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Atatürk-Flughafen Istanbul
Zahl der Todesopfer steigt auf 41

Bei einem Anschlag auf den Atatürk-Flughafen in Istanbul sind mindestens 41 Menschen getötet und etwa 240 Personen verletzt worden. Drei Männer hatten im Eingangsbereich des Airports um sich geschossen und sich dann in die Luft gesprengt. Die türkischen Behörden vermuten den sogenannten Islamischen Staat hinter der Tat.

    Sicherheitskräfte am Atatürk-Flughafen in Istanbul nach dem Selbstmordanschlag.
    Sicherheitskräfte am Atatürk-Flughafen in Istanbul nach dem Selbstmordanschlag. (dpa-Bildfunk / EPA / Sedat Duna)
    Ministerpräsident Binali Yildirim hatte in der Nacht bei einem Besuch vor Ort noch erklärt, es seien 36 Menschen getötet worden. Die Zahl der Verletzten wurde mit 147 angegeben. Am Mittwochmittag dann teilte das Gouverneursamts mit, dass 41 Menschen getötet und rund 240 verletzt worden seien.
    Unter den Opfern sind mindestens 13 Ausländer. Aus Regierungskreisen in Ankara hieß es am Mittwoch, bei ihnen handele es sich um fünf Saudis, zwei Iraker, einen Tunesier, einen Usbeken, einen Chinesen, einen Iraner, einen Ukrainer und einen Jordanier. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte mit, bisher gebe es keine Hinweise darauf, dass auch Deutsche betroffen seien.
    Flugverkehr wieder angelaufen
    Die türkische Polizei fahndet nach Hintermännern des Anschlags. Zu der Tat bekannte sich bislang niemand. Die Ermittler gehen von drei Selbstmordattentätern aus. Nach Angaben von Provinzgouverneur Vasip Sahin schossen sie um sich und sprengten sich dann am Eingang des Flughafens in die Luft. Der Flugverkehr wurde vorübergehend ausgesetzt. Am Mittwochmorgen konnten wieder die ersten Maschinen starten oder langen. Der Atatürk-Flughafen ist der größte türkische Airport.
    Nach dem Selbstmordanschlag am Atatürk-Flughafen in Istanbul haben die Menschen das Gebäude verlassen und spenden sich Trost
    Trauer nach dem Selbstmordanschlag am Flughafen in Istanbul. (EPA)
    Täter konnten offenbar in den Terminal gelangen
    Anders als auf Flughäfen in der EU üblich finden in türkischen Airports Sicherheitskontrollen schon vor dem Eingang ins Terminal statt. Aus türkischen Regierungskreisen hieß es, den Angreifern sei es nicht gelungen, die Sicherheitsschleusen zu passieren. Augenzeugenberichte und Videos in sozialen Medien deuten allerdings darauf hin, dass es Angreifer auch in den Innenbereich schafften.
    Das türkische Fernsehen zeigte Aufnahmen einer Überwachungskamera, auf denen einer der Attentäter im Terminalgebäude zu Boden ging - offenbar getroffen vom Schuss eines Polizisten. Als er am Boden lag, zündete der Mann einen Sprengsatz.
    Steinberg: Deutliche Parallelen zu Paris und Brüssel
    Der Terrorismus-Experte Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik betonte im Deutschlandfunk, die Tat weise deutliche Parallelen zu den Anschlägen in Paris und Brüssel auf: Junge Menschen seien zu Selbstmordattentätern geworden und hätten vorher noch um sich geschossen.
    "Da ist die Vermutung, dass es sich um den IS handelt, naheliegend", sagte er. Das Motiv sei klar: "Es geht darum, die Weltöffentlichkeit an die Attentate in Paris und Brüssel zu erinnern."
    Erdogan fordert von Weltgemeinschaft entschlossenes Handeln
    Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte, es gehe den Tätern darum, die Türkei zu destabilisieren. Er rief die Welt zum entschlossenen Handeln auf: "Der Terrorismus schlägt ohne Rücksicht auf den Glauben und die Werte zu. Der Anschlag von Istanbul muss ein Wendepunkt für den gemeinsamen Kampf gegen Terrororganisationen sein."
    Jeder sollte wissen, so Erdogan weiter, dass Terroristen nicht zwischen Istanbul und London, Ankara und Berlin, Izmir und Chicago oder Antalya und Rom unterschieden. Sie richteten sich gegen alle Erdenbürger.
    Anschlag wird weltweit verurteilt
    Auch international wurde der Anschlag einmütig verurteilt. Die Bundesregierung sprach den Opfern ihr Mitgefühl aus. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, er hoffe, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen würden.
    Ein Sprecher des Weißen Hauses erklärte, man stehe fest an der Seite der Türkei. Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton meinte, die USA müssten ihre Zusammenarbeit mit den Partnern in Europa und dem Nahen Osten im Kampf gegen den Terror vertiefen. Ihr republikanischer Konkurrent Donald Trump erklärte, die terroristische Bedrohung sei noch nie größer gewesen.
    Istanbul ist in diesem Jahr schon zum vierten Mal Ziel von Terroranschlägen geworden. Die bisherigen Anschläge trafen einen Polizeibus, das historische Zentrum der Stadt sowie die berühmte Einkaufstraße Istiklal Caddesi. Für die Taten wurden die IS-Miliz und eine Splittergruppe der Arbeiterpartei Kurdistans, PKK, verantwortlich gemacht.
    (hg/hba)