Sie befürchten berufliche Nachteile oder haben Angst, Schwächen zu zeigen. In einer heute von der Bundeswehr vorgestellten Studie hat die Technische Universität Dresden (TU) herausgefunden, dass die meisten posttraumatischen Störungen nach Auslandseinsätzen von den Soldaten verschwiegen werden und damit unerkannt bleiben.
Nur jeder Fünfte sucht Hilfe
Der Studie zufolge nimmt nur etwa jeder fünfte Betroffene tatsächlich professionelle Hilfe in Anspruch und lässt seine posttraumatische Störung behandeln. Ein Teil der Soldaten litt allerdings bereits vor den Auslandseinsätzen an psychischen Störungen. Nach Angaben von Studienleiter Hans-Ullrich Wittchen erhöhen solche Vorbelastungen das Risiko einer Erkrankung nach dem Einsatz erheblich.
Unerkannt vorbelastete Soldaten hätten ein vier- bis sechsfach höheres Risiko, mit einer neuen psychischen Störung aus dem Einsatz zurückzukehren. Die Experten der Studie fordern deshalb verbesserte Diagnoseverfahren, um Vorbelastungen zu erkennen.
Nur psychisch gesunde Soldaten sollen ins Ausland
Der Wehrbeauftragte des Bundestags Hellmut Königshaus (FDP) forderte: "Nur psychisch gesunde Soldatinnen und Soldaten dürfen in Auslandseinsätze gehen." Es gebe bereits vom Verteidigungsministerium ein Pilotprojekt, das psychologische Screeningverfahren erarbeitet, um bereits bestehende Belastungsstörungen vor den Einsätzen zu erkennen.
Die Studie zeigt, dass etwa jeder vierte Soldat im Auslandseinsatz ein traumatisches Erlebnis hat. Etwa 13 Prozent sind sogar mit mehr als drei traumatischen Erlebnissen konfrontiert. Nach der Rückkehr erkranken knapp drei Prozent der Soldaten an einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Darüber hinaus leiden viele Soldaten nach dem Einsatz unter Angststörungen und Alkoholproblemen.
Störung nicht in Personalakte aufnehmen
Um den Betroffenen Mut zu machen, zu ihren Problemen zu stehen, empfehlen die Forscher , die psychischen Erkrankungen keinesfalls in die Personalakten einzutragen, da so die Laufbahn der Betroffenen gefährdet werde. In den Befragungen hätten die Soldaten mitgeteilt, dass sie "massive Barrieren" wahrnähmen, über ihre psychischen Probleme mit Vorgesetzten zu sprechen. Das sollte laut der Studie bei den geforderten verbesserten Tests berücksichtigt werden.
Die sogenannte Dunkelzifferstudie der TU Dresden wurde 2009 vom Bundestag in Auftrag gegeben. Bereits 2011 veröffentlichten die Forscher erste Ergebnisse. Für den zweiten Teil, die heute vorgestellte Längsschnittanalyse, wurden 2500 Soldaten erneut befragt.