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Auf dem Weg zur Gravitationswellen-Astronomie
Das Zittern der Raumzeit und ein dritter Detektor

Vor fast einem halben Jahr hat ein internationales Forscherteam den ersten direkten Nachweis von Gravitationswellen verkündet. In den Tiefen des Kosmos waren zwei Schwarze Löcher mit 29- und 36-facher Sonnenmasse verschmolzen.

Von Dirk Lorenzen | 24.07.2016
    Zwei Schwarze Löcher kurz vor dem Verschmelzen (Simulation)
    Zwei Schwarze Löcher kurz vor dem Verschmelzen (Simulation) (SXS/LIGO)
    Dabei wurden drei Sonnenmassen direkt in Energie umgewandelt – in Gravitationswellenstrahlung, die die Raumzeit minimal erzittern lässt. Sie führte dazu, dass die vier Kilometer langen Messarme der beiden LIGO-Detektoren in den USA für nicht einmal eine halbe Sekunde um weit weniger als einen Atomkerndurchmesser gestaucht und gedehnt wurden. So sehr sich die Physiker über eine weitere Bestätigung der Einsteinschen Allgemeinen Relativitätstheorie freuen, so sehr setzen die Astronomen auf weitere Messungen der Detektoren. Denn plötzlich können die Himmelsforscher Schwarzen Löchern buchstäblich beim Wachsen zusehen.
    Ab 2017 wird VIRGO gemeinsam mit den beiden LIGO-Detektoren nach Gravitationswellen Ausschau halten – in mehr als zehn Jahren kommt auch LIGO India dazu
    Ab 2017 wird VIRGO gemeinsam mit den beiden LIGO-Detektoren nach Gravitationswellen Ausschau halten – in mehr als zehn Jahren kommt auch LIGO India dazu (LIGO)
    Doch bevor die Gravitationswellen-Astronomie richtig in Schwung kommen kann, werden mindestens drei ähnlich empfindliche Detektoren gebraucht. Denn jedes Messgerät kann nur registrieren, dass eine Gravitationswelle durchläuft – es merkt nicht, aus welcher Richtung sie kam. Wenn aber drei Messgeräte an unterschiedlichen Orten die Welle spüren, so lässt sich aus den minimal unterschiedlichen Ankunftszeiten und der Lichtgeschwindigkeit die Position am Himmel ermitteln, von der das Zittern seinen Ursprung nahm.
    Dann lässt sich der Ort des Geschehens auch mit klassischen Teleskopen erkunden. Die Astronomen freuen sich darauf, ihre Forschungsobjekte künftig nicht mehr nur zu sehen, sondern sie auch zu "spüren".