Michael Liavas ist gestern Abend aus Nordgriechenland zurückgekehrt. Wir treffen ihn auf dem Rückweg vom Flughafen in seine deutsche Heimat in Künzelsau und ihm das Entsetzen über das, was in Griechenland passiert, noch anzusehen:
"Finde das sehr traurig, dort bin ich geboren, und es tut mir ein bisschen weh."
Eveangelios Goros aus Schwäbisch-Hall war bis vorgestern in der Heimat seiner Eltern. Er war in Nordgriechenland, als Ministerpräsident Giorgios Papandreou ankündigte, eine Volksabstimmung zu machen. Auch er ringt mit den Händen, wenn er versucht, die Reaktion seiner Landsleute zu beschreiben:
"Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, sagen, es ist viel zu spät für ein Referendum. Das hätte vorher stattfinden sollen oder können."
Die Stimmung und die wirtschaftliche Situation seien so schlecht, dass die beiden Männer mit einer neuen Auswanderungswelle aus Griechenland rechnen.
"Sehr viele Griechen haben zwei Jobs, deswegen ist jetzt auch eine große Fluchtrate. Das war in den 60er Jahren auch, das Gleiche passiert jetzt auch, die Leute sehen keine Zukunft."
Beide, Liavas und Goros, wissen von der ersten Auswanderungswelle in den 60ern, als besonders die Region Hohenlohe, in der beide heute leben, von den griechischen Einwanderern profitierte. Die persönliche Freundschaft eines Personalchefs und eines Gastarbeiters führte damals dazu, dass in die Firmen dort besonders viele Griechen aus Nordgriechenland kamen. Seitdem gibt es vielfältige Kontakte zwischen Hohenlohe und der Region um Thessaloniki. Diese Kontakte sind auch der Grund, warum Hermann Joseph Pelgrim, der Oberbürgermeister von Schwäbisch-Hall, seit gestern in Thessaloniki ist. Ab morgen wird der Kommunalpolitiker dort an der sogenannten Deutsch-Griechischen Versammlung teilnehmen:
"Zunächst einmal bin ich eingeladen worden, darüber hinaus gibt es enge Kontakte über die Goethe-Institute Schwäbisch-Hall und Thessaloniki. Und zum Dritten ist für uns das Thema Kontakte mit Griechenland sowohl über die jetzige Situation, was Städtepartnerschaften angeht, aber auch was Fachkräfte angeht, von zentraler Bedeutung."
Die Deutsch-Griechische Versammlung wurde in guten Zeiten von Merkel und Papandreou ins Leben gerufen und ab morgen sitzen Politiker und Wirtschaftsleute in Thessaloniki zusammen, um über den Ausbau der Kooperation zu sprechen und darüber, wie man gemeinsam die Krise bekämpfen kann.
Pelgrim ist Verwaltungsprofi und er ist der Überzeugung, dass eine funktionierende kommunale Selbstverwaltung der Schlüssel für die Entwicklung jedes Landes ist, auch des krisengeschüttelten Griechenlands.
"Die Verkehre funktionieren, die Beleuchtung funktioniert, die Abwässer funktionierende Behörden sind ordentlich geführt, Bestechung gibt es im Grunde nicht, Baugenehmigungen kriegen sie in einem absehbaren Zeitraum. Das heißt, die Verwaltung ist eine der Säulen, die das wirtschaftliche Leben ermöglicht."
Pelgrim wird deshalb in Thessaloniki vor griechischen Politikern und Wirtschaftsleuten für die kommunale Selbstverwaltung werbe und er ist überzeugt, dass er de Land so helfen kann. Die Verwaltung ist in Griechenland weitgehend zentralisiert und folglich wenig effizient.
"…und insofern ist die Schuldenkrise jetzt auch eine Möglichkeit für das Land, grundständige Reformen anzugehen."
Mit anderen Worten: Die Krise birgt auch eine Chance. Davon kann Pelgrim selbst ein Lied singen, denn es ist gerade einmal 10 Jahre her, als die Stadt Schwäbisch-Hall selbst unmittelbar vor einer Krise stand:
Damals brachen die Steuereinnahmen der Stadt um ein Drittel ein. Für die Stadtverwatung in Schwäbisch-Hall bedeutete das eine dramatische Schrumpfkur, heute arbeiten in der Verwaltung 30 Prozent weniger Mitarbeiter als damals.
