Samstag, 18. Mai 2024

Nach Hamas-Angriffen
Medienberichte: Zahl der getöteten Israelis auf mehr als 600 gestiegen

Nach den massiven Angriffen der radikalislamischen Hamas ist die Zahl der Todesopfer in Israel weiter gestiegen. Mindestens 600 Menschen seien ums Leben gekommen, berichten Medien. Die Kämpfe dauern an. Israels Sicherheitskabinett rief den Kriegszustand aus.

08.10.2023
    Israelische Sicherheitskräfte an einem Kontrollpunkt südlich von Sderot
    Israelische Sicherheitskräfte an einem Kontrollpunkt südlich von Sderot (AFP / JACK GUEZ)
    Auf israelischem Gebiet kommt es weiterhin zu Gefechten mit Hamas-Anhängern. Wie das Militär mitteilte, kämpfen zehntausende israelische Soldaten im eigenen Land gegen militante Palästinenser, während die Luftwaffe Ziele im Gazastreifen bombardierte. Die Armee erklärte, sie wolle die Grenzorte zum Gazastreifen in den nächsten 24 Stunden evakuieren.

    Gegenangriffe auf Gazastreifen

    Den Angaben zufolge wurden Hunderte Hamas-Kämpfer getötet. Wohngebäude wurden zerstört, darunter ein 14-stöckiges Hochhaus im Zentrum von Gaza, in dem Dutzende Wohnungen sowie Büros der Hamas untergebracht waren. Dem Gesundheitsministerium in Gaza zufolge wurden bislang mehr als 300 Palästinenser getötet, es gab fast 2.000 Verletzte. Zahlreiche Menschen flohen aus ihren Häusern.

    "Mehr als 100" Geiseln

    Unklar ist nach wie vor, wie viele Israelis von Hamas-Angreifern als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Die israelische Regierung gab die Zahl zuletzt mit "mehr als 100" an.
    Unterdessen griff die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz vereinzelt vom Libanon aus Israel an. Man habe "aus Solidarität" mit der Hamas Artillerie-Geschosse abgefeuert, erklärte die schiitische Miliz. Als Reaktion beschoss wiederum die israelische Armee Stellungen im Südlibanon. Die Hisbollah-Miliz wird von EU, USA und Israel als Terrororganisation eingestuft.

    Sicherheitskabinett in Israel ruft Kriegszustand aus

    Das israelische Sicherheitskabinett rief den Kriegszustand aus. Dies erlaube "weitreichende militärische Schritte", teilte das Büro von Ministerpräsident Netanjahu mit. "Der Krieg, der Israel durch eine mörderische Terrorattacke aus dem Gazastreifen aufgezwungen wurde, hat am 7. Oktober 2023 um 06.00 Uhr begonnen."
    Bereits gestern hatte das israelische Militär den Kriegszustand erklärt. Das ermöglicht es der Armee, außergewöhnliche Schritte zu ergreifen und Reservisten zu mobilisieren. Nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts sagte Ministerpräsident Netanjahu, man richte sich auf einen langen Krieg ein.

    Hamas strebt nach Macht - Einigkeit in Israel

    Der ARD-Israel-Korrespondent Jan-Christoph Kitzler nannte im Deutschlandfunk das Machtstreben der Hamas als mutmaßlichen Grund für den gestrigen Angriff. Die Hamas wolle auch im Westjordanland, in dem die Fatah regiert, größeren Einfluss gewinnen und dort den bewaffneten Widerstand gegen Israel anführen. Bisher sei die Lage im Westjordanland aber noch ruhig.
    Möglicherweise habe die Hamas eine vermutete Schwäche Israels ausnutzen wollen. "Israel galt wegen der politischen Streitigkeiten als verwundbar." Zuletzt gab es immer wieder heftige Proteste gegen die Justizreform der Regierung Netanjahu. Selbst Tausende Reservisten der israelischen Armee gaben an, nicht zum Dienst erscheinen zu wollen, sollten die Befugnisse des Obersten Gerichts beschränkt werden.
    Nun zeige sich das Land aber geeint. Sogar die Opposition habe Premierminister Netanjahu angeboten, zusammen zu regieren. Und die Reservistinnen und Reservisten erschienen zum Dienst, sagte Kitzler.

    Weiterführende Informationen

    In unserem Newsblog zum Angriff auf Israel finden Sie einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen.
    Diese Nachricht wurde am 08.10.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.