Chance, Merkur zu erspähen, besteht am ersten Februar, wenn der Mond ein Stück oberhalb von ihm steht und bei der Suche hilft.
    Merkur ist in der römischen Mythologie der Götterbote, der mit geflügelten Sandalen über den Himmel eilt. Vielleicht fühlt er sich auch so, als laufe er über glühende Kohlen.
    Denn auf Merkur scheint die Sonne zehnmal intensiver als bei uns. Die Tagestemperaturen erreichen mehr als 400 Grad Celsius. Im Innern des Planeten ist das Eisen offenbar noch flüssig - denn Merkur hat ein schwaches Magnetfeld ähnlich dem der Erde.
    Es ist äußerst schwierig, Raumsonden zu bauen, die der enormen Hitze standhalten. Davon kann Europas Weltraumorganisation ESA ein Lied singen.
    Zwar hatte sie schon im Jahr zweitausend die Mission BepiColombo beschlossen. Dennoch wird die Raumsonde frühestens 2016 abheben und Merkur erst acht Jahre später erreichen. Offenbar hatten Agentur, Industrie und Wissenschaftler die technischen Probleme unterschätzt.
    Es dauert also noch mehr als zehn Jahre, bis Europas Raumsonde Bilder vom Merkur zur Erde funkt - als kleiner Trost zeigt sich der Planet an den kommenden Abenden ab etwa viertel vor sechs tief im Südwesten.