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Attraktive Forschungsstandorte
"Deutschland kann mithalten"

Dietrich Wolf Fenner, Programmdirektor der Talentmesse "GAIN", hat im Dlf die zunehmende Attraktivität Deutschlands als Forschungsstandort betont. Das hätten auch Gespräche auf der Messe in Boston gezeigt.

Dietrich Wolf Fenner im Gespräch mit Michael Böddeker |
    Illustration von zwei Forschern und einer Forscherin, die im Labor arbeiten
    Gespräche mit Wissenschaftlern auf der Talentmesse "GAIN" in Boston hätten deutlich gemacht, dass Deutschland für internationale Forscher immer attraktiver werde, sagte Dietrich Wolf Fenner im Dlf (imago/Ikon Images)
    Michael Böddeker: Wenn Spitzenforscher ihr Heimatland verlassen, weil die Bedingungen für sie anderswo besser sind, dann nennt man das "Brain Drain". Aber es gibt auch den umgekehrten Weg: In unserer Reihe "Brain Gain" haben wir hier in "Forschung aktuell" schon mehrere Forscher vorgestellt, die es nach Deutschland gezogen hat. Und Spitzenforscherinnen und -forscher nach Deutschland zu locken, das war auch eines der Ziele bei der Tagung "GAIN 2018" am Wochenende in Boston. Bei der Talentmesse hat die deutsche Forschungs-Landschaft die Werbetrommel gerührt für den Wissenschafts-Standort Deutschland.
    Mit dabei war Dietrich Wolf Fenner. Er ist Programmdirektor bei GAIN, dem "German Academic International Network". GAIN vernetzt deutsche Wissenschaftler in Nordamerika. Ihn habe ich gefragt: In den USA gibt es Harvard, Yale, Princeton, das MIT und viele mehr. Dort zu arbeiten wünschen sich viele Wissenschaftler. Kann Deutschland da auch nur ansatzweise mithalten?
    Dietrich Wolf Fenner: Deutschland kann mithalten, und Deutschland ist sehr attraktiv geworden. Wir haben alleine 512 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehabt, die sich für den Wechsel nach Deutschland interessiert haben, aber auch für die Vernetzung mit Deutschland, und Professor Stohschneider hat es in seiner Eröffnung sehr deutlich gemacht. Er hat gesagt, die USA haben Donald Trump, wir haben die ExStra, und wir haben sehr viel Unterstützung bekommen auch von der Politik. Staatssekretär Schütte vom BMBF hat die Tenure-Track-Implementierung an den Universitäten erläutert und hatte einen sehr, sehr starken Zulauf. Das sind alles Punkte, die Deutschland sehr attraktiv machen und aktuell sehr attraktiv machen.
    Es geht um wissenschaftliche Mobilität
    Böddeker: Die ExStra haben Sie gerade erwähnt, also die Exzellenzstrategie, früher bekannt als Exzellenzinitiative. Es gibt auch viele deutsche Forscher, die im Moment in den USA arbeiten, die sich überlegen, vielleicht auch zurückzukehren nach Deutschland. Was ist für die denn ausschlaggebend dafür bei der Frage, ob sie denn zurückkehren oder eben nicht?
    Fenner: Wir haben eine Impuls-Session am Anfang gehabt, da haben Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler berichtet, wie es war im Postdoc in Amerika zu sein oder bei Forschungsaufenthalten dann zurückzukehren und haben sehr unterschiedliche Motive dafür genannt. Für mich war der wichtigste Take-out daraus, dass wir zum Beispiel Christina Birkel hatten, die an der TU Darmstadt gerade Nachwuchsgruppenleiterin ist und jetzt aber als nächsten Karriereschritt wieder zurückkommt nach US-Amerika, um eine Tenure-Track-Professur anzunehmen.
    Also Sie sehen, es geht insgesamt auch um wissenschaftliche Mobilität, und das ist nicht ein einmaliges nach US-Amerika gehen und anschließend zurückzukehren und dann für immer am Wissenschaftsstandort Deutschland zu bleiben, sondern das kann auch bedeuten, später wieder in ein weiteres Land zu gehen oder eben auch wieder nach Amerika zurückzugehen. Wissenschaftliche Mobilität ist ein ganz, ganz wichtiges Gut, und das ist auch sehr deutlich geworden in den letzten drei Tagen.
    Junge Wissenschaftler wünschen sich mehr Jobsicherheit
    Böddeker: Neben der Mobilität ist es ja vielleicht auch wichtig, klare Perspektiven zu haben. Sie haben gerade schon Tenure-Track-Programme angesprochen, also Programme, die junge Forscher auf dem Weg zur Professur begleiten, die gibt es in den USA schon lange, inzwischen gibt es auch in Deutschland Bestrebungen in diese Richtung. Ist das besonders wichtig für junge Forscher?
    Fenner: Das ist zumindest das, was die jungen Forscher der Politik, aber auch den Hochschulleitungen mit auf den Weg gegeben haben. Sebastian Jobs von der FU Berlin, dort Assistant Professor, hat gesagt, Vernetzung, Profilierung und Erfahrungen in der wissenschaftlichen Logistik ist das, was wir lernen, aber das, was wir brauchen, das ist einfach auch Verlässlichkeit in den Stellen.
    Böddeker: Vielleicht wird Deutschland ja auch wieder attraktiver, wenn das Forschen in den USA weniger attraktiv wird. Wir hören immer wieder Berichte darüber, dass viele Forscher mit der Trump-Regierung nicht so besonders glücklich sind. Ist das ein wichtiges Thema für internationale Spitzenforscher in den USA?
    Fenner: Das ist so klar nicht zu beantworten. Die Forschung ist hier in Teilen unabhängiger von Bundesmitteln. Es ist natürlich nicht attraktiv, in einem Land zu sein, wo Wissenschaftsfeindlichkeit im Duktus von führenden Politikern ist.
    Wir sollten aber vorsichtig sein mit dieser Bewertung. Hass und Hetze in Chemnitz auf den Titeln der "New York Times" ist sicherlich auch kein Attraktivitätspunkt für Deutschland. Diese immer wieder vorgenommene Spiegelung ist, glaube ich, nicht zielführend, und das war interessanterweise auch wenig Thema hier im Drei-Tage-GAIN.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.