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Auf Knopfdruck Wettervorhersage

Meteorologie. - Wetterextreme wie Gewitter, Stürme mit Orkanartigen Windgeschwindigkeiten oder Starkregen werden auch in Deutschland immer häufiger und die Schäden sind oft katastrophal. Besonders merken das die Versicherer, denn sie müssen dafür bezahlen. Die Versicherungskammer Bayern ist deshalb zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik und der Meteomedia AG eine Partnerschaft eingegangen. Das Ergebnis heißt WIND – Weather Information on Demand. Ein Frühwarnsystem, welches Wetterextreme an seine Teilnehmer individuell, örtlich und zeitlich exakt liefern kann.!

    Von Wolfgang Nitschke

    Zwischen 1998 und 2002 ist der Aufwand der Versicherungen für Unwetterschäden von 12,7 Millionen Euro auf 60,3 Millionen Euro angestiegen. Und auch die absolute Zahl der versicherten Schäden hat sich von 18.000 auf 50.000 verdreifacht. Doch ab November soll dem mit WIND, dem so genannten Weather Information on Demand, entgegen gesteuert werden. Wer WIND für acht Euro im Jahr abonniert, bekommt dann individuelle und örtlich exakte Unwetterwarnungen per Mail, Fax oder am besten, so meinen die Macher, per SMS. Jörg Kachelmann, Geschäftsführer der Meteomedia AG:

    Was ist es für ein Unwetter, wo ist es, wie weit ist es noch weg und wann, um wie viel Uhr hat es mich wahrscheinlich erreicht. Das sind die wesentlichen Dinge und die können Sie auf 160 Zeichen beschreiben.

    Man sitzt also im Restaurant, das Handy piepst und auf dem Display steht: "Unwetterwarnung vor Starkregen und Hagel - Stufe rot - trifft aus Südwest den Ortbereich München um 20 Uhr". Sinn macht die Meldung natürlich nur, wenn sie bereits um 18:00 oder 19:00 Uhr eintrifft, denn dann bleibt genug Zeit, Fenster und Türen zu schließen, lose Gegenstände weg zu räumen, die Markise einzurollen, das Auto in die Garage zu fahren und so einen Versicherungsschaden zu vermeiden. Möglich sind solche Unwettervorhersagen nur, weil über 500 Wetterstationen mit Radar die Tief- und Hochdruckgebiete beobachten, alle 15 Minuten die Wettersituation neu abbilden und die Zugbahn von Regengebieten berechnen.

    Die Auflösung des Radars ist zwei mal zwei Kilometer und das ist entsprechend auch die kleinste Auflösung, die wir haben, um solche Verlagerungen von Unwettern abzubilden. Es ist natürlich so, dass auch bei der Vorhersage von kleinen Unwettern dann links und rechts ein Korridor abgebildet wird, so dass man dann eine gewisse Sicherheit hat, dass auch wenn das Gewitter kleine Links- und Rechtsbögen macht, die Leute nicht ungewarnt sind. Sie werden nie eine perfekte Warnung hinkriegen, und Sie werden immer quasi einen Verschnitt haben von fünf Prozent der Leute links und rechts, die zwar das Unwetter sehen und auch starken Wind haben, aber eben nicht den ganz großen Sturm. Wobei das nur für kleinräumige Gewitter gilt. Die meisten Unwetter sind durchaus großräumig. Orkane, Hochwasser wie Lothar oder letztes Jahr in Sachsen oder letzten Sommer in Berlin, das sind manchmal Dinge, die 50 oder 100 Kilometer breit sind und dort geht es rein um die Fähigkeit der Meteorologen.

    Natürlich setzen die sich bei anstehendem Unwetter aber nicht hin und tippen für jeden Abonnenten eine individuelle SMS. Die Informationslogistik, entwickelt beim Fraunhofer-Institut für Software und Systemtechnik, erledigt diese Arbeit. Dr. Christoph Thiel, in dessen Abteilung die Software für WIND entwickelt wurde.

    Man kann es sich vielleicht so vorstellen, dass so eine Art Matrix gebildet wird mit sehr vielen Informationen, die dann abgeglichen werden. Wichtig ist, dass die Profile der einzelnen Nutzer vorverarbeitet werden können und dass wir mit diesen Profilen schon sehr genau wissen, was der Benutzer möchte und nicht noch mal nachrechnen oder überlegen müssen. Nehmen wir an, Herr Müller wohnt nun irgendwo am nördlichen Rande von München und interessiert sich nun genau in dem Quadrat zwei mal zwei Kilometer, in dem sein Haus steht, für das Wetter. Sollte es jetzt gerade dort ein Gewitter geben und sonst nirgends, dann würden wir den heraus finden und er bekäme auch extrem schnell die notwendige Information.

    Noch funktioniert die Sache allerdings nur statisch: man kann zwar im Internet sein Profil ändern und etwa während einer Reise Unwetter auf Rügen, statt Unwetter in den Alpen abonnieren. Zukünftig soll das System aber über GPS oder, so der Datenschutz mitspielt, über die Ortung des Handys per Funk mitreisen können. Und dann könnten auch nicht nur lokale Unwetterwarnungen gesendet werden, sondern zum Beispiel auch ein Wetterservice für Autofahrer. Per SMS oder auf dem Bildschirm des Navigationssystems käme dann die Meldung: "Achtung in zehn Kilometern Aquaplaning nach starken Regenfällen".