Elke Durak: Wir schauen nach Afghanistan. Afghanistan hat ein Drogenproblem. Der Anbau von Mohn verspricht für dieses Jahr eine Rekordernte und der Drogenanbau und sein Handel, sie behindern die Demokratisierung des Landes, wenn sie sie nicht gar langfristig verhindern. Afghanistan braucht weiter internationale Hilfe, sehr viel mehr als bisher. Aber, so fragen sich viele außerhalb Afghanistans, weshalb sollen wir Geld in dieses Land stecken, wenn von dort so wenig an Selbsthilfe kommt gegen den Mohnanbau? Und zu uns kommt dann das Opium, weshalb sollten wir ein Drogenanbau- und -exportland finanziell unterstützen, auch mit eigenen Soldaten beispielsweise? Nun soll in Kabul in ein paar Minuten eine internationale Drogenkonferenz beginnen, auf der Auswege aus dieser Situation gesucht werden sollen, Auswege auch vor allem für die Bauern Afghanistans. Wir hatten von Wetterproblemen in Kabul, in und um Kabul gehört und von einer möglichen Verschiebung der Konferenz. Sie findet nun wohl doch statt mit dem Wiederaufbau-Minister Afghanistans Amin Mohammed Farhang. Er ist jetzt noch für uns am Telefon, schönen guten Tag, Herr Farhang, nach Kabul.
Amin Mohammed Farhang: Ja, guten Morgen nach Deutschland.
Durak: Herr Farhang, wer ist denn an dieser Konferenz zunächst einmal beteiligt?
Farhang: Also, beteiligt sind die Nachbarländer, also Vertreter von den Nachbarländern, von den USA, von England, von Deutschland, mehrere NGOs und natürlich auch die afghanischen zuständigen Stellen, und die Konferenz wird in ein paar Minuten dann beginnen.
Durak: Herr Farhang, ich habe eingangs gesagt, Auswege sollen gesucht werden aus der Situation, was konkret wird denn beraten, was ist das Ziel?
Farhang: Also, es handelt sich hier um die jährliche Konferenz für den Kampf gegen das Narkotika- und Drogenproblem. Die afghanische Regierung hat schon eine nationale Strategie entwickelt und das auch vorgelegt. Das Kabinett hat das bewilligt. Es sind drei Hauptziele darin enthalten, einmal es muss ein polizeiliches, sicherheitsmäßiges Kader geschaffen werden, um das Problem zu bekämpfen. Außerdem muss ein gesetzlicher Rahmen, gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit alles unter Kontrolle gebracht wird. Drittens müssen Maßnahmen getroffen werden, damit der Konsum der Drogen sowohl im Inland als auch im Ausland reduziert wird und zum Vierten muss man für die afghanischen Bauern, die Mohn anbauen, andere Alternativen anbieten, damit sie darauf verzichten. Also, da gibt es sehr viel zu tun und jedes Problem ist für sich eine große Arbeit.
Durak: Herr Farhang, ich möchte den vierten Punkt aufgreifen, den Sie uns genannt haben, den Bauern Alternativen aufzuzeigen. Das wird ja schon seit einiger Zeit versucht. Weshalb aber sollte ein afghanischer Bauer auf das relativ leicht verdiente Geld, viele Geld, durch den Mohnanbau verzichten, wenn er mit den anderen Möglichkeiten so mühsam nur unterstützt wird und so wenig nur unterstützt wird? Woran also hapert es mit der Überzeugungsarbeit?
Farhang: Also, hier stoßen zwei Probleme aufeinander. Auf der einen Seite sind die afghanischen Bauern sehr arm geworden, also die Armut ist sehr groß geworden in Afghanistan durch den Krieg und wenn sie jetzt Mohn anbauen und das verkaufen können, dann verdienen sie Geld. Aber sie machen es aus einer Notlage heraus. Wenn man ihnen andere Möglichkeiten anbietet und sie ihre Produkte, andere Produkte dann besser verkaufen können, dann werden sie freiwillig darauf verzichten, weil sie inzwischen gelernt haben, dass das für die ganze Welt ein großes Problem ist, genau wie der internationale Terrorismus. Das andere ist, dass die Leute wissen, dass es noch immer einen Absatzmarkt gibt für diese Drogen und solange es diesen Markt gibt, dann können sie weiter anbauen. Deshalb ist es auch sehr, sehr dringend nötig und geboten, dass der Konsum in Afghanistan und in anderen Ländern reduziert wird und dafür auch entsprechende Maßnahmen getroffen werden.
