Dienstag, 30. April 2024

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Ausstellung im Israel-Museum
Die Wiege der Christenheit

Das Israel-Museum in Jerusalem ist riesig und für Besucher eine konditionelle Herausforderung. Für seine zahlreichen Stücke frühchristlicher Geschichte hat es nun eine neue Tour konzipiert. Diese führt über zwölf Stationen durch die "Wiege der Christenheit".

Von Tim Aßmann | 29.03.2018
    Ein Modell im Maßstab 1 zu 50 zeigt das antike Jerusalem im Israel-Museum
    Ein Modell im Maßstab 1 zu 50 zeigt das antike Jerusalem im Israel-Museum (Deutschlandradio / Tim Aßmann)
    Im Garten des Israels Museums steht eines der Highlights. Ein Modell im Maßstab 1 zu 50 zeigt das antike Jerusalem, so wie es im Jahr 66 nach Christi wahrscheinlich ausgesehen hat. David Mevorach ist leitender Kurator des Museums. Sein Spezialgebiet ist die hellinistische, römische und byzantinische Zeit. Mevorach steht vor dem riesigen Stadtmodell. So sah das Jerusalem aus, durch das Jesus gegangen ist, sagt der Kurator und dann zeigt er Orte, die sich mit Jesus in Verbindung bringen lassen.
    "Einer davon sind die Teiche von Bethesda, hier, nördlich des Tempelberges. Dort heilte Jesus in einem seiner ersten Wunder Kranke."
    Das Israel-Museum ist riesig und für Besucher eine konditionelle Herausforderung. In der Dauerausstellung gibt es eine ganze Reihe von Bezügen zum frühen Christentum, aber sie waren bisher unter rund 500.000 Exponaten versteckt. Eine neue Tour führt über zwölf Stationen zu herausragenden Funden aus frühchristlicher Zeit – wie einer antiken Stufe mit einer Inschrift.
    "Hier steht Tiberium, Pontius Pilatus, Prefectus Judea. Das Gebäude war also Kaiser Tiberias gewidmet und zwar vom Präfekten Pontius Pilatus."
    Die Stufe mit dem Namen jenes römischen Statthalters, der Jesus zum Tod verurteilte, ist nicht der einzige Fund mit Bezug zur Kreuzigungsgeschichte. David Mevorach bleibt neben einem Kasten aus Sandstein und mit Deckel stehen. In solchen Kästen wurden im ersten Jahrhundert vor und im ersten Jahrhundert nach Christi Knochen von Verstorbenen aufbewahrt.
    Kostenlose Führungen durch das Museum
    "Ein Ossuarium ist ein Gebeinkasten. Dieser hier, gefunden im Norden Jerusalems, ist ein sehr prachtvoller. Man sieht die Inschrift: Josef, Sohn des Kaiphas, als jenes Hohepriesters, der Jesus festnehmen liess, vor Gericht stellte und ihn den Römern übergab."
    In einem weiteren Gebeinkasten wurde ein Fund entdeckt, der einen indirekten Bezug zur Kreuzigungsgeschichte darstellt.
    "Darin war das Skelett eines jungen Mannes im Alter zwischen 24 und 28. Sein Fersenbein war von einem langen Eisennagel durchbohrt. Das ist der einzige Fund eines gekreuzigten Knochens weltweit."
    Eine Nachbildung des Knochens mit dem Nagel ist im Museum zu sehen und nun auch Teil der Tour. Ziel sei über die Wurzeln des Christentums in der Region zu informieren, und darüber wie eng es mit dem Judentum und dem Islam verbunden sei, sagt Kurator Mevorach.
    "Nicht genügend unserer Besucher hier und speziell der Touristen wissen wie viele sehr wichtige christliche Funde in unserer Dauerausstellung sind. Funde im Zusammenhang mit den zentralen Ereignissen hier im Heiligen Land."
    Es werden kostenlose Führungen durch die Tour angeboten. Der Titel passt zur Zielsetzung des Museums: Die Wiege der Christenheit.