Donnerstag, 02. Mai 2024

Archiv

Astronomie
Zu wenig Lithium

Seit Jahren grübeln die Kosmologen über ein großes Problem: Einerseits leiten sie aus ihren Modellen über den Urknall die Bildung einer bestimmten Menge an Lithium-Atomen ab. Andererseits finden die Astronomen in den ältesten Sternen, die kurz nach dem Urknall entstanden sein müssen, deutlich weniger Lithium als vorhergesagt.

Von Hermann-Michael Hahn | 29.11.2014
    Der Luna-Beschleuniger zur Untersuchung des primordialen Lithium-Problems
    Der Luna-Beschleuniger zur Untersuchung des primordialen Lithium-Problems (Helmholtz)
    Lithium ist neben Wasserstoff und Helium das einzige Element, dessen Atomkerne bereits während der ersten paar Minuten nach dem Urknall entstanden sind. Die Atome aller schwereren Elemente entstanden dagegen erst im Laufe der Zeit im Innern der Sterne durch die Fusion von Wasserstoff und Helium.
    Ein internationales Forscherteam mit Beteiligung des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf hat jetzt versucht, mit einem Experiment im italienischen Gran-Sasso-Massiv die Bedingungen kurz nach dem Urknall nachzustellen.
    Die Wissenschaftler wollten herausfinden, ob die Berechnungen zur Produktionsrate von Lithium während dieser frühen Phase überhaupt der Realität entsprechen. Denkbar wäre ja auch, dass das Lithium-Problem durch falsche Annahmen nur vorgetäuscht ist.
    Doch die Dresdener Forscher fanden bei ihren Messungen genau jene Produktionsrate, die von den Kosmologen vorhergesagt wird. Damit liegt der "Schwarze Peter" jetzt bei jenen Astronomen, die die Entwicklung von Sternen modellieren.
    Beobachtungen an alten Kugelsternhaufen deuten an, dass Lithium in alten Sternen womöglich zunehmend nach innen wandert und daher nicht mehr zu beobachten ist - damit sähen diese Sterne schlicht Lithium-ärmer aus als sie tatsächlich sind.