"Er" ist Immanuel Kant und in der Deutschstunde in Klasse 12 des Friedrich-Engels-Gymnasiums in Berlin-Reinickendorf geht um die Frage "Was ist Aufklärung". Analysiert wird ein Text des Philosophen... In der ersten Reihe sitzt ein zierliches Mädchen, das trotz streng nach hinten gekämmtem mittelbraunem Haar um einiges jünger wirkt als die anderen Schüler. Eva interpretiert Kants Text auf ihre ganz eigene, sehr plastische Art:
Wenn jetzt irgendjemand erzählen würde: Der
Mond ist aus Käse zum Beispiel, ok , dann ist der Mond halt aus Käse. Die sind zu faul selbst drüber nachzudenken. Der sagt das, der weiß darüber Bescheid, also wird es schon richtig sein...er hat halt gemeint, dass eine Revolution politisch was ändert, aber gedanklich nicht.
Nicht unbedingt das große philosophische Interesse - aber eines hat Eva sicher mit Kant gemeinsam: Den außergewöhnlich weiten geistigen Horizont. Eva ist hochbegabt. Wie hoch genau? - Das behalte sie lieber für sich, sagt die 16-Jährige und lächelt weise... Jedenfalls - das haben Tests ergeben - liegt ihr Intelligenzquotient sehr weit über dem Durchschnitt und das bedeutet:
...dass ich eigentlich so gut wie alles kann. Mich interessiert alles, ich kann alles - bis auf Sport...ich les mir irgendwas durch und dann kann ich das. Meine Vorbereitungszeit für Klausuren ist immer extrem kurz...
Eigentlich könnte Eva glücklicher aussehen während sie das erzählt. Schließlich muss es doch fantastisch sein, ein solches Superhirn zu haben. Eva findet es sehr praktisch, so schnell zu begreifen, aber:
In der Gesellschaft ist es eher ein Fluch. Teilweise ist es auch so, dass man nur denkt: Warum verstehen sie das nicht, und fast dran verzweifelt, dass der Großteil der Menschheit das so macht, obwohl es anders doch irgendwie viel logischer und einfacher wäre.
Um in der Schule nicht zu verzweifeln hat Eva zweimal eine Klasse übersprungen. Voraus ging jahrelange Quälerei im Unterricht. In der siebten Klasse eskalierte der Frust:
Als ich mich geweigert habe, in die Schule zu gehen, weil es mir viel zu langweilig war. Ich hab keinen Sinn drin gesehen. Es war einfach so ´ne Tortur da zu sitzen und aufzupassen, dass man nicht einschläft...
Der Test mit dem Ergebnis "Hochbegabung" fiel in diese Zeit. Eva wechselte mitten im Schuljahr in die achte Klasse, war dort aber immer noch unterfordert. Sie wird bereits mit 17 Jahren Abitur machen, denn auch die elfte Klasse konnte sie einfach links liegenlassen. In der Oberstufe fühlt sie sich jetzt wohler, aber:
Das Prinzip des Unterrichts ist halt immer noch das Gleiche. Es beruht auf Wiederholung. Wenn ein Großteil das nicht verstanden hat oder jemand an der Tafel steht und das nicht kann, dann wird das schon mal ziemlich ausgeweitet, das Thema und das ist dann nicht so besonders...
Richtige Lieblingsfächer hat Eva nicht. Die Wahl fällt wohl schwer, weil ihr alles so leicht fällt. Studieren will sie Naturwissenschaften - vielleicht Bio und Chemie. Mit ihren Mitschülern kommt Eva jetzt besser klar. Das war vor einiger Zeit noch ganz anders. Die ersten Schuljahre erlebte sie besonders quälend als totale Außenseiterin:
Irgendwie hat keiner mit mir gesprochen und wenn, dann war `s nur: Kannst Du mir das erklären, oder so. Und dann gab `s auch so ein paar Mädchen, die sich einen Spaß gemacht hatten, mich zu ärgern. War also nicht so besonders erfrischend in der Grundschule.
Später hatte Eva im wahrsten Sinne des Wortes "Bauchschmerzen" mit ihrer Situation. Wenn sie über psychosomatische Folgen im Zusammenhang mit Hochbegabung spricht, wirkt sie ein wenig wie die Wissenschaftlerin, die sie vielleicht einmal werden möchte:
Hauptsächlich ist es so, dass Jungen dazu neigen, gewalttätig zu werden und aggressiv. Mädchen neigen eher dazu, sich zurückzuziehen. Ich bin so ein Mischlingsding.
Im Gespräch mit Eva fällt auf, dass sie die Sachverhalte von möglichst vielen Blickwinkeln aus betrachtet. Das führt zu Satzeinschüben oder nochmaligen Reflektieren des Gesagten. Eva legt Wert auf exakte Eingrenzung, Wiederholungen mag sie nicht. In ihrer Familie ist die Hochbegabung kein großes Thema, sagt sie. Denn dort sind alle zumindest
"genieverdächtig":
Vielleicht mein Bruder, aber der will sich partout nicht testen lassen. Dann besteht der Verdacht, dass meine Mutter "begabt" ist. Bei meinem Vater könnte man meinen, dass er hochbegabt ist... die Intelligenz vererbt sich und dann hab ick halt det abjekricht.
