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Auschwitz-Gedenktag
"Wir wissen erst höchstens 20 Prozent über den Holocaust"

Auch 70 Jahre nach der Auschwitz-Befreiung sei die Forschung auf manchem Gebiet erst am Anfang, sagt Bernward Dörner, Professor für Neuere Geschichte am Institut für Antisemitismusforschung der TU Berlin, im DLF. Gerade weil fast ein Fünftel der Bevölkerung antisemitische Ressentiments hegen, sei reflektierte Erinnerung wichtig.

Bernward Dörner im Gespräch mit Burkhard Müller-Ullrich | 25.01.2015
    Auschwitz-Birkenau
    Mehr als eine Million Menschen brachten die Nationalsozialisten in Auschwitz um. (picture-alliance/ dpa)
    "Wir wissen erst höchstens 20 Prozent über den Holocaust" - mit dem Zitat des Forschers und Holocaust-Überlebenden Raul Hilberg weist Bernward Dörner auf die Notwendigkeit einer Holocaust-Forschung hin. Das Wissen sei noch so gering, weil Täter die Quellen systematisch vernichtet oder lange geschwiegen hätten, zudem "sterben Zeitzeugen weg".
    Die Auschwitz-Erinnerung sei jedoch wichtig, um zu verstehen, wie es zu "Zivilisationsbruch und Völkermord kommen konnte", sagte Dörner. Beim Überliefern reflektierter Erinnerung steige künftig die Rolle von Quellen und Interviews. Diese bewegten Bilder und gedruckten Erinnerung gelte es zu diskutieren.
    Rituale könnten dabei der Erinnerung eine Struktur geben, "unintelligente, unreflektierte Rituale" hingegen würden abstumpfen lassen.
    Da 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung antisemitische Ressentiments hegen, sei es wichtig, diesem Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft konsequent entgegen zu treten.
    Das vollständige Gespräch mit Bernward Dörner können Sie mindestens bis zum 26.06.2014 in unserem Audio-on-demand-Bereich nachhören.