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Außenhandel wieder gestiegen
Die deutschen Exporte laufen trotz Corona-Pandemie

Die starke Exportwirtschaft ist mitverantwortlich dafür, dass sich Deutschland die ganzen Corona-Hilfsmaßnahmen überhaupt leisten kann. Die jüngsten Zahlen lassen hoffen, dass das auch in nächster Zeit weiter so sein wird. Neue Rekorde wird es aber nicht geben.

Von Günther Hetzke | 08.01.2021
Containerschiff "Xin Ou Zhou" aus Shanghai in China bei der Containerverladung am Containerterminal Eurokai, links, und andere Schiffe am Burchardkai im Hamburger Hafen
Containerschiff "Xin Ou Zhou" aus Shanghai bei der Containerverladung in Hamburg (dpa / imageBROKER / Justus de Cuveland )

Was sagen die Zahlen zum deutschen Außenhandel im November aus?

Interessant sind vor allem zwei Punkte: Wie ist die allgemeine Lage und wie sieht es bei wichtigen Handelspartnern aus. Bei der Gesamtlage sehen wir, dass die Exporte auch im November und damit den siebten Monat in Folge gestiegen sind – um 2,2 Prozent zum Vormonat, aber sie haben nicht das Niveau zum Vorjahresmonat erreicht. Denn hier sehen wir ein Minus um 1,3 Prozent. Und bei der deutschen Leistungsbilanz gab es im November einen Überschuss.
Wie es in der deutschen Exportwirtschaft läuft, ist wichtig für einen stabilen Arbeitsmarkt in Deutschland und damit auch für unseren Wohlstand, damit wir uns beispielsweise all die Corona-Hilfsmaßnahmen im wirtschaftlichen, aber auch beruflichen und privaten Bereich überhaupt leisten können.
Herbstprognose - Wirtschaftspolitik bleibt in Corona-Zeiten ein Blindflug Die deutsche Wirtschaft sei trotz Corona-Pandemie gut durchs dritte Quartal gekommen, kommentierte Günter Hetzke im Dlf. Allerdings sei eine Prognose über das nächste Quartal oder das Folgejahr wenig wert.

Wo sind Produkte "Made in Germany" besonders gefragt?

Wichtig ist hier der Blick auf die EU, auf die USA und auf China. Kurz zu den Gründen: Die EU ist die wichtigste Absatzregion für Waren aus deutscher Produktion, die USA sind seit Jahren der größte Einzelmarkt für den deutschen Export, sind sie es auch unter Trump geblieben. Und China ist nicht nur bemüht größter Einzelmarkt zu werden, sondern ist derzeit auch ein stabilisierender Faktor. Denn während nahezu der Rest der Welt in der Rezession steckt, wird China voraussichtlich als einzige große Volkswirtschaft auch 2020 ein Wachstum verzeichnen. Und von dieser Wirtschaftserholung könnte auch die deutsche Wirtschaft profitieren, so die Hoffnung der Exportwirtschaft. Und die Exporte nach China sind tatsächlich gestiegen, um deutliche 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Da ging die Rechnung auf. Dagegen sanken die Ausfuhren in die EU-Staaten um 1,7 Prozent, da macht sich die Corona-Pandemie und die schwächelnde Konjunktur eben doch bemerkbar. Die Exporte nach Großbritannien übrigens legten im November zu. Und bleibt noch der Blick in die USA: Hier sanken die Importe weiter. Rund läuft das US-Geschäft weiterhin nicht.
Die Veränderung der Weltwirtschaftsordnung beschleunigt sich Fehlende Atemschutzmasken, zu wenig Kittel und Handschuhe: Die Corona-Pandemie hat im Frühjahr die Risiken der globalen Arbeitsteilung offengelegt. Aber auch schon vor der Pandemie hatte ein Umdenken eingesetzt.

Lassen die November-Zahlen Rückschlüsse auf das Gesamtjahr zu?

Ja, einen weiteren Rekord wird es beim Exportmeister aus Europa nicht geben. Das steht fest. Der Branchenverband BGA hatte ja bereits eine erste Prognose vorgelegt, wonach der deutsche Außenhandel 2020 um mindestens zwölf Prozent schrumpfen wird. Und zwölf Prozent, um das mal zu übersetzen, das bedeutet in Euro einen Warenwert von rund 160 Milliarden, die weniger eingenommen werden. Die Jahresbilanz für 2020 werde trostlos ausfallen, so der BGA. Aber als Trostpreis bleibt, dass die 1-Billion-Euro-Marke wohl wieder überschritten wird beim Warenwert, der exportiert wurde.