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Auf Sand gebaut
Der Atlantik nagt an Frankreichs Küste

Schier endlose Sandstrände, sanft geschwungene Dünen, ewiges Auf und Ab der Wellen. Die französische Atlantikküste zwischen Soulac-sur-Mer und dem Bassin d'Arcachon zieht jeden Sommer Millionen Urlauber an.

Von Bettina Kaps | 25.08.2018
    Touristen beobachten am 15.08.2007 das Wellenspiel um den Leuchtturm Pointe du Raz von der Atlantikküste der Bretagne/Frankreich aus.
    Wellenspiel um den Leuchtturm Pointe du Raz von der Atlantikküste der Bretagne (dpa / Ingo Wagner)
    Wo Wasser, Erde und Himmel verschmelzen, wirkt die Landschaft zeitlos und unvergänglich. Aber das täuscht. Im Winter attackieren heftige Stürme die Flachküste im Médoc und das Meer erobert das Land, rund zweieinhalb Meter pro Jahr. Manche Orkane haben auch schon mal zehn bis 20 Meter Küste fortgerissen. Die Erosion bedroht inzwischen viele Häuser und Uferzeilen, der Meeresanstieg verstärkt das Phänomen noch. Nicht nur in Lacanau schwanken die Menschen zwischen der Alternative: Widerstand leisten oder zurückweichen?
    Bei starker Flut ist der Ozean nur noch zehn Meter von dem Hochhaus „Le Signal“ entfernt. Falls es auf den Strand kippt, wird sein Abriss etwa 26 Millionen Euro kosten.
    Wenn das Haus ins Meer kippt
    Als das Wohnhaus "Le Signal" 1965 in Soulac-sur-Mer gebaut wurde, war die Atlantikküste noch rund 200 Meter entfernt. Heute sind es noch zehn. Das 2014 geräumte Gebäude droht ins Meer zu kippen. Was in dem Urlaubsort passiert, ist nur ein Beispiel für die Erosion von Frankreichs Sandküsten.
    Mit Strandhafer und Trillerpfeife gegen den Bodenverlust
    Küstenschutz ist Dünenschutz, weiß man bei der Forstbehörde im Südwesten Frankreichs. Deren Mitarbeiter pflegen die Vegetation als natürliche Erosionsbremse - und verteidigen sie mit der Trillerpfeife gegen spielende Kinder und trampelnde Touristen.
    In Lacanau sind viele Bauten durch Erosion bedroht. Dieser Deich wird die Stadt nur mittelfristig schützen, weswegen die Verantwortlichen einen „strategischen Rückzug“ erwägen.
    "Genießen Sie Ihre Wohnungen, solange sie stehen"
    Manchmal ist Rückzug die beste Verteidigung: Manche von Erosion bedrohten Küstenorte im Südwesten Frankreichs werden sich auf Dauer nicht gegen die Macht des Ozeans halten lassen. Die Küstenzeile von Lacanau nahe Bordeaux zum Beispiel, wo viele Häuser im Wortsinn auf Sand gebaut sind.
    Während andere aufgeben, steckt Benoît Bartherotte sein ganzes Geld in die Verteidigung seines Hauses gegen das Wasser
    Der alte Mann und das Meer
    Das Meer nagt an Frankreichs Küstenbebauung. Auf der Halbinsel Cap Ferret eineinhalb Autostunden von Bordeaux zum Beispiel sind schon viele Häuser ins Wasser gefallen. Doch ein Mann kämpft erbittert gegen das Meer - mit einem Privatdamm.
    Zwei Umweltschützer gegen Sandabbau und Küstenerosion: die Vorschuldirektorin im Ruhestand, Maryse Sinsout, und der Ex-Marineadmiral Denis Trioulaire
    Bürger gegen Bagger an der Gironde-Mündung
    Wie Sand am Meer – das Sprichwort gilt schon längst nicht mehr. Sand ist ein begehrter Rohstoff. Allerdings könnte die Sandförderung vor der Küste die Erosion verstärken. Bürger an der Gironde-Mündung gehen deswegen auf die Barrikaden.