Durak: Welche Rolle, Herr Farhang, spielen denn die regionalen Machthaber? Die Warlords waren sie es einmal, jetzt sind es halt die Regionalfürsten mit einer enormen Macht gegenüber dem Präsidenten in Kabul. Welche Rolle spielen die im Drogenanbau, im Drogenexport?
Farhang: Also, es kommt darauf an. Es gibt regionale Kräfte, die mit der Zentralregierung zusammen arbeiten, um dieses Problem unter Kontrolle zu bringen, aber es gibt andere, die dadurch sehr viel Geld verdienen und das fördern. Es gibt beides und die Zentralregierung ist noch nicht so stark, dass sie sehr energisch gegen diese Gruppe, die wirklich das Problem weiter führt, vorgeht. Da ist also die internationale Zusammenarbeit dringend notwendig und wir hoffen, dass es bei der Konferenz auch zu neuen Lösungsmöglichkeiten kommt, damit man das Problem effektiver und schneller also bekämpfen kann.
Durak: Woran liegt es, Herr Farhang, dass die Zentralregierung noch so schwach ist?
Farhang: Also, das liegt an dem langen Krieg. Afghanistan hat fast ein Viertel Jahrhundert Krieg hinter sich und dann ist eine Zentralregierung gekommen und dann waren die Warlords überall da und diese Warlords wurden auch zum Teil zu Anfang des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus unterstützt. Sie haben wieder an Macht gewonnen und die jetzige Regierung muss diese Macht wieder so schwächer machen, dass dadurch keine Konflikte oder bewaffnete Auseinandersetzungen entstehen. Das ist eine sehr delikate Arbeit und die Regierung versucht, dass mit Reformmaßnahmen durchzuführen. Sie wollen keine Konfrontation und das dauert natürlich etwas länger, aber die internationale Weltgemeinschaft muss hier auch uns helfen, damit das Problem friedlich und allmählich gelöst wird.
Durak: Herr Farhang, Sie wissen ja, dass Deutschland mit den Bundeswehrsoldaten, die in Kundus, im Norden Afghanistans, stationiert sind und dort arbeiten, dass Deutschland es ablehnt, in den Anti-Drogenkampf militärisch sozusagen einzugreifen. Sind Sie da anderer Meinung?
Farhang: Nein, ich bin nicht anderer Meinung. Militärisch kann man das Problem nicht lösen, weil auch die Warlords, die in dieses Geschäft verwickelt sind, bewaffnet sind. Das ist kein Problem, das man militärisch lösen kann. Dafür muss man andere Wege und Möglichkeiten finden. Aber auf der anderen Seite darf man nicht denken, dass die Deutschen, die dort in dieser Region sind, sich für immer von diesem Problem weghalten können, weil das Drogenproblem und der Kampf gegen den internationalen Terrorismus sehr eng zusammen vorangeht und irgendwann werden sie konfrontiert. Die Deutschen müssen selbst Konzepte und Ideen entwickeln, wie sie sich dann verhalten. Die afghanische Regierung wird ihnen dabei massiv helfen, und ich bin sicher, wenn man dafür gemeinsam neue Konzepte und Ideen entwickelt, dann wird man ohne Konfrontation auch einige Erfolge erzielen können.
Durak: Welche Konzepte könnten das denn sein, Herr Farhang?
Farhang: Also, dass man da zum Beispiel sich darüber Gedanken macht, welche Produkte die Bauern besser dort anbauen können und besser verkaufen können und dafür auch Absatzmärkte schafft. Das sind also Maßnahmen. Das können diejenigen, also diese PRT, die dort sind und beim Wiederaufbau helfen, können auch den Bauern neue Möglichkeiten anbieten und also das Ganze friedlich lösen. Ich bin überhaupt nicht für militärisches Eingreifen, weil man dadurch das Problem noch schlimmer macht.
