Bensberg, Stadtteil von Bergisch Gladbach, kleine Straßen, Einkaufspassagen, alles etwas trist, alles etwas müde. Doch dann, die steile, gepflegte Anfahrt hinauf steht man vor dem ehemaligen Jagdschloss Bensberg, Barockstil, 18. Jahrhundert, jetzt ein Edelhotel, Kategorie fünf Sterne, und im rechten Flügel …
"Coming Up ist die letzte Einstellung hier …"
Im rechten Flügel: das 21. Jahrhundert. Kabel, Kameras, Gewusel und Gedränge in engen Korridoren. Scheinwerfer heizen die Luft auf, treiben den Schweiß auf die Stirn.
"So Leute, dann wird’s leise bitte! Close to shoot ."
Ralf Huettner dreht hier gerade "Der Koch" nach Martin Suter, in den Hauptrollen Jessica Schwarz und der Engländer Hamza Jeetooa. Die Geschichte eines tamilischen Flüchtlings, dessen aphrodisierende Kochkünste ihn selbst verführen. Oder wie es der Regisseur später sagen wird:
"Was mich eigentlich fasziniert, ist die Entwicklung, die Maravan macht. Er ist ein Koch, ein Dienstleister, der über dieses Kochen hinweg eine menschliche Leistung vollbringt, und zwar indem er beschließt, jemanden zu töten. Das ist natürlich ein starker Sprung, eine starke Entwicklung in einer Figur. Das war schon der Aspekt, weshalb ich den "Koch" gemacht habe."
Aber noch ist es nicht so weit. Noch gibt Ralf Huettner keine Interviews, sondern dreht eine Szene, während der auch Journalisten zugucken dürfen. Aber so leicht ist das nicht. Set-Besuche haben weniger mit Beobachten zu tun, viel mehr mit Warten. Also noch mal auf Anfang.
Wartehalle mit Kuppelfresken, rechter Flügel von Hotel Bensberg, von 1840 bis 1918 Preußische Kadettenanstalt, nach dem Ersten Weltkrieg genutzt als Kaserne. Heute warten Journalisten. Vor allem viele Fotografen. Bilder sind wichtig, Bilder verkaufen sich gut. Aber noch heißt es warten. Warten, weil Dreharbeiten eine teure Angelegenheit sind und jede Verzögerung geht ins Geld.
Geht es schon los? Nein. Das Fernsehen kommt gerade die Treppe herunter. Fernsehen hat Priorität. Ist klar. Für uns heißt das: weiter warten. Noch ein bisschen länger. Aber es wartet sich ganz angenehm im Hotel Bensberg, Barockstil, Jagdschloss von Herzog Johann Wilhelm II., im Volksmund auch Jan Wellem genannt.
Es geht los! Aufstellen, in einer Reihe, hintereinander, dann die engen Treppen hoch, um vor einer Glastür – wieder zu warten. Nur wenige werden reingelassen. Sonst wird es zu voll. Schwitzender Unmut macht sich breit. Galgenhumor auch.
Auf den Treppen wartet es sich jetzt nicht mehr so angenehm, im Schloss Bensberg, 1703 vom venezianischen Baumeister Matteo d’Alberti konzipiert, 1711 fertiggestellt, auch Goethe war mal da.
Nach dem Warten die Ernüchterung. Man sieht, dass man nichts sieht. Es ist zu voll. Und überall Fotografen. In einem engen Flur wird wohl eine Szene gedreht, in der Maravan, der Titelheld, einen Kofferwagen einen Gang entlangschieben soll. Wie ernüchternd das ist, kann man nur erahnen, wenn man in die Gesichter der Fotografen blickt, die sich gegenseitig auf die Füße treten, um irgendwie ihr Objektiv in den Gang zu drücken; um irgendwie verwertbare Bilder zu bekommen - dann die Klappe:
"And clap. And go.”"
""Dann nehmen wir mal die ganzen Fotografen …"
Mittagspause. Wieder draußen, Schlossgarten, Blick auf das Gourmetrestaurant "Vendôme", drei Sterne, Chef-Koch Joachim Wissler, Koch des Jahres 2009, dekoriert mit fünf Feinschmecker-F’s.
Eine halbe Stunde später dann der Foto-Call, noch mal die Möglichkeit, Fotos zu machen, denn Fotos sind wichtig. Die Pressebetreuerin hüpft hinter den Fotografen herum. Sie zieht den Blick der Schauspieler auf sich. Die gucken also in die Linsen, und alle Fotografen bekommen ihren perfekten Schnappschuss.
"Könnt ihr alle mal hier hin gucken …"
Pressekonferenz, etwas improvisiert. Keine Mikrofone, keine Technik, dafür das ganze Team bei Tisch. Noch eine Frage an Hamza: Was ist der Unterschied zwischen einer englischen Produktion und einer deutschen?
""Efficiency. Germans are known for being very efficient. And it is alarmingly efficient.”"
Effizienz also. Deshalb muss auch alles schnell gehen. Die Pressekonferenz ist vorbei. Die Dreharbeiten gehen weiter. Wenig Zeit für Einzelinterviews. Das Fernsehen schnappt sich Jessica Schwarz.
Wieder draußen. Hotel Bensberg, 18. Jahrhundert, und im rechten Flügel das 21. Jahrhundert, Dreharbeiten. Der schwedische Regisseur Ingmar Bergman hat einmal gesagt: "Einen Film zu drehen, heißt ein Universum zu erschaffen." Aber ist das schon ein Universum? Ein englischer Schauspieler, der einen Kofferwagen durch einen engen Flur in Bergisch Gladbach schiebt ...
