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Außenminister Maas in Japan
"Wir brauchen einen deutsch-japanischen Schulterschluss"

Außenminister Heiko Maas (SPD) beschwört auf seiner Asienreise eine internationale Wertegemeinschaft. Allerdings keine ohne die Vereinigten Staaten von Amerika. Vielmehr möchte er sich mit Ländern wie Japan zusammentun, um gemeinsam "noch stärker auf die USA einwirken" zu können.

Von Klaus Remme | 25.07.2018
    Auf der Suche nach gemeinsamen Werten: Deutschlands Außenminister Heiko Maas (SPD) zu Besuch beim japanischen Amtskollegen Taro Kono
    Auf der Suche nach gemeinsamen Werten: Deutschlands Außenminister Heiko Maas (SPD) zu Besuch beim japanischen Amtskollegen Taro Kono (picture alliance / dpa / Kyodo / MAXPPP)
    Weder Ort noch Zeitpunkt dieser Reise sind zufällig, bekräftigt Heiko Maas in Tokyo. Gleich nach Unterzeichnung des Freihandelsabkommens zwischen Japan und der EU will der deutsche Außenminister unterstreichen, dass dieses Projekt, ein Meilenstein, wie er sagt, nicht nur wirtschaftliche Dimensionen hat.
    "Japan und Deutschland sind wahre Freunde", so sagte es Maas in einer Rede am Nachmittag Ortszeit in der japanischen Hauptstadt und so steht es fett gedruckt im Manuskript. Man ist derzeit versucht, jeden Satz des Außenministers als Abgrenzung zu Donald Trump im Weißen Haus zu verstehen.
    "Ein Schulterschluss von Wertepartnern"
    Maas nennt den amerikanischen Präsidenten namentlich, ein Präsident, der über Jahrzehnte gewachsene Allianzen per Tweet in 280 Zeichen in Frage stelle, so Maas. Seine Konsequenz lautet:
    "In dieser weltpolitischen Lage brauchen wir, wie ich finde, einen deutsch-japanischen Schulterschluss, weil es auch ein Schulterschluss von Wertepartnern ist."
    Das Freihandelsabkommen sei eine Antwort auf America First. Mehr noch, so Maas, es sei ein Signal in Richtung Osten und Westen. Handel mit verlässlichen Regeln schaffe Wohlstand für alle. Jede internationale Ordnung beruhe auf Vertrauen in die Einhaltung von Verträgen und den Bestand eines gegebenen Wortes.
    Erste gemeinsame Erklärung seit Joschka Fischer
    Maas und sein japanischer Amtskollege Kono hatten eine gemeinsame Erklärung verabschiedet, immer wieder geht es um eine engere Zusammenarbeit auf vielen Ebenen. Kono betonte, das letzte Mal sei eine solche Erklärung abgegeben worden, als der deutsche Außenminister noch Joschka Fischer hieß. Auch Maas sieht grundsätzlich neue Möglichkeiten:
    "Deutschland und Japan können zum Kern einer Allianz der Multilateralisten werden. Eine Allianz von Ländern, die bestehende Regeln gemeinsam verteidigen, die Leerstellen füllen, die auch durch den Rückzug von anderen aus weiten Teilen der Weltbühne entstehen und entstanden sind."
    Eine Allianz der Multilateralisten, das soll nichts konkret Institutionelles werden, eher eine Art Netzwerk. Morgen ist Heiko Maas in Südkorea. Aus seiner Sicht ein weiterer Kandidat für diese Allianz. Kanada, ein weiterer Anwärter.
    Nicht ohne USA handeln, sondern zusammen auf sie einwirken
    Frage an den Außenminister: Erweckt er mit diesen Ansprüchen nicht den Eindruck, es gehe auch ohne die Amerikaner:
    "Wir wollen nicht, dass es ohne die Amerikaner geht, denn sie werden auch gebraucht als eine große Ordnungsmacht im 21. Jahrhundert, deshalb wollen wir noch stärker auf die USA einwirken und dort, wo es notwendig ist, davon abhalten, rote Linien zu überschreiten. Es geht nicht darum, sich um die USA herumzuorgansieren, sondern es geht auch darum, die Vereinigten Staaten gemeinsam anzusprechen, mehr als das in der Vergangenheit der Fall war."
    Im kommenden Jahr übernimmt Japan den G20-Vorsitz, Deutschland einen Sitz im UN-Sicherheitsrat. Beide wollen sie die Gelegenheit nutzen, den Multirlateralismus zu stärken.