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Astronomie
Rabe, Becher und Wasserschlange

Gegen Mitternacht erzählen die Figuren tief am Südhimmel eine der schönsten antiken Geschichten: Beteiligt sind die Sternbilder Rabe, Becher und Wasserschlange.

Von Dirk Lorenzen |
    Rabe, Becher und Wasserschlange in einer historischen Darstellung
    Rabe, Becher und Wasserschlange in einer historischen Darstellung (Bode)
    Der Sage nach hatte Apollon den Raben losgeschickt, um Wasser aus einer Quelle zu holen. Der Rabe griff sich einen Becher und flog davon.
    Unterwegs erspähte er einen Feigenbaum, dessen Früchte allerdings noch nicht reif waren. So setzte sich der Rabe in den Baum und wartete einige Tage, um von den reifen Früchten zu naschen.
    Erst dann flog er zur Quelle und holte das Wasser. Um Apollon zu besänftigen, behauptete er, eine Wasserschlange habe den Weg zur Quelle versperrt.
    Schlau wie er war, hatte der Rabe wirklich eine Schlange im Schnabel, als er zu Apollon zurückkehrte. Natürlich durchschaute der Gott des Lichts, des Frühlings und der Dichtkunst diesen Schwindel und versetzte den Raben an den Himmel.
    Es bleibt die Frage, ob dies eine Strafe sein sollte oder eine Belohnung für die wunderbare Geschichte. In jedem Fall leuchtet der Rabe nun als schiefes Trapez rechts unterhalb von Spica in der Jungfrau.
    Gleich rechts von ihm steht der Becher, ebenfalls ein schiefes Viereck, an das sich links zwei kurze Sternbögen anschließen. Diese Figur erinnert eher an einen nach links krabbelnden Hirschkäfer.
    Unter Rabe und Becher verläuft die Wasserschlange, das längste Sternbild des Himmels. Der Schlangenkopf befindet sich ein Stück unterhalb von Regulus im Löwen.
    Nach zwei Uhr früh versinkt er gemeinsam mit dem Becher im Südwesten. Bald darauf setzt auch der trödelnde Rabe zur Landung auf dem Horizont an.