Donnerstag, 02. Mai 2024

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Ausstellung "Love. Ren Hang"
Nacktheit als Waffe

Schmerzvoll provokant, introvertiert und träumerisch surreal sind die genderqueeren Kompositionen des verstorbenen chinesischen Fotokünstlers und Lyrikers Ren Hang. Die Galerie c/o Berlin stellt sie zur Zeit aus. "In China ist er sehr stark angeeckt", sagte Kurator Felix Hoffmann im Dlf.

Felix Hoffmann im Corsogespräch mit Sigrid Fischer | 09.12.2019
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Ren Hang: "Untitled 38", 2015 (Courtesy Estate of Ren Hang und OstLicht, Galerie für Fotografie, Wien)
Tiefe Blicke direkt in die Kamera, akrobatische Posen von jungen Männern und Frauen mit skurrilen Requisiten, Tiere und Pflanzen im grellen Blitzlicht, eingebettet in urbanen Landschaften, privaten Räumen oder in der Natur zwischen Reisfeldern, Lotusteichen und Kakteen. So wird die Fotokunst des jungen Chinesen Ren Hang in der Ankündigung zur Ausstellung "Love. Ren Hang" im c/o Berlin beschrieben. Die Fotos sind mit Freunden und Freundinnen in seiner Wohnung, in Hotelzimmern oder in der Natur entstanden. Seine Protagonisten sind meistens nackt.
Im Alter von 29 Jahren hat sich Ren Hang vor fast drei Jahren das Leben genommen. Dies ist seitdem die zweite Ausstellung in Deutschland.
Rezeption in der freien Social Media-Welt
Ren Hang habe es relativ früh geschafft, in den Social-Media-Kanälen aktiv zu sein und viele Follower zu gewinnen, sagte Kurator Felix Hoffman im Dlf. Die Rezeption seiner Fotos finde in China vor allem in dieser freien Welt des Internets statt. Denn in Museen und kommerziellen Galerien komme er kaum vor. Der gerahmte Ren Hang als Museumware finde in Europa statt, so Felix Hoffmann.
Es sei ihm einerseits darum gegangen, eine neue Fotografiesprache zu entwickeln, und andererseits habe er versucht, mit Nacktheit, die in China als Waffe und Aktionismus verstanden werden könne, in die Gesellschaft zu wirken. Damit sei er in China stark angeeckt.
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Ren Hang: "Untitled" (Untitled, 2012 © Ren Hang. Courtesy Estate of Ren Hang and Stieglitz 19,)
Seine Bilder seien eine Mischung aus Protestkultur, Nachdenken über Vergänglichkeit, über Körperlichkeit und Performancekunst, so Hoffmann, wenn er etwa Körperteile zu Ornamenten strukturiere, Fingernägel in Münder fassten oder er seine Modelle mit Tieren interagieren lasse. Er habe zeigen wollen, dass es schöne, selbstbewusste Körper sind. "Wie kann er einen Impuls in die Gesellschaft geben, um ein Freiheitsgefühl zu erzeugen", auch darum sei es Ren Hang gegangen.
Wir haben noch länger mit Felix Hoffmann gesprochen - hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
Seine Mutter verwalte den künstlerischen Nachlass; für Kuratoren sei es nicht leicht, mit der Familie das Copyright abzustimmen, sagte Felix Hoffmann. So sei es zum Beispiel nicht erlaubt, einen Katalog zur Ausstellung anzufertigen.
Das physische Bild an der Wand
Obwohl viele Bilder von Ren Hang im Internet kursieren, ist Felix Hoffmann überzeugt: "Das physische Bild an der Wand ist das, was uns begeistert." Auch eine junge Generation würde sich damit auseinandersetzen und sich nicht nur das digitale Bild am Bildschirm ansehen wollen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Die Ausstellung "Love. Ren Hang" ist bis zum 29. Februar 2020 im c/o Berlin zu sehen