Durak: Herzlichen Dank. Das war in Kabul unter erschwerten telefonischen Bedingungen, wofür wir um Verständnis bitten, Amin Mohammed Farhang, der Wiederaufbau-Minister Afghanistans. Herzlichen Dank, Herr Farhang, für das Gespräch und viel Erfolg für die Konferenz, die jetzt gleich in Kabul beginnt.
Farhang: Ich danke Ihnen auch, auf Wiederhören.
Amin Mohammed Farhang: Ja, guten Morgen nach Deutschland.
Durak: Herr Farhang, wer ist denn an dieser Konferenz zunächst einmal beteiligt?
Farhang: Also, beteiligt sind die Nachbarländer, also Vertreter von den Nachbarländern, von den USA, von England, von Deutschland, mehrere NGOs und natürlich auch die afghanischen zuständigen Stellen, und die Konferenz wird in ein paar Minuten dann beginnen.
Durak: Herr Farhang, ich habe eingangs gesagt, Auswege sollen gesucht werden aus der Situation, was konkret wird denn beraten, was ist das Ziel?
Farhang: Also, es handelt sich hier um die jährliche Konferenz für den Kampf gegen das Narkotika- und Drogenproblem. Die afghanische Regierung hat schon eine nationale Strategie entwickelt und das auch vorgelegt. Das Kabinett hat das bewilligt. Es sind drei Hauptziele darin enthalten, einmal es muss ein polizeiliches, sicherheitsmäßiges Kader geschaffen werden, um das Problem zu bekämpfen. Außerdem muss ein gesetzlicher Rahmen, gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit alles unter Kontrolle gebracht wird. Drittens müssen Maßnahmen getroffen werden, damit der Konsum der Drogen sowohl im Inland als auch im Ausland reduziert wird und zum Vierten muss man für die afghanischen Bauern, die Mohn anbauen, andere Alternativen anbieten, damit sie darauf verzichten. Also, da gibt es sehr viel zu tun und jedes Problem ist für sich eine große Arbeit.
Durak: Herr Farhang, ich möchte den vierten Punkt aufgreifen, den Sie uns genannt haben, den Bauern Alternativen aufzuzeigen. Das wird ja schon seit einiger Zeit versucht. Weshalb aber sollte ein afghanischer Bauer auf das relativ leicht verdiente Geld, viele Geld, durch den Mohnanbau verzichten, wenn er mit den anderen Möglichkeiten so mühsam nur unterstützt wird und so wenig nur unterstützt wird? Woran also hapert es mit der Überzeugungsarbeit?
Farhang: Also, hier stoßen zwei Probleme aufeinander. Auf der einen Seite sind die afghanischen Bauern sehr arm geworden, also die Armut ist sehr groß geworden in Afghanistan durch den Krieg und wenn sie jetzt Mohn anbauen und das verkaufen können, dann verdienen sie Geld. Aber sie machen es aus einer Notlage heraus. Wenn man ihnen andere Möglichkeiten anbietet und sie ihre Produkte, andere Produkte dann besser verkaufen können, dann werden sie freiwillig darauf verzichten, weil sie inzwischen gelernt haben, dass das für die ganze Welt ein großes Problem ist, genau wie der internationale Terrorismus. Das andere ist, dass die Leute wissen, dass es noch immer einen Absatzmarkt gibt für diese Drogen und solange es diesen Markt gibt, dann können sie weiter anbauen. Deshalb ist es auch sehr, sehr dringend nötig und geboten, dass der Konsum in Afghanistan und in anderen Ländern reduziert wird und dafür auch entsprechende Maßnahmen getroffen werden.
Durak: Welche Rolle, Herr Farhang, spielen denn die regionalen Machthaber? Die Warlords waren sie es einmal, jetzt sind es halt die Regionalfürsten mit einer enormen Macht gegenüber dem Präsidenten in Kabul. Welche Rolle spielen die im Drogenanbau, im Drogenexport?
