Friedbert Meurer: Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hat jüngst eine regelrechte Revolution gewagt. Statt einer Bleiwüste auf Seite 1, wie Spötter immer monierten, prangt jetzt ein Farbfoto dem Leser entgegen. Möglicherweise laufen ähnliche Debatten und Kämpfe auch ab um ein neues Profil beim Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Jedenfalls muss Chefredakteur Stefan Aust Ende des nächsten Jahres spätestens gehen. Das ist wesentlich früher als erwartet. Und der Geschäftsführer der Mitarbeiter KG, die beim "Spiegel" das Sagen hat, wird zitiert: "Wir sind der Meinung, dass 'Der Spiegel' einen Modernisierungsschub braucht, und dazu braucht es eine frische neue Kraft". - Am Telefon begrüße ich Horst Röper. Er ist Geschäftsführer des Formatt-Instituts der Universität Dortmund. Guten Tag Herr Röper!
Horst Röper: Ich grüße Sie!
Meurer: Warum muss Aust gehen beim "Spiegel"?
Röper: Ich denke mal es geht in der Tat um Modernisierung. Aust war der Bewahrer. Aust ist ja ein Chefredakteur, der noch vom Urgestein und Gründer des "Spiegel" benannt worden ist, also von Augstein persönlich. Nun sind neue Zeiten angebrochen. Die machen sich beim "Spiegel" insofern bemerkbar, als man eben auch einen neuen Geschäftsführer hat und dieser neue Geschäftsführer ist mit seinen geplanten Neuerungen bisher beim Chefredakteur, der beim "Spiegel" eine starke Position hat traditionell, aufgelaufen. Es gibt eine Konfrontation.
Meurer: Um welche Neuerung geht es?
Röper: Ganz grundsätzlich darum, den "Spiegel" neu aufzustellen, ihn stärker anzupassen an heutige Belange, was nicht mit der Auflagenhöhe zu tun hat, denn "Der Spiegel" hat ganz im Gegenteil wie die meisten anderen Zeitschriften seine Auflage halten können. Sie liegt immer noch knapp über einer Million. Das ist sicherlich ein Verdienst, das man auch Aust zuschreiben kann. Aber derweil sind eben doch Modernisierungen im Blatt stehen geblieben. Zuletzt hat man beispielsweise ja doch stark historische geschichtliche Themen aufgearbeitet, sogar auf den Titel gebracht. Das ist ein Gebiet, das Teile der Redaktion nicht für das richtige halten für dieses ehemalige Sturmgeschütz der Demokratie, wie "Der Spiegel" mal genannt worden ist.
Meurer: Da erinnert man sich ja noch daran, Herr Röper, dass die Tochter von Rudolf Augstein, Franziska Augstein, auch beim "Spiegel" mal gesagt hat: "Der Spiegel" ist kein politisches Leitmedium mehr. Schuld daran sei Stefan Aust. War es das?
Röper: Ja, das war sicherlich eines der Ränkespiele und auch eine der Vorbereitungen, um sich nun von Aust zu trennen. Ich gehe mal davon aus, das wird auch nicht erst Ende nächsten Jahres passieren - so lange läuft ja sein Vertrag noch -, denn nun ist er natürlich eine "lame duck", er ist angeschossen. Ich vermute man wird sich nun schneller trennen. Aber das was Franziska Augstein gesagt hat, zielte genau in die Richtung, die nun sich auch mehrheitlich in der Mitarbeiter KG durchgesetzt hat. Die hat die Mehrheit im Unternehmen. Das ist ja eine einzigartige Konstruktion in Deutschland. Den Mitarbeitern gehört eben die Mehrheit am "Spiegel". Die haben sich nun sozusagen auch auf diese Position geschlagen, ähnlich wie die Augstein-Erben, und das hat letztlich Aust seinen Stuhl gekostet. Der Vertrag wird nicht wie ursprünglich mal vorgesehen quasi automatisch um zwei Jahre verlängert, dann also bis 2010.
Meurer: Was erwarten die Mitarbeiter vom Nachfolger von Stefan Aust?
Röper: Ich denke sicherlich auch einen konzilianteren Umgang. Aust war ja in der Redaktion auch umstritten wegen seines Umgangs gerade mit der Redaktion. Er ist da manchmal sehr herrisch, sehr autoritär aufgetreten. Das ist natürlich nicht auf guten Willen gestoßen. Also man sucht jemanden, der stärker teamorientiert ist, als Augstein, pardon, als Aust das war.
Meurer: Aber für Augstein galt das vermutlich auch?