"Coming Up ist die letzte Einstellung hier …"
Im rechten Flügel: das 21. Jahrhundert. Kabel, Kameras, Gewusel und Gedränge in engen Korridoren. Scheinwerfer heizen die Luft auf, treiben den Schweiß auf die Stirn.
"So Leute, dann wird’s leise bitte! Close to shoot ."
Ralf Huettner dreht hier gerade "Der Koch" nach Martin Suter, in den Hauptrollen Jessica Schwarz und der Engländer Hamza Jeetooa. Die Geschichte eines tamilischen Flüchtlings, dessen aphrodisierende Kochkünste ihn selbst verführen. Oder wie es der Regisseur später sagen wird:
"Was mich eigentlich fasziniert, ist die Entwicklung, die Maravan macht. Er ist ein Koch, ein Dienstleister, der über dieses Kochen hinweg eine menschliche Leistung vollbringt, und zwar indem er beschließt, jemanden zu töten. Das ist natürlich ein starker Sprung, eine starke Entwicklung in einer Figur. Das war schon der Aspekt, weshalb ich den "Koch" gemacht habe."
Aber noch ist es nicht so weit. Noch gibt Ralf Huettner keine Interviews, sondern dreht eine Szene, während der auch Journalisten zugucken dürfen. Aber so leicht ist das nicht. Set-Besuche haben weniger mit Beobachten zu tun, viel mehr mit Warten. Also noch mal auf Anfang.
Wartehalle mit Kuppelfresken, rechter Flügel von Hotel Bensberg, von 1840 bis 1918 Preußische Kadettenanstalt, nach dem Ersten Weltkrieg genutzt als Kaserne. Heute warten Journalisten. Vor allem viele Fotografen. Bilder sind wichtig, Bilder verkaufen sich gut. Aber noch heißt es warten. Warten, weil Dreharbeiten eine teure Angelegenheit sind und jede Verzögerung geht ins Geld.
Geht es schon los? Nein. Das Fernsehen kommt gerade die Treppe herunter. Fernsehen hat Priorität. Ist klar. Für uns heißt das: weiter warten. Noch ein bisschen länger. Aber es wartet sich ganz angenehm im Hotel Bensberg, Barockstil, Jagdschloss von Herzog Johann Wilhelm II., im Volksmund auch Jan Wellem genannt.
Es geht los! Aufstellen, in einer Reihe, hintereinander, dann die engen Treppen hoch, um vor einer Glastür – wieder zu warten. Nur wenige werden reingelassen. Sonst wird es zu voll. Schwitzender Unmut macht sich breit. Galgenhumor auch.
Auf den Treppen wartet es sich jetzt nicht mehr so angenehm, im Schloss Bensberg, 1703 vom venezianischen Baumeister Matteo d’Alberti konzipiert, 1711 fertiggestellt, auch Goethe war mal da.
Nach dem Warten die Ernüchterung. Man sieht, dass man nichts sieht. Es ist zu voll. Und überall Fotografen. In einem engen Flur wird wohl eine Szene gedreht, in der Maravan, der Titelheld, einen Kofferwagen einen Gang entlangschieben soll. Wie ernüchternd das ist, kann man nur erahnen, wenn man in die Gesichter der Fotografen blickt, die sich gegenseitig auf die Füße treten, um irgendwie ihr Objektiv in den Gang zu drücken; um irgendwie verwertbare Bilder zu bekommen - dann die Klappe:
"And clap. And go.”"
""Dann nehmen wir mal die ganzen Fotografen …"
Mittagspause. Wieder draußen, Schlossgarten, Blick auf das Gourmetrestaurant "Vendôme", drei Sterne, Chef-Koch Joachim Wissler, Koch des Jahres 2009, dekoriert mit fünf Feinschmecker-F’s.
Eine halbe Stunde später dann der Foto-Call, noch mal die Möglichkeit, Fotos zu machen, denn Fotos sind wichtig. Die Pressebetreuerin hüpft hinter den Fotografen herum. Sie zieht den Blick der Schauspieler auf sich. Die gucken also in die Linsen, und alle Fotografen bekommen ihren perfekten Schnappschuss.
"Könnt ihr alle mal hier hin gucken …"
Pressekonferenz, etwas improvisiert. Keine Mikrofone, keine Technik, dafür das ganze Team bei Tisch. Noch eine Frage an Hamza: Was ist der Unterschied zwischen einer englischen Produktion und einer deutschen?
""Efficiency. Germans are known for being very efficient. And it is alarmingly efficient.”"
Effizienz also. Deshalb muss auch alles schnell gehen. Die Pressekonferenz ist vorbei. Die Dreharbeiten gehen weiter. Wenig Zeit für Einzelinterviews. Das Fernsehen schnappt sich Jessica Schwarz.
Wieder draußen. Hotel Bensberg, 18. Jahrhundert, und im rechten Flügel das 21. Jahrhundert, Dreharbeiten. Der schwedische Regisseur Ingmar Bergman hat einmal gesagt: "Einen Film zu drehen, heißt ein Universum zu erschaffen." Aber ist das schon ein Universum? Ein englischer Schauspieler, der einen Kofferwagen durch einen engen Flur in Bergisch Gladbach schiebt ...