Mehr zum Thema:
DLF Magazin 03.11.2011 Interview mit Hermann Joseph Pelgrim Oberbürgermeister von Schwäbisch-Hall (MP3-Audio) DLF Magazin 03.11.2011 Interview mit Hermann Joseph Pelgrim Oberbürgermeister von Schwäbisch-Hall
Sammelportal dradio.de: Euro in der Krise
"Finde das sehr traurig, dort bin ich geboren, und es tut mir ein bisschen weh."
Eveangelios Goros aus Schwäbisch-Hall war bis vorgestern in der Heimat seiner Eltern. Er war in Nordgriechenland, als Ministerpräsident Giorgios Papandreou ankündigte, eine Volksabstimmung zu machen. Auch er ringt mit den Händen, wenn er versucht, die Reaktion seiner Landsleute zu beschreiben:
"Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, sagen, es ist viel zu spät für ein Referendum. Das hätte vorher stattfinden sollen oder können."
Die Stimmung und die wirtschaftliche Situation seien so schlecht, dass die beiden Männer mit einer neuen Auswanderungswelle aus Griechenland rechnen.
"Sehr viele Griechen haben zwei Jobs, deswegen ist jetzt auch eine große Fluchtrate. Das war in den 60er Jahren auch, das Gleiche passiert jetzt auch, die Leute sehen keine Zukunft."
Beide, Liavas und Goros, wissen von der ersten Auswanderungswelle in den 60ern, als besonders die Region Hohenlohe, in der beide heute leben, von den griechischen Einwanderern profitierte. Die persönliche Freundschaft eines Personalchefs und eines Gastarbeiters führte damals dazu, dass in die Firmen dort besonders viele Griechen aus Nordgriechenland kamen. Seitdem gibt es vielfältige Kontakte zwischen Hohenlohe und der Region um Thessaloniki. Diese Kontakte sind auch der Grund, warum Hermann Joseph Pelgrim, der Oberbürgermeister von Schwäbisch-Hall, seit gestern in Thessaloniki ist. Ab morgen wird der Kommunalpolitiker dort an der sogenannten Deutsch-Griechischen Versammlung teilnehmen:
"Zunächst einmal bin ich eingeladen worden, darüber hinaus gibt es enge Kontakte über die Goethe-Institute Schwäbisch-Hall und Thessaloniki. Und zum Dritten ist für uns das Thema Kontakte mit Griechenland sowohl über die jetzige Situation, was Städtepartnerschaften angeht, aber auch was Fachkräfte angeht, von zentraler Bedeutung."
Die Deutsch-Griechische Versammlung wurde in guten Zeiten von Merkel und Papandreou ins Leben gerufen und ab morgen sitzen Politiker und Wirtschaftsleute in Thessaloniki zusammen, um über den Ausbau der Kooperation zu sprechen und darüber, wie man gemeinsam die Krise bekämpfen kann.
Pelgrim ist Verwaltungsprofi und er ist der Überzeugung, dass eine funktionierende kommunale Selbstverwaltung der Schlüssel für die Entwicklung jedes Landes ist, auch des krisengeschüttelten Griechenlands.
"Die Verkehre funktionieren, die Beleuchtung funktioniert, die Abwässer funktionierende Behörden sind ordentlich geführt, Bestechung gibt es im Grunde nicht, Baugenehmigungen kriegen sie in einem absehbaren Zeitraum. Das heißt, die Verwaltung ist eine der Säulen, die das wirtschaftliche Leben ermöglicht."
Pelgrim wird deshalb in Thessaloniki vor griechischen Politikern und Wirtschaftsleuten für die kommunale Selbstverwaltung werbe und er ist überzeugt, dass er de Land so helfen kann. Die Verwaltung ist in Griechenland weitgehend zentralisiert und folglich wenig effizient.
"…und insofern ist die Schuldenkrise jetzt auch eine Möglichkeit für das Land, grundständige Reformen anzugehen."
Mit anderen Worten: Die Krise birgt auch eine Chance. Davon kann Pelgrim selbst ein Lied singen, denn es ist gerade einmal 10 Jahre her, als die Stadt Schwäbisch-Hall selbst unmittelbar vor einer Krise stand:
Damals brachen die Steuereinnahmen der Stadt um ein Drittel ein. Für die Stadtverwatung in Schwäbisch-Hall bedeutete das eine dramatische Schrumpfkur, heute arbeiten in der Verwaltung 30 Prozent weniger Mitarbeiter als damals.
DLF Magazin 03.11.2011 Interview mit Hermann Joseph Pelgrim Oberbürgermeister von Schwäbisch-Hall (MP3-Audio) DLF Magazin 03.11.2011 Interview mit Hermann Joseph Pelgrim Oberbürgermeister von Schwäbisch-Hall
Sammelportal dradio.de: Euro in der Krise