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Astronomie
Himmlische Blume für Gaia

Vor gut einem Monat ist Europas neuer Astronomiesatellit Gaia vom Weltraumbahnhof in Französisch-Guyana gestartet. Bei bestem Wetter stieg dort die Sojus-Rakete mit Gaia an der Spitze in den morgendlichen Dämmerungshimmel.

Von Dirk Lorenzen |
    Oberhalb einer Höhe von zehn Kilometern befand sich die Rakete im Sonnenlicht - ihre Abgaswolke stand dann leuchtend weiß am dunkelblauen Firmament, wie der Kondensstreifen eines Flugzeugs.
    Nach knapp zwei Minuten Flugzeit trennten sich planmäßig die vier Hilfsraketen ab, die seitlich an der Sojus montiert waren. Sie zogen noch einige Sekunden blinkend wie Glühwürmchen neben der Raketenspur entlang.
    Als die Rakete schließlich mehr als achtzig Kilometer Höhe erreicht hatte, fächerte sich ihr Abgasstrahl nach allen Richtungen weit auf. In der dünnen Atmosphäre gab es kaum mehr Widerstand für die heißen Abgase.
    Am Himmel über dem Kontrollzentrum stand eine riesige Blume: Die Rauchsäule des Aufstiegs war der Stiel und die weit auslaufenden Abgase bildeten die Blütenblätter, in deren Mitte als winziger heller Punkt die brennenden Triebwerke der Rakete zu sehen waren.
    Selbst erfahrene Raumfahrtingenieure waren verzückt, endlich einige Phänomene mit bloßem Auge zu sehen, die sonst nur aus dem Lehrbuch bekannt sind.
    Inzwischen hat der Satellit seine Beobachtungsposition eins Komma fünf Millionen Kilometer von der Erde erreicht. Gaia soll jetzt vier Jahre lang unsere Milchstraße vermessen.
    Den Astronomen blüht nun eine wissenschaftliche Mission, die hoffentlich genauso traumhaft verläuft wie der Start.