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Astronomie
Vorhänge statt Geysire

Seit rund zehn Jahren wissen die Planetenforscher, dass der Saturnmond Enceladus ein Geheimnis birgt. Mithilfe der Raumsonde Cassini haben sie beobachtet, dass dieser rund 500 Kilometer große Eismond ständig Wasserdampf an die Umgebung verliert.

Von Hermann-Michael Hahn | 23.07.2015
    Modellierung der Eruptionen auf dem Saturnmond Enceladus
    Modellierung der Eruptionen auf dem Saturnmond Enceladus (PSI)
    Bislang ging man - nicht zuletzt aufgrund der Fotos der Raumsonde Cassini - davon aus, dass dieser Wasserdampf aus Geysir-ähnlichen Strukturen austritt. Sie verlaufen entlang der als Tigerstreifen bezeichneten Risse in der Eiskruste des Mondes.
    Eine möglichst genaue Vorstellung von den geometrischen Verhältnissen am Ort der Eruptionen ist eine wesentliche Voraussetzung für die Erklärung des Phänomens und seiner Entstehungsursache, die unter der Eiskruste von Enceladus verborgen liegt.
    Jetzt kommt eine Gruppe von US-Wissenschaftlern aufgrund neuer, hochauflösender Bilder und intensiver Modellierung zu einer anderen Beschreibung der Vorgänge auf Enceladus.
    Aufgrund ihrer Überlegungen meinen die Forscher nun, dass die vermeintlich räumlich getrennten Geysir-Fontänen in vielen Fällen nur vorgetäuscht sind und der Wasserdampf stattdessen wie ein Vorhang über weite Strecken der einzelnen Risse austritt.
    Dabei lassen die zahlreichen Knicke im Detailverlauf der Rissstrukturen zusammen mit der jeweiligen Kameraperspektive dann den Eindruck einzelner Fontänen entstehen.
    Noch ist unklar, ob das US-Team mit seiner neuen Sichtweise der Eruptionen auf Enceladus richtig liegt - und ob dieser Ansatz hilft, das Gesamtphänomen besser zu erklären.
    Vorerst bleibt uns nur der Blick auf Saturn am Abendhimmel im Sternbild Waage.