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Auch kalter Wasserstoff ist sichtbar
21 Zentimeter für das Universum

Das Element Wasserstoff ist das mit Abstand häufigste Element im Kosmos. Es ist Hauptbestandteil der Sterne. Große Mengen an Wasserstoff wabern als kalte dunkle Wolken durch den Kosmos – sie befinden sich zum Beispiel zwischen den Sternen unserer Milchstraße.

Von Dirk Lorenzen | 11.09.2019
Der gesamte Nordhimmel im Licht des neutralen Wasserstoffs, bei 21 cm Wellenlänge
Der gesamte Nordhimmel im Licht des neutralen Wasserstoffs, bei 21 cm Wellenlänge (MPIfR)
Kalte Gaswolken sind in der Regel nicht zu sehen. Bei den großen Wasserstoffwolken ist das aber anders. Der niederländische Astronom Henk van de Hulst berechnete 1944, dass das Elektron eines Wasserstoffatoms bei einer Umkehr seiner Drehrichtung eine charakteristische Strahlung abgeben müsste.
Fachleute sprechen vom Übergang der Hyperfeinstruktur des Wasserstoff. Die extrem schwache Strahlung hat eine Frequenz von 1420 Megahertz. Ihre Wellenlänge liegt bei 21 Zentimetern.
"The Dish", das große Radioteleskop von Parkes
Neutraler Wasserstoff leuchtet nicht im sichtbaren Licht, ist aber mit Radioteleskopen zu sehen, wie dem von Parkes in Australien (CSTRO)
Welche Bedeutung die 21-Zentimeter-Linie hat, wurde erst 1951 nach der ersten Beobachtung von Wasserstoff bei dieser Wellenlänge klar. Heute kartieren Astronomen die Wolken in der Milchstraße und das Gas in anderen Galaxien mit Hilfe dieser Strahlung. Zudem lassen sich so Massen von Galaxien abschätzen und die Bewegung vieler Objekte bestimmen.
Vor wenigen Jahren hat ein Forscherteam mit dem Radioteleskop Effelsberg in der Eifel die genaueste Wasserstoffkarte unserer Milchstraße erstellt.
Jedes Wasserstoffatom sendet nur verschwindend wenig Strahlung aus. Aber die Menge macht ess: Die riesigen Wasserstoffwolken im All strahlen nicht, aber sie glimmen ein wenig – bei 21 Zentimetern Wellenlänge.