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Astronomie
Kleiner Planet, große Theorie

Bis etwa Mitte November gibt Merkur sein letztes Gastspiel des Jahres an unserem Himmel. Der flinke Planet zeigt sich im Sternbild Jungfrau kurz vor Sonnenaufgang tief im Südosten.

Von Dirk Lorenzen | 29.10.2014
    Merkur nach 6 Uhr früh am morgendlichen Osthimmel
    Merkur nach 6 Uhr früh am morgendlichen Osthimmel (Stellarium)
    Ab circa sechs Uhr lohnt es sich, nach Merkur Ausschau zu halten. Er steigt danach am Himmel immer höher, verblasst aber bald in der zunehmenden Morgendämmerung.
    Für die Beobachtung bleibt nur etwa eine dreiviertel Stunde Zeit. Ein Fernglas wird sehr hilfreich sein.
    Merkur läuft auf der innersten Bahn um die Sonne. In nur 88 Tagen zieht er einmal um unseren Stern. Er zeigt sich daher immer nur kurz vor Sonnenaufgang oder kurz nach Sonnenuntergang am Himmel.
    Lange Zeit wussten die Astronomen nur sehr wenig über diesen Planeten - denn er lässt sich nur schwer beobachten und zeigt in Teleskopen nur vage Details.
    Allerdings fiel dem französischen Mathematiker Urbain Leverrier schon vor 150 Jahren auf, dass sich die Merkurbahn minimal anders verhält als rein mit klassischer Newtonscher Physik zu verstehen ist.
    Die meisten Forscher maßen dieser ungewöhnlichen Bewegung keine große Bedeutung bei und meinten, der Störeffekt werde sich schon irgendwie nebenher erklären lassen.
    Doch es kam ganz anders: Die Veränderung der Merkurbahn ließ sich nicht mit einer kleinen Ergänzung der Newtonschen Theorie verstehen, sondern erst mit einem radikal neuen Ansatz - der Allgemeinen Relativitätstheorie von Albert Einstein.
    Der kleine Planet, der sich jetzt zwei Wochen lang am Morgenhimmel zeigt, war ein Wegbereiter einer ganz großen Theorie.