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Aus der Eifel nach Nordostitalien
Spangdahlem verliert das 52. US-Jagdgeschwader

Milliarden will sich das Pentagon den Teilabzug der US-Truppen aus Deutschland kosten lassen. Zum Großteil sind diese in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz stationiert. In der Eifel soll das 52. Jagdgeschwader aus Spangdahlem abgezogen werden. Betroffen sind rund 5.000 US-Militärs samt Familien.

Von Anke Petermann | 30.07.2020
Die US-Air Base Spangdahlem in Rheinland-Pfalz. Ein Schild weist auf den US-Militärflughafen hin.
Der US-Luftwaffenstützpunkt in Spangdahlem ist von dem geplanten Teilabzug der US-Armee betroffen. (dpa/Harald Tittel)
"Trump verlagert die F16-Kampfflugzeuge aus Deutschland nach Aviano", titelt die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera". Dorthin, "wo die Leute die Jets schon lange nicht mehr ertragen", ergänzt ein italienisches Non-Profit-Magazin mit Blick auf Fluglärm-geplagte Anwohner der nordostitalienischen Air Base. Sie wünschten sich weniger, nicht mehr dröhnende Überflüge. Verlegt werden sollen die 20 F-16 Fighting Falcon aus Spangdahlem in der Eifel samt Piloten und Mechanikern. Das hat der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz der Ankündigung des Pentagon entnommen.
"Ich interpretiere das zunächst einmal mal so: Das ganz enge Personal, das für diese Flugzeugtypen gebraucht wird, das wird verlegt." Aber, so der SPD-Politiker: "Das ist ein Stück auch Prinzip Hoffnung bei mir, dass man diese erstklassige Infrastruktur in Spangdahlem für etwas anderes nutzen wird. Ich habe heute nicht gehört, dass der Standort Spangdahlem komplett aufgelöst wird."
Und so wünscht sich die Landesregierung von Malu Dreyer weiterhin, dass von den 5.000 US-Militärs samt Familien möglichst viele in der Eifel bleiben. Und damit auch die 700 deutschen Zivilbeschäftigten Arbeit behalten. Zum Beispiel, so Innenminister Lewentz, indem sie den Fliegerhorst als Ausweichstandort für das Logistik-Drehkreuz Ramstein in der Pfalz betreiben, sei es im Tower oder in der Flugbereitschaft. Doch das ist reine Spekulation. "Wir würden diese Informationen eigentlich von unseren Partnern, den amerikanischen Verantwortlichen in der Regierung, erwarten. Wollen wir mal hoffen, dass wie da Klarheit bekommen."
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Donald Trump reagiere spontan und emotional, kritisierte der CDU-Politiker Friedrich Merz den geplanten Abzug von 12.000 US-Soldaten aus Deutschland. Auf der Ebene der Verteidigungsminister sei das Verhältnis sachlich und vertrauensvoll. Dennoch sei die Entscheidung ein "Weckruf für Europa".
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Sicherheit hat einen Preis
Die USA wollen rund 12.000 Soldaten aus Deutschland abziehen. Will Europa selbstständiger und handlungsfähiger werden, werde es diese Lücke füllen müssen, kommentiert Marcus Pindur. Dabei sei Deutschland in besonderer Weise gefordert.
Gravierende Auswirkungen für Anwohner erwartet
Die Flughafen-Anrainer im Eifelkreis Bitburg-Prüm sorgen sich jedenfalls um die Wirtschaftskraft der Region, so eine SWR-Umfrage:
"Wir haben sehr viele Immobilien an die Amerikaner vermietet, das wäre für uns ein Super-GAU. Wenn hier wirklich viele abgezogen würden, das würde sehr wehtun." "Die Mieten fallen weg. Die Amis haben eben immer gut bezahlt, da werden einige ganz schön in die Röhre gucken, wenn die weggehen." "Die sind hier viel einkaufen, ich weiß, die haben in Bitburg extra Schilder, wer Englisch spricht – gerade für die Amerikaner – ich gehe mal davon aus, das werden die alle merken." "Wenn die Amerikaner hier abziehen, bedeutet das: Ende vom Geschäft."
"Ich sage es ganz klar: Hier erwarten wir eine starke Unterstützung vom Bund und Land, eine finanzielle Unterstützung als Ausgleich und auch eine beratende Unterstützung", stellt Manfred Rodens klar, Bürgermeister der Verbandsgemeinde, zu der Spangdahlem gehört.
"Das ist eine nationale Frage entlang einer nationalen Aufgabe. Dann muss die Nation, dann muss Deutschland uns hilfreich zur Seite stehen", bekräftigt Roger Lewentz. Der Landes-Innenminister hatte in Mainz zunächst mal darauf verzichtet, Hilfen vom Bund zu fordern. Lewentz will für das Fortbestehen des Fliegerhorstes kämpfen, hofft dabei auf einen Verbündeten: den US-Kongress, der die Milliarden-Dollar-Summe für Trumps Strafaktion absegnen müsste. "Und der Kongress ist sehr, sehr skeptisch seinen Abzugsplänen in Europa gegenüber, um nicht zu sagen: Wir erwarten, dass solche Maßnahmen dann abgelehnt würden."
"Blütenträume", kommentiert die "Mainzer Allgemeine Zeitung", Zitat: "Es mag auch unter den Republikanern noch eine Menge überzeugter Transatlantiker geben, die Wahlaussichten ihres Kandidaten werden sie dafür nicht gefährden." Zu den Abzugs-Maßnahmen im Nachbarland Baden-Württemberg gehört übrigens, dass die Kommandozentrale für die US-Truppen in Europa nach Belgien verlegt und möglicherweise auch das US-Afrika-Kommando aus Stuttgart abgezogen wird. Während deutsche Medien dafür noch keine Ausweichkandidaten nennen, will der Mailänder "Corriere della Sera" mehr wissen: Spanien komme infrage oder das süditalienische Neapel.