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Astronomie
Wolfsrachen, Schlachtfeld und ein Zeh

Nach der nordischen Mythologie ist die Welt aus dem Körper des Riesen Ymir entstanden. Sein Schädel, den vier Zwerge in Position halten, bildet das Firmament.

Von Dirk Lorenzen | 15.02.2015
    Der Wolfsrachen und das Schlachtfeld am Abendhimmel
    Der Wolfsrachen und das Schlachtfeld am Abendhimmel. (Stellarium)
    Die Sterne sind Funken aus Muspellsheim, dem feurig-heißen Gegenstück zum eisig-dunklen Niflheim. Die Götter haben diese Funken fest an den Himmel gesetzt - oder ihnen Platz gelassen, als Planeten über das Firmament zu wandern.
    Über die Sternbilder der Wikinger ist nicht viel bekannt. In den altisländischen Edda wird aber unter anderem der Wolfsrachen erwähnt, den wir als Sternhaufen der Hyaden kennen.
    In der Tat erinnert das V-förmige Sternmuster mit dem rötlichen Aldebaran an ein aufgesperrtes Maul eines Wolfs. Die Gürtelsterne des Orion galten als drei Fischer.
    Das markante Fünfeck unseres Fuhrmanns war für die Wikinger das Schlachtfeld, auf dem sich Thor, Odin und andere Gottheiten erbitterte Kämpfe lieferten. Passenderweise liegt es im Band der Milchstraße, das für die Menschen in Norwegen und Island die Straße der Toten war.
    Der Große Wagen war der Streitwagen der Männer, der Kleine der der Frauen. Dass der Polarstern bestens für die Navigation geeignet ist, ist einem Seefahrervolk natürlich nicht entgangen.
    Nach Mitternacht zeigt sich am Osthimmel die Nördliche Krone. Für die Wikinger ist dieses Sternenhalbrund "Aurvandils Zeh". Während Thor Aurvandil half, aus dem Land der Riesen zu entkommen, erfror dessen großer Zeh. Thor brach ihn ab und warf ihn an den Himmel.
    Dort leuchtet er noch heute - auch als Zeichen, dass der Frühling den Kampf mit dem dunklen, kalten Winter gewonnen hat.