Dienstag, 19. März 2024

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Aus für Hertha-Manager Preetz
Eine überfällige Entscheidung

Nicht erst nach dem enttäuschenden 1:4 gegen Werder Bremen war klar: Hertha BSC steckt in der Krise. Nun muss nicht nur Trainer Bruno Labbadia gehen: Auch Manager Michael Preetz wurde entlassen. Ein unausweichlicher Schritt, kommentiert Dlf-Sportredakteur Thomas Wheeler.

Von Thomas Wheeler | 24.01.2021
Herthas Trainer Bruno Labbadia (rechts) und Manager Michael Preetz stehen vor Spielbeginn vor der Bank.
Entlassen: Herthas Trainer Bruno Labbadia (rechts) und Manager Michael Preetz (picture alliance/dpa/AFP-Pool | Odd Andersen)
Diese Entscheidung war überfällig. Wenn Hertha BSC wirklich irgendwann ein Big City Club werden will, wovon Millionen-Investor Lars Windhorst ja seit seinem Einstieg 2019 träumt, konnte die Vereinsspitze nicht mehr länger tatenlos zusehen, wie Anspruch und Realität sich immer weiter voneinander entfernen und sich das Hertha-Schiff im Schlick der Bedeutungslosigkeit festfährt.
Die Fans jedenfalls haben, um mal im Berliner Jargon zu bleiben, die Schnauze voll. Noch vor dem Heimspiel gegen Bremen hatten einige von ihnen gegen eine Weiterbeschäftigung von Manager Michael Preetz protestiert. Auf Spruchbändern stand wie in einer Online-Petition "Elf Jahre schlechte Arbeit und trotzdem noch im Amt".

Preetz: Zwölf Trainer in elf Jahren

Zwölf Trainer hat "der Lange", wie er im Verein auch genannt wird, seitdem verschlissen. Darunter die spektakulären Verpflichtungen von Otto Rehhagel und Jürgen Klinsmann, die zwar jede Menge Asche kosteten, wie der Berliner sagt, die Alte Dame aber nicht entscheidend voranbrachten und außerhalb nur für Gelächter sorgten.
Jahrelang waren die Anhänger bereit dieses Trauerspiel mitzumachen, weil sie in Preetz einen sahen, der zum Verein steht. Erst Bundesliga-Torschützenkönig 1999 für die Hertha und danach eben über elf Jahre ihr Manager. Aber es kam kaum etwas bei rum. Im Gegenteil: Zwei Abstiege. Das höchste der Gefühle war eine Europa League Teilnahme, wo sich die Mannschaft jedoch gegen europäische Spitzenteams wie Sorja Lugansk und Östersund FK blamierte.

Kommt Pal Dardai zurück?

Noch ist nicht klar, wer bei Hertha nun das Ruder übernimmt. Der Nachfolger von Bruno Labbadia soll aber möglichst schon morgen vorgestellt werden. Ein Kandidat ist Pal Dardai. Der Bundesliga-Rekordspieler des Klubs war quasi nie weg und ist der Hertha seit 1997 treu. So etwas nennt man wohl echte Liebe!
Der Ungar kennt wahrscheinlich jedes Mäuseloch auf dem Vereinsgelände. Er war auch die erfolgreichste Trainerverpflichtung von Michael Preetz, trainierte bereits viereinhalb Jahre die Profis und führte die Mannschaft dabei auf Platz sechs und sieben. Als er 2015 erstmals diesen Posten übernahm, holte er den Verein schon einmal aus er Krise und schaffte am Ende den Klassenerhalt. Die Kaderplanung übernimmt zunächst Sportdirektor Arne Friedrich.

Herausforderung für die neue Geschäftsführung

Sollte sich die Geschäftsführung für das Duo entscheiden, müssen beide beweisen, ob sie nur eine Übergangslösung sind oder mittelfristig sogar mehr sein können, um die hochtrabenden Ambitionen von Investor Lars Windhorst zu erfüllen. Der wird jedenfalls nicht bereit sein, weiter Millionen in den Verein zu pumpen, wenn sich nicht beizeiten Erfolg einstellt bzw. wenigstens Perspektiven erkennbar sind, wie dieser gelingen soll.
Dafür braucht es einen Sportdirektor, der sich im durchtriebenen Milliardengeschäft Fußball bestens auskennt und weiß, wie es geht, nach oben zu kommen und dort auch zu bleiben. Ralf Rangnick ist ein solcher Mann. Damit er zu Hertha kommt, müssen aber nicht nur Trainer und Manager ausgetauscht werden. Dafür müssen sich auch die Strukturen im Hauptstadtklub grundlegend verändern.
Die erste große Herausforderung für Carsten Schmidt, seit Dezember der neue Chef in der Geschäftsführung. Von ihm sagt man, er sei im Profifußball bestens vernetzt. Der neue CEO hat sich vor allem auf die Fahnen geschrieben, das Image und die Außendarstellung der Hertha zu verbessern: Weg von der grauen Maus hin zu einem Weltstadtklub, der dieses Prädikat wirklich verdient. Eine Aufgabe, um die er wahrlich nicht zu beneiden ist.