Farhang: Also, es kommt darauf an. Es gibt regionale Kräfte, die mit der Zentralregierung zusammen arbeiten, um dieses Problem unter Kontrolle zu bringen, aber es gibt andere, die dadurch sehr viel Geld verdienen und das fördern. Es gibt beides und die Zentralregierung ist noch nicht so stark, dass sie sehr energisch gegen diese Gruppe, die wirklich das Problem weiter führt, vorgeht. Da ist also die internationale Zusammenarbeit dringend notwendig und wir hoffen, dass es bei der Konferenz auch zu neuen Lösungsmöglichkeiten kommt, damit man das Problem effektiver und schneller also bekämpfen kann.
Durak: Woran liegt es, Herr Farhang, dass die Zentralregierung noch so schwach ist?
Farhang: Also, das liegt an dem langen Krieg. Afghanistan hat fast ein Viertel Jahrhundert Krieg hinter sich und dann ist eine Zentralregierung gekommen und dann waren die Warlords überall da und diese Warlords wurden auch zum Teil zu Anfang des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus unterstützt. Sie haben wieder an Macht gewonnen und die jetzige Regierung muss diese Macht wieder so schwächer machen, dass dadurch keine Konflikte oder bewaffnete Auseinandersetzungen entstehen. Das ist eine sehr delikate Arbeit und die Regierung versucht, dass mit Reformmaßnahmen durchzuführen. Sie wollen keine Konfrontation und das dauert natürlich etwas länger, aber die internationale Weltgemeinschaft muss hier auch uns helfen, damit das Problem friedlich und allmählich gelöst wird.
Durak: Herr Farhang, Sie wissen ja, dass Deutschland mit den Bundeswehrsoldaten, die in Kundus, im Norden Afghanistans, stationiert sind und dort arbeiten, dass Deutschland es ablehnt, in den Anti-Drogenkampf militärisch sozusagen einzugreifen. Sind Sie da anderer Meinung?
Farhang: Nein, ich bin nicht anderer Meinung. Militärisch kann man das Problem nicht lösen, weil auch die Warlords, die in dieses Geschäft verwickelt sind, bewaffnet sind. Das ist kein Problem, das man militärisch lösen kann. Dafür muss man andere Wege und Möglichkeiten finden. Aber auf der anderen Seite darf man nicht denken, dass die Deutschen, die dort in dieser Region sind, sich für immer von diesem Problem weghalten können, weil das Drogenproblem und der Kampf gegen den internationalen Terrorismus sehr eng zusammen vorangeht und irgendwann werden sie konfrontiert. Die Deutschen müssen selbst Konzepte und Ideen entwickeln, wie sie sich dann verhalten. Die afghanische Regierung wird ihnen dabei massiv helfen, und ich bin sicher, wenn man dafür gemeinsam neue Konzepte und Ideen entwickelt, dann wird man ohne Konfrontation auch einige Erfolge erzielen können.
Durak: Welche Konzepte könnten das denn sein, Herr Farhang?
Farhang: Also, dass man da zum Beispiel sich darüber Gedanken macht, welche Produkte die Bauern besser dort anbauen können und besser verkaufen können und dafür auch Absatzmärkte schafft. Das sind also Maßnahmen. Das können diejenigen, also diese PRT, die dort sind und beim Wiederaufbau helfen, können auch den Bauern neue Möglichkeiten anbieten und also das Ganze friedlich lösen. Ich bin überhaupt nicht für militärisches Eingreifen, weil man dadurch das Problem noch schlimmer macht.
Durak: Herzlichen Dank. Das war in Kabul unter erschwerten telefonischen Bedingungen, wofür wir um Verständnis bitten, Amin Mohammed Farhang, der Wiederaufbau-Minister Afghanistans. Herzlichen Dank, Herr Farhang, für das Gespräch und viel Erfolg für die Konferenz, die jetzt gleich in Kabul beginnt.
Farhang: Ich danke Ihnen auch, auf Wiederhören.