Wenn jetzt irgendjemand erzählen würde: Der
Mond ist aus Käse zum Beispiel, ok , dann ist der Mond halt aus Käse. Die sind zu faul selbst drüber nachzudenken. Der sagt das, der weiß darüber Bescheid, also wird es schon richtig sein...er hat halt gemeint, dass eine Revolution politisch was ändert, aber gedanklich nicht.
Nicht unbedingt das große philosophische Interesse - aber eines hat Eva sicher mit Kant gemeinsam: Den außergewöhnlich weiten geistigen Horizont. Eva ist hochbegabt. Wie hoch genau? - Das behalte sie lieber für sich, sagt die 16-Jährige und lächelt weise... Jedenfalls - das haben Tests ergeben - liegt ihr Intelligenzquotient sehr weit über dem Durchschnitt und das bedeutet:
...dass ich eigentlich so gut wie alles kann. Mich interessiert alles, ich kann alles - bis auf Sport...ich les mir irgendwas durch und dann kann ich das. Meine Vorbereitungszeit für Klausuren ist immer extrem kurz...
Eigentlich könnte Eva glücklicher aussehen während sie das erzählt. Schließlich muss es doch fantastisch sein, ein solches Superhirn zu haben. Eva findet es sehr praktisch, so schnell zu begreifen, aber:
In der Gesellschaft ist es eher ein Fluch. Teilweise ist es auch so, dass man nur denkt: Warum verstehen sie das nicht, und fast dran verzweifelt, dass der Großteil der Menschheit das so macht, obwohl es anders doch irgendwie viel logischer und einfacher wäre.
Um in der Schule nicht zu verzweifeln hat Eva zweimal eine Klasse übersprungen. Voraus ging jahrelange Quälerei im Unterricht. In der siebten Klasse eskalierte der Frust:
Als ich mich geweigert habe, in die Schule zu gehen, weil es mir viel zu langweilig war. Ich hab keinen Sinn drin gesehen. Es war einfach so ´ne Tortur da zu sitzen und aufzupassen, dass man nicht einschläft...
Der Test mit dem Ergebnis "Hochbegabung" fiel in diese Zeit. Eva wechselte mitten im Schuljahr in die achte Klasse, war dort aber immer noch unterfordert. Sie wird bereits mit 17 Jahren Abitur machen, denn auch die elfte Klasse konnte sie einfach links liegenlassen. In der Oberstufe fühlt sie sich jetzt wohler, aber:
Das Prinzip des Unterrichts ist halt immer noch das Gleiche. Es beruht auf Wiederholung. Wenn ein Großteil das nicht verstanden hat oder jemand an der Tafel steht und das nicht kann, dann wird das schon mal ziemlich ausgeweitet, das Thema und das ist dann nicht so besonders...
Richtige Lieblingsfächer hat Eva nicht. Die Wahl fällt wohl schwer, weil ihr alles so leicht fällt. Studieren will sie Naturwissenschaften - vielleicht Bio und Chemie. Mit ihren Mitschülern kommt Eva jetzt besser klar. Das war vor einiger Zeit noch ganz anders. Die ersten Schuljahre erlebte sie besonders quälend als totale Außenseiterin:
Irgendwie hat keiner mit mir gesprochen und wenn, dann war `s nur: Kannst Du mir das erklären, oder so. Und dann gab `s auch so ein paar Mädchen, die sich einen Spaß gemacht hatten, mich zu ärgern. War also nicht so besonders erfrischend in der Grundschule.
Später hatte Eva im wahrsten Sinne des Wortes "Bauchschmerzen" mit ihrer Situation. Wenn sie über psychosomatische Folgen im Zusammenhang mit Hochbegabung spricht, wirkt sie ein wenig wie die Wissenschaftlerin, die sie vielleicht einmal werden möchte:
Hauptsächlich ist es so, dass Jungen dazu neigen, gewalttätig zu werden und aggressiv. Mädchen neigen eher dazu, sich zurückzuziehen. Ich bin so ein Mischlingsding.
Im Gespräch mit Eva fällt auf, dass sie die Sachverhalte von möglichst vielen Blickwinkeln aus betrachtet. Das führt zu Satzeinschüben oder nochmaligen Reflektieren des Gesagten. Eva legt Wert auf exakte Eingrenzung, Wiederholungen mag sie nicht. In ihrer Familie ist die Hochbegabung kein großes Thema, sagt sie. Denn dort sind alle zumindest
"genieverdächtig":
Vielleicht mein Bruder, aber der will sich partout nicht testen lassen. Dann besteht der Verdacht, dass meine Mutter "begabt" ist. Bei meinem Vater könnte man meinen, dass er hochbegabt ist... die Intelligenz vererbt sich und dann hab ick halt det abjekricht.