Röper: Ja, in der Tat. Aber der hatte natürlich einen anderen Background und konnte sich das stärker erlauben als Aust, wie sich jetzt zeigt. Aber der Neue steht natürlich vor der Aufgabe, den "Spiegel" eben auch stärker zu modernisieren, als das zuletzt unter Aust geschehen ist. Es wird eben auch die Grenze zu klären sein, was macht "Spiegel Online" aus - das ist ja inzwischen ein wesentlicher Teil des "Spiegel"-Verlages geworden, auch wirtschaftlich - und was macht den "Spiegel"-Titel, also das Printprodukt aus. Auch hier wird man neue Positionierungen finden müssen, nicht ganz einfach sicherlich.
Horst Röper: Ich grüße Sie!
Meurer: Warum muss Aust gehen beim "Spiegel"?
Röper: Ich denke mal es geht in der Tat um Modernisierung. Aust war der Bewahrer. Aust ist ja ein Chefredakteur, der noch vom Urgestein und Gründer des "Spiegel" benannt worden ist, also von Augstein persönlich. Nun sind neue Zeiten angebrochen. Die machen sich beim "Spiegel" insofern bemerkbar, als man eben auch einen neuen Geschäftsführer hat und dieser neue Geschäftsführer ist mit seinen geplanten Neuerungen bisher beim Chefredakteur, der beim "Spiegel" eine starke Position hat traditionell, aufgelaufen. Es gibt eine Konfrontation.
Meurer: Um welche Neuerung geht es?
Röper: Ganz grundsätzlich darum, den "Spiegel" neu aufzustellen, ihn stärker anzupassen an heutige Belange, was nicht mit der Auflagenhöhe zu tun hat, denn "Der Spiegel" hat ganz im Gegenteil wie die meisten anderen Zeitschriften seine Auflage halten können. Sie liegt immer noch knapp über einer Million. Das ist sicherlich ein Verdienst, das man auch Aust zuschreiben kann. Aber derweil sind eben doch Modernisierungen im Blatt stehen geblieben. Zuletzt hat man beispielsweise ja doch stark historische geschichtliche Themen aufgearbeitet, sogar auf den Titel gebracht. Das ist ein Gebiet, das Teile der Redaktion nicht für das richtige halten für dieses ehemalige Sturmgeschütz der Demokratie, wie "Der Spiegel" mal genannt worden ist.
Meurer: Da erinnert man sich ja noch daran, Herr Röper, dass die Tochter von Rudolf Augstein, Franziska Augstein, auch beim "Spiegel" mal gesagt hat: "Der Spiegel" ist kein politisches Leitmedium mehr. Schuld daran sei Stefan Aust. War es das?
Röper: Ja, das war sicherlich eines der Ränkespiele und auch eine der Vorbereitungen, um sich nun von Aust zu trennen. Ich gehe mal davon aus, das wird auch nicht erst Ende nächsten Jahres passieren - so lange läuft ja sein Vertrag noch -, denn nun ist er natürlich eine "lame duck", er ist angeschossen. Ich vermute man wird sich nun schneller trennen. Aber das was Franziska Augstein gesagt hat, zielte genau in die Richtung, die nun sich auch mehrheitlich in der Mitarbeiter KG durchgesetzt hat. Die hat die Mehrheit im Unternehmen. Das ist ja eine einzigartige Konstruktion in Deutschland. Den Mitarbeitern gehört eben die Mehrheit am "Spiegel". Die haben sich nun sozusagen auch auf diese Position geschlagen, ähnlich wie die Augstein-Erben, und das hat letztlich Aust seinen Stuhl gekostet. Der Vertrag wird nicht wie ursprünglich mal vorgesehen quasi automatisch um zwei Jahre verlängert, dann also bis 2010.
Meurer: Was erwarten die Mitarbeiter vom Nachfolger von Stefan Aust?
Röper: Ich denke sicherlich auch einen konzilianteren Umgang. Aust war ja in der Redaktion auch umstritten wegen seines Umgangs gerade mit der Redaktion. Er ist da manchmal sehr herrisch, sehr autoritär aufgetreten. Das ist natürlich nicht auf guten Willen gestoßen. Also man sucht jemanden, der stärker teamorientiert ist, als Augstein, pardon, als Aust das war.
Meurer: Aber für Augstein galt das vermutlich auch?
Röper: Ja, in der Tat. Aber der hatte natürlich einen anderen Background und konnte sich das stärker erlauben als Aust, wie sich jetzt zeigt. Aber der Neue steht natürlich vor der Aufgabe, den "Spiegel" eben auch stärker zu modernisieren, als das zuletzt unter Aust geschehen ist. Es wird eben auch die Grenze zu klären sein, was macht "Spiegel Online" aus - das ist ja inzwischen ein wesentlicher Teil des "Spiegel"-Verlages geworden, auch wirtschaftlich - und was macht den "Spiegel"-Titel, also das Printprodukt aus. Auch hier wird man neue Positionierungen finden müssen, nicht ganz einfach sicherlich.