Freitag, 19. April 2024

Archiv

Attentat in Moschee in Kanada
Nur noch einer der beiden Festgenommenen tatverdächtig

Nach dem Anschlag auf eine Moschee in Québec haben die kanadischen Behörden neue Details zu den beiden festgenommenen Personen bekanntgegeben. Demnach ist nur noch einer von beiden tatverdächtig. Bei dem anderen handelt es sich laut Polizei nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen um einen Zeugen.

30.01.2017
    Der Bürgermeister der Stadt Quebec, Régis Labeaume, der Premierminister von Quebec, Philippe Couillard, und der Minister für öffentliche Sicherheit, Martin Coiteux geben eine Pressekonferenz nach dem Attentat auf eine Moschee in Quebec.
    Auf einer Pressekonferenz wurden neue Details zu den Verdächtigen nach dem Attentat auf eine Moschee im kanadischen Quebec bekanntgegeben. (afp / Alice Chiche)
    Die beiden Männer waren gestern Abend nach der Schießerei in der Moschee festgenommen worden. Merkel und Gabriel übermittelten den Opfern und deren Angehörigen ihr Beileid und Mitgefühl. Gabriel mahnte, das entschlossene Vorgehen gegen die Täter dürfe nicht auf Kosten einer offenen und freien Gesellschaft gehen. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, noch wisse man nicht genau, wer hinter dem Anschlag stehe. Wenn die Mörder es darauf angelegt hätten, Menschen unterschiedlichen Glaubens zu spalten, dürfe man das nicht zulassen.
    Auch US-Präsident Donald Trump habe in einem Telefonat dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau und dem kanadischen Volk sein Beileid "nach der tragischen Schießerei in einem islamischen Kulturzentrum in Québec" übermittelt, teilte Trudeaus Büro am Montag mit.
    Bei dem Anschlag auf die Moschee sind nach Polizeiangaben sechs Menschen getötet und acht weitere verletzt worden. Die Opfer seien zwischen 35 und 70 Jahre alt, sagte eine Polizeisprecherin am Montag. Es sei von einem "Terroranschlag" auszugehen. Medienberichten zufolge wurden zwei Verdächtige festgenommen. Einen von ihnen hätten die Sicherheitskräfte nach einer Verfolgungsjagd gefasst. Laut der Zeitung "Le Soleil" war einer der Festgenommenen mit einem Kalaschnikow-Sturmgewehr bewaffnet. Viele Einzelheiten, darunter die Motive, seien aber noch unklar, berichtete Korrespondent Kai Clement im Deutschlandfunk.
    Eine Frau hält eine brennende Kerze nach dem Attentat auf eine Moschee im kanadischen Québec.
    Menschen zeigen ihre Anteilnahme mit den Opfern des Attentats auf eine Moschee im kanadischen Québec. (afp / Alice Chiche)
    Moschee-Vorsitzender: "Ich bin schockiert"
    "Die Lage ist unter Kontrolle", sagte Polizeisprecher David Poitras, nachdem die Sicherheitskräfte mit einem Großaufgebot angerückt waren. "Die Umgebung wurde gesichert, und wir haben alle Gebäude evakuiert."
    Kanadische Polizisten am Einsatzort: In einer Moschee in Quebec hatte es eine Schießerei gegeben.
    Die Polizei nahm zwei Verdächtige fest. (AFP/Alice Chiche )
    Radio Canada zufolge hielten sich zum Tatzeitpunkt gegen 20 Uhr (Ortszeit) Dutzende Menschen in der Moschee im Viertel Sainte-Foy auf. Ein Augenzeuge sagte dem Sender, zwei maskierte Männer hätten das Gebäude gestürmt und das Feuer auf die Betenden eröffnet, während diese "Allahu Akbar" (Gott ist groß) riefen. Auch mehrere Kinder hätten den Angriff miterlebt.
    "Es ist entsetzlich", sagte der Moschee-Vorsitzende Mohammed Yangui. "Diese Menschen kommen jeden Tag friedlich zum Beten, aber jetzt werden einige von ihnen nie wieder vom Gebet nach Hause zurückkehren. Ich bin schockiert, mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, was ich fühle." Yangui wies darauf hin, dass seine Moschee in der Vergangenheit schon mehrfach Ziel von Angriffen gewesen sei. Im Juni wurde etwa ein abgetrennter Schweinekopf im Eingangsbereich der Moschee abgelegt.
    Trudeau spricht von Terroranschlag
    Trudeau sprach von einem "feigen Angriff" auf die Moschee und sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. "Wir verurteilen diesen terroristischen Anschlag auf Moslems in einem Zentrum des Gebetes und der Zuflucht", erklärte Trudeau.
    Provinz-Regierungschef Philippe Couillard rief nach der Bluttat zum geschlossenen Einsatz gegen jegliche Gewalt und zur Solidarität mit Muslimen auf.
    In Kanada wächst die Zahl muslimischer Einwanderer insbesondere aus den Ländern Nordafrikas. Dies führt immer wieder zu Konflikten in dem säkularen Land. In Quebec kam es in den vergangenen Jahren wiederholt zu islamfeindlichen Vorfällen. 2015 wurde in der Nachbarprovinz Ontario eine Moschee in Brand gesetzt, einen Tag nach den Anschlägen in Paris.
    (fwa/pg)