Dienstag, 07. Mai 2024

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Ausstellung über Urbanismusprojekte
Architektur für einen Planeten in der Krise

Autofreie Zonen für mehr Lebensqualität, temporäre Gärten an Stelle von Klimaanlagen und ehemalige Kaufhäuser als Begegnungsstätten: die Ausstellung "Critical Care" in Wien zeigt ökologisch wertvolle Architekturlösungen. Keine Utopien, sondern reale Projekte, die funktionieren.

Laura Weißmüller im Gespräch mit Antje Allroggen | 27.04.2019
Swimmingpool auf dem Dach eines modernistischen Kaufhausgebäudes in São Paulo, das von Paulo Mendes da Rocha und MMBB Architekt*innen in ein soziales Kultur-, Sport- und Gesundheitszentrum umgebaut wurde und natürlich ventilierte, öffentlich zugängliche Räume bietet
Auf dem Dach eines modernistischen Kaufhausgebäudes in São Paulo, das in ein soziales Kultur-, Sport- und Gesundheitszentrum umgebaut wurde (Ana Mello)
Die Erde befindet sich im Dauerbeschuss der unterschiedlichen Krisen: Klimakatastrophe, Artensterben, Flucht und Verdrängung sind nur einige von vielen. Architektur und Urbanismus haben daran ihren Anteil - das Bauen ist weltweit für sechzig Prozent des Mülls verantwortlich. Aber Archgitektur kann auch helfen Krisen zu bewältigen. Die Ausstellung "Critical Care" im Architekturzentrum Wien stellt Architektur-Konzepte für einen Planeten in der Krise vor.
Rückeroberung öffentlicher Räume
Zu sehen sind unter anderem die so genannten "Superblocks" in Barcelona: Stadtteile, die inzwischen autofrei sind und deren Bewohner sich nach und nach die öffentlichen Räume wieder erobert haben. Ein echter Gewinn für die Bürger, so Architekturkritikerin Laura Weißmüller im Dlf. Ebenso beeindruckend sei die Umwandlung eines Kaufhauses im brasilianischen Rio, das inzwischen zu einer kulturellen Begegnungsstätte mit Schwimmbad auf dem Dach umfunktioniert ist.
"Critical care" zeigt einundzwanzig weltweite Projekte, die eines gemeinsam haben - viele unterschiedliche Akteure haben an einem Strang gezogen. Kommunale Verwaltungen und Bürgerinitiativen haben zusammengearbeitet. Die Krisen sind zu groß als das Graswurzelbewegungen sie alleine bewältigen könnten, sagte Laura Weißmüller.
Nachhaltiges Bauen mit viel Zeit und wenig Geld
Das Schöne an der Ausstellung sei, dass keine utopischen Bauvorhaben zu sehen seien, sondern reale Projekte, die deutlich machen: Ökologie ist machbar, auch mit wenig Geld, aber mit viel Zeit.
Auch die Ausstellung selber steht ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit- die Halle der Wiener Architekturmuseums ins nicht klimatisiert. Stattdessen hat man vor die Halle Bäume zur Verschattung geplanzt und einen temporären Garten angelegt. Die Ausstellungsarchitektur selbst ist aus fester Pappe, die recycelt werden kann.